Sonntag, Oktober 6, 2024
5.8 C
München
spot_img

Unter 10 Euro: Rosé à la Fondrèche

So sah die Einleitung aus, die ich vor knapp 2 Jahren über den 2015er Jahrgang geschrieben habe, und sie gilt auch heute noch. Daher habe ich diesen Text wieder für Sie aus der Versenkung geholt – denn der Rosé à la Fondrèche passt hervorragend zu diesen sommerlichen Temperaturen um in entspannter Atmosphäre das Wochenende einläuten zu lassen.

2017 Ventoux Rosé

Rosé ist kein Wein, sondern eine Farbe. Das muss hier mal gesagt werden. Und Farbe kann man nicht trinken. Die Farbe eines Rosé-Weins sagt nichts über den Wein aus, außer über seine Farbe. Nichts darüber, wie er schmeckt. Ob er leicht oder schwer ist. Ob er – technisch gesprochen – ein Saftabzug („Saignée“) von einem Rotwein ist oder ein Wein, der ein paar Stunden auf der Maische gestanden hat. Also praktisch ein Blanc de Noirs.

Manche Rosés sind auch eine Mischung von Weiß- und Rotwein. Sie dürfen sich (außer beim Champagner) dann zwar offiziell nicht Rosé nennen. Aber wen kümmert das? Sie sehen aus wie ein Rosé und werden als Rosé angeboten. Auch farblich gibt es viele Spielarten. Sie reichen von leuchtend erdbeerrot über lachsrot und zwiebelrot bis zu blassem kupferrot. Auch Pink ist möglich.

Kein Allerwelts-Rosé

Domaine de Fondrèche mit Mont Ventoux

Der Rosé der Domaine de Fondrèche ist zwiebelrot: ein leichter, fast filigraner Wein, zartfruchtig mit angedeuteten Noten von roten Beeren, sehr frisch und easy zu trinken. Klingt nach einem Allerwelts-Rosé, ist es aber nicht. Im Gegenteil: So einen Rosé findet man nicht alle Tage. Er wird aus den Sorten Grenache, Syrah und Cinsault gewonnen. Aber es sind keine Trauben zweiter Wahl. Während ein Großteil der Rosés, die in Frankreich und anderswo erzeugt werden, aus Trauben gekeltert sind, die nicht gut genug für einen Rotwein sind,  werden sie auf der Domaine de Fondrèche ganz gezielt für den Rosé angebaut. Das schmeckt man.

Die Domaine de Fondrèche, die diesen Rosé erzeugt, liegt am Fuße des Mont Ventoux, jenem mythischen Berg, der 1336 von dem Naturphilosophen Francesco Petrarca zum ersten Mal bestiegen wurde – damals eine Ungeheuerlichkeit, galten Berggipfel doch als heilig. Die Besteigung gilt unter Wissenschaftlern als Geburtsstunde des Alpinismus. Berühmt ist der Berg heute vor allem deshalb, weil die Tour de France jedes Jahr über ihn verläuft.

Die Trauben werden früh, aber nicht unreif geerntet

Winzer Sébastien Vincenti
Winzer Sébastien Vincenti

Eigentlich ist die Domaine de Fondrèche für ihre Rotweine berühmt. Sie zählen zu den höchst gelobten der Südlichen Rhône (die Appellation Ventoux gehört zur Südlichen Rhône). Sie sind kräftig gebaut, prunken mit Fülle und Vielschichtigkeit, und auch ihr Alkohol ist nicht zu knapp bemessen. Der amerikanische Weinkritiker Robert Parker überschlägt sich geradezu in seinen Lobgesängen auf die Fondrèche-Weine, was dazu geführt hat, dass diese in den letzten Jahren preislich kräftig angezogen haben.

Ganz anders der Rosé. Er ist von Sébastien Vincenti, dem Winzer, als leicht zu trinkender Sommerwein konzipiert und auch preislich noch auf dem Boden geblieben. Vincenti erntet die Trauben zwar früh, aber nicht unreif. Er verlässt sich dabei auf seine kalk- und lehmhaltigen Böden, die auch bei den Rotweinen für Aromentiefe und Geschmacksintensität verantwortlich sind. Der Alkoholgehalt liegt bei 12,5 Vol.%, was für einen Wein aus dem Süden Frankreichs beachtlich ist. Beachtlich wenig. Normalerweise hat der Fondrèche-Rosé sogar nur 12 Vol.%.

Zu diesem Wein darf man ruhig „lecker“ sagen

Seine Farbe bekommt der Wein dadurch, dass der Saft nach dem Pressen ein paar Stunden Kontakt mit den Schalen hat. In dieser Zeit gehen Farbstoffe in den Most über. Dadurch färbt sich dieser leicht rot. Während dieser Maischestandzeit nimmt der Most auch viele Geschmacksstoffe (beziehungsweise deren Vorläufer) auf, die in den Schalen sitzen. Der Wein bekommt dadurch seinen intensiven Geschmack. Nach ein paar Stunden werden Schalen und Most dann getrennt und Letzterer allein vergoren. Das Resultat: einer der besten Rosés der fruchtig-leichten Richtung.

Übrigens: Zu diesem Rosé darf man schon mal „lecker“ sagen, ohne sich gleich die Verachtung von Weintrinkern höherer Erleuchtungsstufe einzuhandeln.


2017 Ventoux Rosé | Domaine de Fondrèche
Preis: € 7,95
Bezug: www.gute-weine.de


Die­sen Wein jetzt schnell und ein­fach für Gas­tro­no­mie und Han­del bestel­len!

https://www.bottleport.io/

- Anzeige -spot_img
- Anzeige -spot_img

Autor

Jens Priewe
Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

Must know

- Anzeige -spot_img

Ähnliche Artikel

- Anzeige -spot_img