Unter 10 Euro: Auener Weißburgunder S trocken von Marcus Hees

2011 Auener Weißburgunder S trocken
Der junge Nahe-Winzer Marcus Hees gehört zu den Botschaftern der „Generation Riesling“. Leider gerät sein Weißburgunder dadurch ungerechtfertigt in den Schatten. Dabei gibt es kaum einen Wein dieser Sorte, der für 7,60 Euro mehr Qualität bietet.

Öffent­lich gefei­ert wird der Ries­ling. Er sei der König der Reben, heißt es, auch an der Nahe. Doch der Weiß­bur­gun­der ist „abso­lut gleich­be­rech­tigt“, fin­det Mar­cus Hees, der 27jährige Win­zer des gleich­na­mi­gen Fami­li­en­wein­guts in Auen, einem stil­len, abge­le­ge­nen Dörf­chen im äußers­ten west­li­chen Zip­fel des Anbau­ge­biet Nahe.

Hees hat nicht unrecht. So einen trink­freund­li­chen, aber gleich­zei­tig anspruchs­vol­len Wein wie sei­nen 2011er Weiß­bur­gun­der S tro­cken fin­det man nicht oft in Deutsch­land. Er ist weder behä­big noch breit noch über­la­den, besitzt trotz sei­ner Kraft Fines­se, ist dabei mode­rat im Alko­hol und ver­strömt über­aus zar­te Pfirsich- und Zitrus­aro­men, im Hin­ter­grund eine fei­ne Schie­fer­no­te: ein schmelzig-weicher Wein mit mil­der, rei­fer Säu­re, der Ein­stei­ger begeis­tern kann und Ken­nern Respekt abnötigt.

Im Römerstich wird noch alles von Hand gemacht

Boden im Römerstich
Boden im Römerstich

Der Buch­sta­be S steht für Selek­ti­on – also eine Aus­wahl der bes­ten Trau­ben, in die­sem Fall aus der Lage Römer­stich: eine Steil­la­ge mit Böden aus Sand­stein und ver­wit­ter­tem Schie­fer, der bis zur Ober­flä­che reicht, sehr warm und extrem tro­cken. Kein Grand Cru, aber sicher ein Pre­mier Cru, wenn es eine ent­spre­chen­de Klas­si­fi­ka­ti­on in Deutsch­land gäbe. „Hier muss alles von Hand gemacht wer­den, nicht nur die Lese“, sagt Hees. „Das ein­zi­ge Hilfs­mit­tel, das wir haben, ist der Seilzug.“

Der Weiß­bur­gun­der S tro­cken ist der Top­wein des Wein­guts aus die­ser Sor­te. Nur 1300 Fla­schen wer­den von ihm gefüllt. Dass 40 Pro­zent in Bar­ri­ques (über­wie­gend gebrauch­ten) aus­ge­baut wur­den, schmeckt man nicht, merkt es höchs­tens an der run­den, har­mo­ni­schen Art des Weins. Ver­gleich­ba­re Qua­li­tä­ten für 7,60 Euro zu fin­den, dürf­te schwer sein.

„Ich bin der Junior-Sklave“

Hees ist ein klei­nes Wein­gut. Nur 4,5 Hekt­ar ste­hen unter Reben. Wenn die Fami­lie nicht ein klei­nes Land­ho­tel mit Gast­haus in Auen führ­te („Zum Jäger aus Kur­pfalz“), wür­de es zum Leben ver­mut­lich nicht reichen.

Um den Wein küm­mern sich Mar­cus und sein Vater. „Ich bin der Junior-Sklave“, scherzt der kes­se Jung­win­zer über sich selbst. Frei­lich macht er kei­nen Hehl dar­aus, dass er ger­ne Skla­ve ist. Von Anfang an hat­te er Spaß am Wein. Spä­ter kam die Lei­den­schaft hin­zu, inzwi­schen auch der Ehrgeiz.

Bei Eichelmann und beim Gault Millau bereits gepunktet

Marcus Hees
Mar­cus Hees

Er gehört der „Gene­ra­ti­on Ries­ling“ an, jenem rund 300 Mit­glie­der umfas­sen­den Netz­werk von Nach­wuchs­win­zern, das vom Deut­schen Wein­in­sti­tut ins Leben geru­fen wur­de, um als Riesling-Botschafter zu fun­gie­ren. Ries­ling ist auch bei Hees der wich­tigs­te Wein. Mit ihm hat das Wein­gut bei Eichelm­ann und bei den Tes­tern des Gault Mil­lau bereits gepunk­tet. „Die­ser Betrieb soll­te in Zukunft sehr genau beob­ach­tet wer­den“ schrie­ben Letz­te­re im ver­gan­ge­nen Jahr.

Hof­fent­lich ver­ges­sen sie beim Beob­ach­ten den Weiß­bur­gun­der nicht. Er ist näm­lich das Stief­kind der schrei­ben­den Zunft. Wäh­rend der Ries­ling über­all gehypt wird, mit­tel­mä­ßi­ge Qua­li­tä­ten ein­ge­schlos­sen, ist der Weiß­bur­gun­der meist nur zwei­te Wahl. Bes­ten­falls Ersatz-Riesling.

Viele Konsumenten ziehen den Weißburgunder dem Riesling vor

Lage Römerstich
Lage Römer­stich

Dabei bringt er auf hoch­mi­ne­ra­li­schen Böden der Nahe (und anders­wo) genau­so fei­ne Ter­ro­ir­wei­ne her­vor wie der gelob­te Ries­ling. Weil er zudem saf­ti­ger, meist auch kör­per­rei­cher ist und außer­dem etwas mode­ra­ter in der Säu­re, zie­hen vie­le Wein­trin­kern den Weiß­bur­gun­der sogar dem Ries­ling vor. „Wir wer­den unse­ren Weißburgunder-Anteil jeden­falls ver­meh­ren“, ist sich Mar­cus Hees sicher.

Nahe-liegend!

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