Unter 10 Euro: „Fabelhaft“ jetzt auch von der Mosel.

Fabelhaft Mosel Riesling 2017
Der Portwein-Pionier Dirk Niepoort hat Weinberge an der Mosel gekauft. Seine ersten Rieslinge sind schon auf der Flasche – auch ein „Fabelhaft“. Ein neuer Bestseller? Jens Priewe weiß nicht so recht.

„Fabel­haft“ – so heißt der Best­sel­ler vom Dou­ro aus Por­tu­gal. Dirk Nie­po­ort, Vor­ste­her der gleich­na­mi­gen Portwein-Kellerei, hat­te einst die Idee zu die­sem ein­fa­chen Rot­wein, der „die gan­ze Per­sön­lich­keit der Douro-Region zeigt, ohne modern, dick, süß, fett, kitschig-fruchtig, hol­zig, mega-dunkel zu sein“ – so die Wor­te des Deutsch-Holländers. Mehr­fach wur­de der „Fabel­haft“ zum „Rot­wein des Jah­res“ gekürt – nicht wegen her­aus­ra­gen­der Qua­li­tät, son­dern wegen her­aus­ra­gen­der Mar­ke­ting­leis­tung. Das wit­zi­ge Eti­kett mit den Wil­helm Busch-Zeichnungen, der unge­wöhn­li­che Name, der all­tags­taug­li­che Preis – all das hat die Bekannt­heit und den Ver­kauf des Weins beflü­gelt.

Keine Spannung, kein Spiel

Nun gibt es auch einen „Fabel­haft“ von der Mosel. Er hat eben­falls ein Wil­helm Busch-Etikett (aller­dings mit einer ande­ren Fabel). Auch der Preis ist so kal­ku­liert, dass ihn sich Men­schen mit schma­lem Geld­beu­tel leis­ten kön­nen. Und die Qua­li­tät? Expres­siv, authen­tisch, mineralisch-hefig mit kräf­ti­ger, limet­ten­ar­ti­ger Säu­re, leicht­fü­ßig (11% Vol.), spon­tan ver­go­ren mit typi­schem Schießpulver-Duft. Ein ein­fa­cher, aber seriö­ser Wein. Aller­dings habe ich Zwei­fel, dass der „Fabel­haft“ Ries­ling lang­fris­tig ähn­lich erfolg­reich sein wird wie das por­tu­gie­si­sche Pen­dant. Ihm fehlt die Span­nung. Er hat kein Spiel. Er schmeckt ein­fach nur tro­cken. Trink­fluss kann da nicht auf­kom­men, auch wenn Nie­po­ort das Gegen­teil behaup­tet. Trotz rela­tiv mode­ra­ter Säu­re (7,60 g/l) und leich­ter Rest­sü­ße (7,5 g/l) ist die­ser Wein sprö­de. Er macht, was für jun­ge Win­zer so über­aus wich­tig ist, kei­ne Lust auf mehr.

Fio Wines: Riesling, aber bitte „altmodisch“

Wie kam es über­haupt zu die­sem Wein? Nach Strei­tig­kei­ten inner­halb der Fami­lie über die Füh­rung der por­tu­gie­si­schen Besitz­tü­mer hat­te Nie­po­ort 2016 sei­nen Abgang aus Por­tu­gal geplant. Er woll­te Mosel­win­zer wer­den. Ein paar Hekt­ar Wein­ber­ge hat­te er schon gekauft, Auch ein Part­ner war bereits gefun­den, der für die Bewirt­schaf­tung sor­gen und die not­wen­di­ge Kel­ler­tech­nik zur Ver­fü­gung stel­len soll­te. Doch dann ent­wi­ckel­ten sich die Din­ge anders. Das Fami­li­en­pro­blem wur­de gelöst, Nie­po­ort blieb in Por­tu­gal. Dafür begeis­ter­te sich sein Sohn Dani­el für das Riesling-Abenteuer. Er zog an die Mosel und bil­de­te mit dem Part­ner, dem jun­gen Mosel­win­zer Phil­ipp Ket­tern, der gera­de das elter­li­che Wein­gut in Pie­sport über­nom­men hat­te, die Fir­ma Fio Wines. In sie wur­den die Wein­ber­ge ein­ge­bracht. Das Ziel: „alt­mo­di­sche“ Wei­ne zu erzeu­gen, die hän­disch gele­sen wer­den, lan­ge im Stahl­tank gären, noch län­ger in 1000 Liter-Moselfuder auf der Voll­he­fe rei­fen, nur mini­mal geschwe­felt wer­den. Die bei­den Jung­win­zer haben sich mit Lei­den­schaft in das Pro­jekt gestürzt mit dem unbe­ding­ten Wil­len, die Vor­ga­ben umzu­set­zen. 2017 leg­ten sie erst­mals eine Kol­lek­ti­on leich­ter, ele­gan­ter Ries­lin­ge vor, vom pri­ckeln­den Pet Nat bis zum hoch­fei­nen Lagen­wein.

Philipp Kettern taucht mit alten neuen Mosel Rieslingen auf
Fabelhaft Mosel Riesling 2017

„Wir wollen mit dem „Fabelhaft“ nicht reich werden

Der „Fabel­haft“ Ries­ling ent­springt einem „Son­der­pro­jekt“, wie Phil­ipp Ket­tern es nennt. Die Trau­ben für ihn kom­men nicht von den 17 Hektaren, auf die Fio Wines zurück­grei­fen kann. Sie kom­men von umlie­gen­den Win­zern, die teil­wei­se sehr gute Lagen besit­zen, aber nicht selbst fül­len und bei der­zeit 60 Cent für den Liter Offen­wein kei­nen Anreiz haben, die Reben wei­ter zu bewirt­schaf­ten. Mit dem „Fabel­haft“ Ries­ling möch­ten Ket­tern und Nie­po­ort das ändern. „Wir wol­len mit dem ‚Fabel­haft’ nicht reich wer­den, son­dern hel­fen Steil­la­gen zu erhal­ten“, erklärt Ket­tern.

Ein edler Gedan­ke, ein coo­les Vor­ha­ben. Aber Mosel ist nicht Dou­ro und nicht Dåo. Die Moli­tors, die Haags, die von Schu­berts, die Koll­manns, die Haarts wis­sen das. Bleibt zu hof­fen, dass die bei­den (mit Vater Dirk die drei) die Kur­ve krie­gen. Viel­leicht wer­den die 2018er und 2019er tat­säch­lich jenen „fabel­haf­ten Trink­fluss“ haben, mit dem die Win­zer und der Han­del jetzt schon wer­ben.

Der Wein
2017 „Fabel­haft“ Mosel Ries­ling
Preis: 9,95 Euro
Bezug: Die Wein­quel­le, Lang­bau­rgh­stras­se 6, 53842 Trois­dorf, www.die-weinquelle.de


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