Dienstag, September 17, 2024
15.2 C
München
spot_img

Unter 10 Euro: 2011 Weißburgunder von Andreas Meyer, Südpfalz

Wort „Muschelkalk“ steht zwar auf dem Etikett, aber 〈in Klammern〉. Man muss nicht groß über den Boden und seinen maritimen Ursprung reden, findet Andreas Meyer. Dieser Wein bietet mehr als den üblichen Fruchtcocktail von Apfel und Pfirsich. Wer sich in ihn vertieft, schmeckt neben Zitrus- und Birnenaromen auch Austern, Bachkiesel, Salzmandeln, Kräuter. „Schön mineralisch“,  sagt Meyer.

Tatsächlich ist der Weißburgunder 〈Muschelkalk〉ein richtig stoffiger Wein. Auch wenn die Mineralität zart und die Frucht feingliedrig ist, sollte der Körperreichtum nicht unterschätzt werden. Auch die Säure nicht. Sie ist zwar nicht so knackig wie die eines Rieslings, aber in milderer Form an jeder Stelle des Gaumens präsent. 101 Öchsle bringt der Wein auf die Waage und ist damit eine veritable Auslese. Einen Weißburgunder dieser Klasse für sieben Euro zu finden, ist selbst in der traditionell preiswerten Südpfalz nicht leicht.

Bei renommierten Weingütern gelernt

Meyers Erfolg ist das Resultat von guter Ausbildung, jugendlicher Leidenschaft und Fleiß. Nach der Weinbaulehre hat er bei Siegrist, Dr. Wehrheim und Christmann Praktika absolviert. Dort hat er gelernt, was naturnaher Anbau, Ertragsreduzierung, schonender Ausbau bedeutet. Mit spontaner Gärung fängt er gerade an zu experimentieren. Heute leitet er das 12-Hektar-Weingut in der Heuchelheimer Bahnhofstraße zusammen mit seinem Vater Karl-Heinz. Mit ihren Rieslingen und den in Barriques ausgebauten Spätburgundern haben sie im lokalen Bereich bereits Aufsehen erregt.

Andreas Meyer im Keller | Foto: ©Weingut MeyerÜberregional sind sie dagegen noch weitgehend unbekannt. Daran hat sich auch in den letzten sechs Wochen nichts geändert, obwohl sich sich Meyer seit Anfang April mit dem Titel des besten Jungwinzers der Region schmücken darf. Er hat beim Wettbewerb „Die junge Südpfalz – da wächst was nach!“ den ersten Preis für die insgesamt hochwertigste Palette an Weinen gewonnen. Sein 2011er 〈Muschelkalk〉wurde in der Kategorie Weißburgunder von einer Fachjury zum drittbesten Wein des Wettbewerbs gekürt.

Weißburgunder 〈Muschelkalk〉 zum ersten Mal abgefüllt

Dieser Erfolg war nicht vorhersehbar. Denn Meyer hat seinen Weißburgunder 〈Muschelkalk〉 2011 zum ersten Mal erzeugt. Der Wein kommt aus der neu geschaffenen Lage Kirchberg bei Klingenmünster, wo die Böden aus Löß und feinem Kalkstein bestehen. Weil er nicht ahnte, dass der Wein so erfolgreich sein würde, hat er nur 1400 Flaschen von ihm abgefüllt. Den Rest hat er in seinen einfachen Gutswein hinein verschnitten: „Hätte ich den Erfolg geahnt, hätte ich die Menge erhöht.“

Zu bekannteren pfälzischen Weingütern aufschauen braucht Meyer nicht. Viele seiner Weine befinden sich auf Augenhöhe mit VDP-Betrieben. Bei Eichelmann notiert sein Weingut mit einem Stern („überdurchschnittliche, zuverlässige Erzeuger“). Im Gault Millau befindet es sich in der Restkategorie „empfehlenswerte Betriebe“. Immerhin konnten die GM-Autoren zu der Bemerkung durchringen: „Da geht noch was.“

- Anzeige -spot_img

1 Kommentar

- Anzeige -spot_img

Autor

Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

Must know

- Anzeige -spot_img

Ähnliche Artikel

- Anzeige -spot_img