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Unter 10 Euro: „Fabelhaft“ jetzt auch von der Mosel.

„Fabelhaft“ – so heißt der Bestseller vom Douro aus Portugal. Dirk Niepoort, Vorsteher der gleichnamigen Portwein-Kellerei, hatte einst die Idee zu diesem einfachen Rotwein, der „die ganze Persönlichkeit der Douro-Region zeigt, ohne modern, dick, süß, fett, kitschig-fruchtig, holzig, mega-dunkel zu sein“ – so die Worte des Deutsch-Holländers. Mehrfach wurde der „Fabelhaft“ zum „Rotwein des Jahres“ gekürt – nicht wegen herausragender Qualität, sondern wegen herausragender Marketingleistung. Das witzige Etikett mit den Wilhelm Busch-Zeichnungen, der ungewöhnliche Name, der alltagstaugliche Preis – all das hat die Bekanntheit und den Verkauf des Weins beflügelt.

Keine Spannung, kein Spiel

Nun gibt es auch einen „Fabelhaft“ von der Mosel. Er hat ebenfalls ein Wilhelm Busch-Etikett (allerdings mit einer anderen Fabel). Auch der Preis ist so kalkuliert, dass ihn sich Menschen mit schmalem Geldbeutel leisten können. Und die Qualität? Expressiv, authentisch, mineralisch-hefig mit kräftiger, limettenartiger Säure, leichtfüßig (11% Vol.), spontan vergoren mit typischem Schießpulver-Duft. Ein einfacher, aber seriöser Wein. Allerdings habe ich Zweifel, dass der „Fabelhaft“ Riesling langfristig ähnlich erfolgreich sein wird wie das portugiesische Pendant. Ihm fehlt die Spannung. Er hat kein Spiel. Er schmeckt einfach nur trocken. Trinkfluss kann da nicht aufkommen, auch wenn Niepoort das Gegenteil behauptet. Trotz relativ moderater Säure (7,60 g/l) und leichter Restsüße (7,5 g/l) ist dieser Wein spröde. Er macht, was für junge Winzer so überaus wichtig ist, keine Lust auf mehr.

Fio Wines: Riesling, aber bitte „altmodisch“

Wie kam es überhaupt zu diesem Wein? Nach Streitigkeiten innerhalb der Familie über die Führung der portugiesischen Besitztümer hatte Niepoort 2016 seinen Abgang aus Portugal geplant. Er wollte Moselwinzer werden. Ein paar Hektar Weinberge hatte er schon gekauft, Auch ein Partner war bereits gefunden, der für die Bewirtschaftung sorgen und die notwendige Kellertechnik zur Verfügung stellen sollte. Doch dann entwickelten sich die Dinge anders. Das Familienproblem wurde gelöst, Niepoort blieb in Portugal. Dafür begeisterte sich sein Sohn Daniel für das Riesling-Abenteuer. Er zog an die Mosel und bildete mit dem Partner, dem jungen Moselwinzer Philipp Kettern, der gerade das elterliche Weingut in Piesport übernommen hatte, die Firma Fio Wines. In sie wurden die Weinberge eingebracht. Das Ziel: „altmodische“ Weine zu erzeugen, die händisch gelesen werden, lange im Stahltank gären, noch länger in 1000 Liter-Moselfuder auf der Vollhefe reifen, nur minimal geschwefelt werden. Die beiden Jungwinzer haben sich mit Leidenschaft in das Projekt gestürzt mit dem unbedingten Willen, die Vorgaben umzusetzen. 2017 legten sie erstmals eine Kollektion leichter, eleganter Rieslinge vor, vom prickelnden Pet Nat bis zum hochfeinen Lagenwein.

Philipp Kettern taucht mit alten neuen Mosel Rieslingen auf
Fabelhaft Mosel Riesling 2017

„Wir wollen mit dem „Fabelhaft“ nicht reich werden

Der „Fabelhaft“ Riesling entspringt einem „Sonderprojekt“, wie Philipp Kettern es nennt. Die Trauben für ihn kommen nicht von den 17 Hektaren, auf die Fio Wines zurückgreifen kann. Sie kommen von umliegenden Winzern, die teilweise sehr gute Lagen besitzen, aber nicht selbst füllen und bei derzeit 60 Cent für den Liter Offenwein keinen Anreiz haben, die Reben weiter zu bewirtschaften. Mit dem „Fabelhaft“ Riesling möchten Kettern und Niepoort das ändern. „Wir wollen mit dem ‚Fabelhaft’ nicht reich werden, sondern helfen Steillagen zu erhalten“, erklärt Kettern.

Ein edler Gedanke, ein cooles Vorhaben. Aber Mosel ist nicht Douro und nicht Dåo. Die Molitors, die Haags, die von Schuberts, die Kollmanns, die Haarts wissen das. Bleibt zu hoffen, dass die beiden (mit Vater Dirk die drei) die Kurve kriegen. Vielleicht werden die 2018er und 2019er tatsächlich jenen „fabelhaften Trinkfluss“ haben, mit dem die Winzer und der Handel jetzt schon werben.

Der Wein
2017 „Fabelhaft“ Mosel Riesling
Preis: 9,95 Euro
Bezug: Die Weinquelle, Langbaurghstrasse 6, 53842 Troisdorf, www.die-weinquelle.de


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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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