Es gibt Weine, die man nicht kauft, weil sie einem nicht schmecken. Und es gibt Weine, die schmecken zwar, aber man kann sie nicht richtig aussprechen. In diese Kategorie gehört der Auxerrois von Reinhold und Cornelia Schneider aus Endingen am Kaiserstuhl. Der Name ist wahrscheinlich das größte Handicap dieses Weins. Cornelia Schneider möchte gar nicht aufzählen, wie abenteuerlich falsch sie ihn schon hat aussprechen hören.
Ein bisschen erstaunlich ist das schon angesichts der vielen fremden Vornamen, die Eltern ihren Kindern heutzutage geben. Aber Auxerrois ist, zugegeben, noch ein höherer Schwierigkeitsgrad als Chantal, Jeannette, Philine, Bruce, Kimberley und so. Nur wer Französisch nicht abgewählt hat als Leistungskurs in der gymnasialen Oberstufe, wird wissen, dass man Auxerrois wie „Oh-xerr-oa“ ausspricht.
Milde, herrlich weinige Säure
Auxerrois heißt die Rebsorte, und weil der Wein reinsortig aus ihr gewonnen wird, heißt auch er so. Er schmeckt allen, die leichte Weine lieben, aber eine gewisse Geschmacksfülle nicht missen wollen. Besonders geschätzt wird er von säureempfindlichen Menschen. Oder von Leuten, die nichts gegen eine leichte Restsüße einzuwenden haben, aber gerne möchten, dass „trocken“ auf dem Etikett steht. Das Adjektiv fehlt zwar auf Schneiders Auxerrois. Aber er kommt ja auch aus Baden, wo die Weine in der Regel nicht trocken, sondern durchgegoren sind („trocken“ kann in Deutschland bis zu 10 Gramm Restzucker bedeuten). Dass dieser Auxerrois nicht herb schmeckt, hängt mit seiner milden, herrlich weinigen Säure zusammen. Sie macht den Wein weich und leicht goutierbar, so dass man ohne Probleme auch zwei, drei oder vier Glas von ihm trinkt.
Auf der anderen Seite ist die Säure so mild nun auch wieder nicht, dass der Wein flach und spannungslos wäre. Sie ist gerade so, dass der Wein frisch schmeckt mit Anklängen an Butterbirne und grünem Klee. Zusammengefasst ist dieser Auxerrois ein Wein, der einfachen „Leckerschmeckern“ ebenso mundet wie anspruchsvolleren Gaumen.
Erst im September auf den Markt
Das erlebt man selten. Und dafür gibt es fünf Gründe. Erstens: die Rebsorte. Die Auxerrois gehört zur Burgunderfamilie, ist also mit Weißburgunder, Grauburgunder, Chardonnay verwandt. Auch wenn sie nicht ganz deren Klasse erreicht, so bringt sie doch relativ viel Fülle und eine feine Mineralität mit. Zweitens die Schneiders. Sie versuchen nicht krampfhaft, aus dieser Sorte eine Spätlese herauszukitzeln, sondern konzipieren ihren Auxerrois bewusst als trinkfreundlichen Alltagswein. „Unser Weißburgunder in der Kabinett-Klasse“ nennen sie ihn. Spätlesen machen sie von Weißburgunder, Grauburgunder, Chardonnay. Drittens: die Vergärung. Ganztraubenpressung und eine 18-stündige Maischestandzeit – also ein relativ aufwendiges Verfahren, das normalerweise nur bei hochklassigen Weinen angewendet wird. Viertens die Art des Ausbaus: auf der Feinhefe, und zwar zur Hälfte im Edelstahltank, zur Hälfte im großen Holzfass – macht auch nicht jeder bei einem einfachen Kabinett. Fünftens die Länge des Ausbaus: ein halbes Jahr. Der 2013er kommt also erst im September in den Verkauf. Eine so späte Vermarktung ist normalerweise nur den Großen Gewächsen vorbehalten.
Rechtzeitig zur Spargelzeit
Man könnte noch ein paar weitere Details anführen. Aber das können die Schneiders selbst machen. Wichtig zu erwähnen wäre noch, dass der 2012er jetzt in bester Trinkverfassung ist – gerade rechtzeitig zum Beginn der Spargelzeit. Auch der Preis ist nicht ganz nebensächlich: 8,50 Euro. Und das Schönste: Ein paar Flaschen des 2012ers sind beim Weingut noch vorhanden.
2012 Auxerrois Kabinett
Bezug: Weingut Reinhold und Cornelia Schneider
Preis: 8,50 Euro