Unter 10 Euro: Bitte anschnallen, Alejandro kommt!

Spanien ist ein riesiges Rotweinfass. Patrick Hemminger hat einen Wein herausgeholt, der ebenso unkompliziert wie opulent ist und kaum mehr kostet als ein Cappuccino bei Starbucks.

Mit pri­va­ten Ein­la­dun­gen ist es immer so eine Sache. Die Gäs­te sol­len einen Wein bekom­men, der Ken­nern wie Nicht-Kennern glei­cher­ma­ßen schmeckt. Einen Wein, der – wie die Exper­ten sagen – Struk­tur und Kom­ple­xi­tät mit­bringt und der – wie die ande­ren es aus­drü­cken – „lecker“ ist. Kein leich­ter Spa­gat. Aber manch­mal gelingt er, etwa beim Ale­jan­dro: ein sat­ter, voll­mun­di­ger Rot­wein aus Nord­spa­ni­en, der weich und wär­mend und rich­tig opu­lent ist, den man aber gleich­zei­tig so unkom­pli­ziert trin­ken kann, als sei es ein Terrassenwein.

Im Vordergrund steht die Frucht

Ich habe den Ale­jan­do im Online-Shop von Sil­kes Wein­kel­ler ent­deckt. Es gibt ihn nur dort, da er eine Sonderabfüllung spe­zi­ell für Deutsch­land ist. Er stammt von den Bode­gas Bor­sao, einer Genos­sen­schaft, deren Mit­glie­der mehr Wein erzeu­gen, als sie in Fla­schen ver­kau­fen kann. Dar­um die Son­der­ab­fül­lung. Der Ale­jan­dro ist zu 70 Pro­zent aus Garnacha- und 30 Pro­zent aus Syrah-Trauben gekel­tert. Die Reb­stö­cke sind 15 bis 30 Jah­re alt, die für den Syrah etwa zehn. Die alko­ho­li­sche Gärung macht er in Stahl­tanks, danach reift er für drei Mona­te in fran­zö­si­schen Bar­ri­ques. Das Holz soll den Wein nur leicht küssen, nicht erschla­gen. Im Vor­der­grund steht die Frucht.

2013 Alejandro
Ale­jan­dro

Gar­nacha ist eine der welt­weit am häu­figs­ten ange­bau­ten Reb­sor­ten. Trotz­dem ist sie nicht son­der­lich bekannt. Der Grund: Die Sor­te hat ver­schie­de­ne Namen. In Frank­reich nennt man sie Gren­ache (Noir). Auf Sar­di­ni­en heißt sie Can­no­nau. Der zwei­te Grund, war­um sich kaum ein Wein­trin­ker die Reb­sor­te merkt, ist, dass die Wei­ne aus ihr nur sel­ten rein­sor­tig aus­ge­baut wer­den und sie des­halb auf dem Eti­kett nicht genannt wird. Die Gar­nacha ist näm­lich ein idea­ler Ver­schnitt­part­ner für kräf­ti­ge Sor­ten wie Tem­pr­anil­lo, Mour­vèd­re oder – auf­ge­passt: Syrah. Wei­ne aus die­sen drei Reb­sor­ten sind oft dun­kel und haben ordent­lich Tan­ni­ne und Alko­hol. Die hel­le Far­be und die weni­gen Tan­ni­ne der Gar­nacha wir­ken da mäßigend.

Garnacha – die Sorte für den Klimawandel

Aber Vor­sicht vor Ver­all­ge­mei­ne­run­gen. Wächst die Sor­te unter extre­men kli­ma­ti­schen Bedin­gun­gen und redu­ziert der Win­zer die Erträ­ge stark, wie zum Bei­spiel an der Süd­li­chen Rhô­ne oder im Prio­rat, sind auch die Grenache-/Garnacha-Weine dicht und schwer. Sie schme­cken dann nach dunk­len Bee­ren und Pflau­men. Die Gar­nacha wird in Zukunft wohl noch wich­ti­ger wer­den. Denn die Sor­te kommt sehr gut mit Hit­ze zurecht. In Zei­ten des Kli­ma­wan­dels freut das die Winzer.

Campo de Borja
Cam­po de Borja

 

Syrah zählt zu mei­nen per­sön­li­chen Lieb­lings­reb­sor­ten. Die Aro­men von dunk­len Früchten, Oli­ven und Pfef­fer begeis­tern mich immer wie­der aufs Neue. Die bes­ten, rein­sor­ti­gen Syrah-Weine kom­men von der nörd­li­chen Rhô­ne. Namen wie Her­mi­ta­ge und Côte Rôtie lösen bei Ken­nern Gän­se­haut aus. Ähn­lich wie Gar­nacha lan­det die Sor­te aller­dings oft in Cuvées, beson­ders in Languedoc-Roussillon, wo sie den ein­fa­chen Vin de Pays mehr Kraft und Struk­tur verleiht.

Bitte anschnallen!

Zurück zum Ale­jan­dro. Der stammt aus der Regi­on Cam­po de Bor­ja, einem Anbau­ge­biet nahe der Stadt Sara­gos­sa in der Regi­on Ara­gon. Die Wein­bau­tra­di­ti­on dort ist sehr alt. Der ers­te Auf­schwung geht zurück auf die Mön­che des Klos­ters Veruela. Dort leg­te man bereits im 14. Jahr­hun­dert gro­ßen Wert auf Qua­li­tät. Dazu trägt das Kli­ma sei­nen Teil bei. Die Son­ne scheint mehr als 2800 Stun­den im Jahr (Wein­re­ben benö­ti­gen min­des­tens 1600), der Nie­der­schlag ist mit 350 bis 450 Mil­li­li­tern pro Jahr aus­rei­chend und die gro­ßen Unter­schie­de zwi­schen Tag- und Nacht­tem­pe­ra­tu­ren garan­tie­ren kräf­ti­ge Wei­ne mit gleich­zei­tig anspre­chen­der Säu­re. Die meis­ten der rund 7500 Hekt­ar Wein­ber­ge wer­den von Genos­sen­schaf­ten bewirt­schaf­tet. Die bekann­tes­te sind die Bode­gas Bor­sao. Sie began­nen in den 1990er Jah­ren damit, jun­ge, intensiv-fruchtige Wei­ne auf den Markt zu brin­gen – eine Sti­lis­tik, die man in dem Anbau­ge­biet bis dahin nicht kann­te. Den Men­schen in aller Welt aber gefiel, was sie da ins Glas beka­men – die Wei­ne wur­den zum Exportschlager.

Die Bode­gas Bor­sao bewirt­schaf­ten rund 1500 Hekt­ar, füllen unter eige­nem Namen aber nur rund 700.000 Fla­schen ab. Der größ­te Teil des Weins wird als Fass­wa­re ver­kauft – oder als Son­der­ab­fül­lung. Eine die­ser Son­der­ab­fül­lun­gen heißt Ale­jan­dro. Ein Leicht­ge­wicht ist sie nicht. Sie hat 15 Vol.% Alko­hol. Zwar schmeckt man ihn nicht. Doch wer vor­hat, zwei oder drei Glas von ihm zu trin­ken, soll­te sich anschnal­len. Und Ihre Gäs­te auch.

Der Wein


Der 2013er Jahr­gang ist lei­der ver­grif­fen, hier die aktu­el­len Daten zum 2014er:

2014 Ale­jan­dro | D.O. Cam­po de Borja
Preis: 7,50 Euro
Bezug: www.silkes-weinkeller.de


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2 Kommentare

  • Vie­len Dank für die­se tol­le Ent­de­ckung und Emp­feh­lung! Mei­ne Frau und ich sind begeis­tert! Und der sym­pa­thi­sche Ser­vice von Silke’s Wein­kel­ler hat das gan­ze noch abge­run­det. Gro­ßes Kino 🙂

    • Hal­lo !
      Die Beur­tei­lung kann ich über­haupt nicht teilen.
      Ich trin­ke seit 20 Jah­ren Rot­wein und den­ke ich kann hier schon ein Urteil fällen.
      Aber was mir hier wider­fah­ren ist deckt sich mit der Beschrei­bung in keins­ter Wei­se, Der Wein ist weder fruch­tig noch weich oder voll­mun­dig. Er hat so gut wie kein Aro­ma und null Abgang. Er ist ein­fach nur tro­cken und sonst nichts. Eine der größ­ten Entäu­schung, die mir bis dato wie­der­fah­ren ist. Da kann ich nur allen Men­schen sagen traut Eurem eige­nen Geschmack und gebt nichts auf frem­de Beurteilungen.

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