Unter 10 Euro: Bernhard Kochs famoser Spätburgunder „S“

2012 Spätburgunder "S"
2012 Spätburgunder "S"
Spätburgunder gibt es schon für unter 5 Euro. Wer gern koloriertes Wasser trinkt, kommt damit auf seine Kosten. 8,20 Euro ist dagegen schon ein ziemlich ambitionierter Preis in der Südpfalz. Aber Bernhard Kochs Spätburgunder „S“ ist besser ist als die meisten doppelt so teuren Bourgogne Pinot Noir.

Der Wein heißt ein­fach Spät­bur­gun­der „S“, und er kommt aus dem Wein­gut Bern­hard Koch im süd­pfäl­zi­schen Hain­feld. Der Buch­sta­be „S“ steht aber nicht für sim­pel. „Wer will, kann ger­ne ‚super’ sagen“, schlägt Win­zer Koch vor. Sau­gut wür­de auch pas­sen. Oder sen­sa­tio­nell. Letz­te­res wäre für einen Basis-Spätburgunder aller­dings etwas über­trie­ben. Der „S“ ist zwar ein Selek­ti­ons­wein, aber sen­sa­tio­nell sind ande­re Spät­bur­gun­der in sei­nem Sor­ti­ment. Davon unten mehr.

Schon beim Schnuppern: die typische Pinot-Nase

Kochs Spät­bur­gun­der „S“ kommt von ver­schie­de­nen Par­zel­len zwi­schen Hain­feld und Wey­her. Auf den dor­ti­gen Lehm- und Löss­bö­den ent­steht ein kräf­ti­ger Spät­bur­gun­der. Frucht und mine­ra­li­sche Wür­ze cha­rak­te­ri­sie­ren ihn. So hat der „S“ das, was bei Bur­gun­der­lieb­ha­bern schon beim Anschnup­pern den Adre­na­lin­spie­gel anstei­gen lässt: die typi­sche Pinot-Nase. Pflaumen- und Kirsch­duft ste­hen im Vor­der­grund, dazu eine süße, vanil­li­ge Wür­ze und zar­te Röst­aro­men: Der Wein wur­de ein paar Mona­te lang in gebrauch­ten Bar­ri­ques aus teu­rer, fran­zö­si­scher Eiche ausgebaut.

B. Koch, C. Saka­ta und H.-E. Dau­s­chAm Gau­men ist der „S“ rich­tig druck­voll: 14,1 Vol.% für einen Basis­wein – das ist schon recht üppig. Der Alko­hol­ge­halt ist das Resul­tat eines lan­gen Aus­rei­fens der Trau­ben am Stock. Dadurch bekommt der Wein Extrakt und Süße. Stie­li­ge Noten, wie sie vie­le ande­re, weni­ger gelun­ge­ne Spät­bur­gun­der auf­wei­sen, fin­det man bei ihm nicht, was auch damit zu tun hat, dass Koch und sei­ne jun­ge, aus Japan stam­men­de, in Deutsch­land aus­ge­bil­de­te Kel­ler­meis­te­rin Chie Saka­ta die Mai­sche sehr sanft abpres­sen. Kurz: ein Wein, der wesent­lich mehr Genuss-Parameter auf­weist, als der Preis von 8,20 Euro ver­mu­ten lässt.

Klare Vision vom Spätburgunder

Blick in den Weinberg
Blick in den Weinberg

Wer sich zum Bei­spiel in Bur­gund umschaut und die dor­ti­gen Refe­renz­wei­ne her­an­zieht, also die ein­fa­chen Bour­go­gne Pinot Noir, wird unschwer fest­stel­len, dass die­ser „S“ ein außer­or­dent­lich kom­pe­ti­ti­ver Ver­tre­ter der Reb­sor­te ist. Und das nicht nur, weil er min­des­tens ein Drit­tel weni­ger kos­tet als die fran­zö­si­schen Vorbilder.

Bern­hard Koch ist 57 und kein Schön­geist, kein Büt­ten­red­ner, kein Weinsnob. Er ist ein zupa­cken­der, boden­stän­di­ger Win­zer, der eine kla­re Visi­on vom Spät­bur­gun­der hat. Er sieht ihn als spielerisch-spannungsreichen Wein, mit viel Mine­ra­li­tät in sei­ner hoch­klas­si­gen und viel Frucht in sei­ner ein­fa­chen Ver­si­on, wie etwa beim „S“.

Für Bratwurst und Flammkuchen zu schade

Wein­pa­vil­lon­Knapp 48 Hekt­ar Reben besitzt er und pro­du­ziert rund 400.000 Fla­schen Wein. Im Lehn­stuhl sit­zen und war­ten, dass jemand an die Kel­ler­tür klopft und sei­nen Wein begehrt – das funk­tio­niert nicht mehr in sol­chen Grö­ßen­ord­nun­gen. Hilf­reich kann eine Schank­wirt­schaft sein, wie er sie in Gestalt eines Wein­pa­vil­lons neben dem Gut ein­ge­rich­tet hat. In ihr wer­den sei­ne Wei­ne zur klei­nen Küche aus­ge­schenkt, obwohl vie­le fin­den, dass sei­ne Wei­ne für Brat­wurst und Flamm­ku­chen eigent­lich zu scha­de sind.

Inso­fern war es glück­li­cher Umstand, dass der Gault Mil­lau Bern­hard Koch in sei­ner neu­es­ten Aus­ga­be zum Win­zer mit der bes­ten „Kol­lek­ti­on des Jah­res“ gewählt hat: „Gera­de­zu unglaub­lich die Qua­li­täts­explo­si­on die­ses Hain­fel­der Wein­guts“ heißt es in der Begrün­dung des Wein­gui­des, wobei aus­drück­lich Sau­vi­gnon Blanc, Char­don­nay und Pinot Noir erwähnt wer­den. Zu Recht. Aller­dings haben auch ande­re Win­zer beein­dru­cken­de Weißwein-Kollektionen, eine der­art gute Rotwein-Kollektion wie er dage­gen nur wenige.

Esprit und Eleganz

Ich habe im Janu­ar Kochs 2009er, 2011er und teil­wei­se 2012er Spät­bur­gun­der durch­pro­biert: Cha­peau! Da hat, so mein Ein­druck, einer begrif­fen, was Pinot Noir ist. Was Esprit und Ele­ganz bei einem Wein bedeu­ten. Da wird plötz­lich klar, war­um die gan­ze Welt ver­rückt nach Wei­nen aus die­ser Sor­te ist. Da fan­ge auch ich lang­sam an zu glau­ben, dass deut­scher Spät­bur­gun­der par­ti­ell auf Augen­hö­he mit Pinots Noirs aus dem Bur­gund sein kön­nen – wenn nicht den gro­ßen, dann den sehr guten.

Weinberge bei Leinsweiler im Sommer
Wein­ber­ge bei Leins­wei­ler im Sommer

Denn so gut und unglaub­lich preis­wert Kochs Spät­bur­gun­der „S“ ist – sei­ne Spit­zen­wei­ne spie­len in einer ande­ren, inter­na­tio­na­len Liga. Etwa die Pinot Noir Réser­ve und die Pinot Noir Réser­ve HE: zwei opu­len­te, viel­schich­ti­ge und doch leicht über die Zun­ge hüp­fen­de Wei­ne aus den bes­ten Hain­fel­der Par­zel­len des Gutes. Die Buch­sta­ben HE ste­hen für sei­nen Freund Hans-Erich Dausch, der ihn in öno­lo­gi­schen Din­gen berät. Mit 28 Euro sind die Wei­ne für Pfäl­zer Ver­hält­nis­se ziem­lich teu­er, für inter­na­tio­na­le Ver­hält­nis­se dage­gen unver­schämt preiswert.

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