…und es hat BAM! gemacht: 10 Weine, die im Gedächtnis blieben

Bam! 10 Weine, die im Gedächtnis blieben
Bam! 10 Weine, die im Gedächtnis blieben
Ein Jahr hat 365 Tage, und wenn man in dieser Zeit mehr als tausend Weine trinkt, wird nicht jeder Wein bleibende Spuren hinterlassen. Aber einige schon. Jens Priewe beschreibt jene 10 Weine, die in 2014 den nachhaltigsten Eindruck hinterlassen haben.

Urtei­le über Wein sagen meis­tens viel über den Wein­trin­ker aus, wenig über den Wein. Per­sön­li­cher Geschmack, Erwar­tun­gen, das Geld, das der Wein kos­tet, manch­mal auch die Umstän­de, unter denen man den Wein trinkt – all das geht in das Urteil ein. Auch bei mir ist das so.

Die fol­gen­den 10 Wei­ne sind nicht unbe­dingt die bes­ten, die mir in den letz­ten zwölf Mona­ten unter­ge­kom­men sind. Es sind die­je­ni­gen, die mir im Gedächt­nis geblie­ben sind. Die Grün­de dafür sind ganz unter­schied­lich. Über­ra­schung, Neu­gier, wider­leg­te Vor­ur­tei­le, bestä­tig­te Mei­nun­gen durch Mittrin­ker – alles hat eine Rol­le gespielt. Ich muss aller­dings zuge­ben, dass mir alle Wei­ne gut geschmeckt haben. Sie waren im Moment des Genus­ses die bes­ten, auch wenn es bes­se­re geben mag oder gibt.

Auch bin ich nicht sicher, ob ich alle Wei­ne wie­der­kau­fen oder über­haupt kau­fen wür­de. Die­se Ent­schei­dung hängt auch vom per­sön­li­chen Bud­get ab. Und der Ehr­lich­keit hal­ber muss ich geste­hen: Bei eini­gen Wei­nen war ich gar nicht der Zah­ler, son­dern nur ein glück­li­cher Mittrin­ker. Außer­dem wur­den mir ein paar Fla­schen gra­tis zuge­schickt bezie­hungs­wei­se von Win­zern über­las­sen. Viel­leicht hat all das mein Urteil beein­flusst. Wenn der Leser den Kopf schüt­teln soll­te über das eine oder ande­re, das auf den fol­gen­den Sei­ten steht, so sei ihm gesagt: Es ist nur eine Mei­nung. Mei­ne.

2013 Zeltinger Himmelreich Riesling Kabinett | Markus Molitor


2013 Zeltinger Himmelreich Riesling Kabinett | Markus MolitorIch fan­ge mal mit dem leich­tes­ten und jüngs­ten Wein an, der mir aus dem ver­gan­ge­nen Jahr im Gedächt­nis geblie­ben ist. Ein klei­ner Mosel-Riesling für etwa 11 Euro, gera­de mal 9 Vol.% Alko­hol, fein­herb. Klein? Im Sin­ne von Kabi­nett viel­leicht. Aber oho! So einen blitz­saube­ren, span­nungs­rei­chen, mineralisch-anspruchsvollen Wein fin­det man nicht alle Tage. Man­che behaup­ten, fein­her­be Kabinett-Qualitäten sei­en das eigent­li­che Pfund, mit dem die Mosel wuchern kön­ne – und nicht die Gro­ßen Gewäch­se. Wenn alle fein­her­ben Kabi­net­te so wären wie der von Mar­kus Moli­tor, wür­de ich nicht wider­spre­chen. Moli­tor ist ein Meis­ter die­ses leich­ten, zwi­schen 20 und 45 Gramm Rest­zu­cker lie­gen­den Ries­ling­typs. Sein 2013er, des­sen Rest­sü­ße wegen der höhe­ren Säu­re eher am obe­ren Ende liegt und der einen ent­spre­chend nied­ri­gen Alko­hol­ge­halt auf­weist, ist spie­le­risch leicht, aber span­nungs­ge­la­den. Er hüpft im Glas und lässt mit sei­nem schiefrig-fruchtigen Aro­men­spiel nie Lan­ge­wei­le auf­kom­men. Ich trank den Wein im Hot Spot in Ber­lin, und zwar das gan­ze Menu hin­durch vom Qual­len­sa­lat bis zur Ente auf Tee­blät­tern. Per­fekt. Und Frau Wu, die ihn mir ser­vier­te (ihr Mann weil­te gera­de in Chi­na) war kei­nes­wegs erstaunt, dass ich die Fla­sche am Ende allein geleert hat­te.


Preis: 11 bis 12,50 Euro
Bezug: www.markusmolitor.com, www.ludwig-von-kapff.de, www.c-und-d.de, www.weinfurore.de, www.bosfood.de u.a.


1989 Puligny-Montrachet Premier Cru „Clavoillon“ | Domaine Leflaive


1989 Puligny-Montrachet Premier Cru „Clavoillon“ | Domaine LeflaiveDie­ser Puligny-Montrachet ist das Gegen­stück zu einem leich­ten Mosel­ries­ling: ein fet­ter, alko­hol­rei­cher Weiß­wein von knapp 14 Vol.%, extrakt­reich, hoch­kom­plex, fast das „Gewicht“ eines Rot­weins besit­zend. 25 Jah­re hat er in mei­nem Kel­ler geschlum­mert, jetzt zeigt er jene Fines­se, die den wei­ßen Bur­gun­dern von der Côte de Beau­ne immer nach­ge­sagt wird, die sie aber kei­nes­wegs immer auf­wei­sen. Ein Wein von mit­rei­ßen­der Fül­le, leicht butt­rig, sal­zig und hoch­mi­ne­ra­lisch mit Anklän­gen von Aus­tern­scha­len und Feu­er­stein, wie sie für die Wei­ne der Domai­ne Lef­lai­ve so typisch sind. Ich trank den Wein zu Hau­se im Kreis von Freun­den und war nicht über­rascht, dass vie­le mit die­ser Art von Weiß­wein nichts anfan­gen konn­ten. Zu schwer, zu voll auf der einen Sei­te (wobei der 1989er aller­dings auch beson­ders üppig gera­ten ist: ein war­mer Jahr­gang mit teil­wei­se leich­ter Botry­tis und ent­spre­chen­den Honig­tö­nen), zu unge­wohnt die aus­ge­präg­te Mine­ra­li­tät auf der ande­ren Sei­te. „Ver­sal­zen“ sag­te ein Anwe­sen­der, „unle­cker“ ein ande­rer. Sei’s drum: Nur weni­gen Win­zern gelingt es, sein Ter­ro­ir so ein­zu­fan­gen wie Anne Clau­de Lef­lai­ve. Für mich ein denk­wür­di­ger Wein, der zeigt, dass es sich loh­nen kann, tro­cke­ne Weiß­wei­ne auch über Jahr­zehn­te zu lagern.


Preis: 85 bis 95 Euro (jüngs­ter Jahr­gang)
Bezug: www.koelner-weinkeller.de, www.grubis-weine.de, shop.kadewe.de, www.bremer-weinkolleg.de u.a.


2005 Kirchspiel Riesling Großes Gewächs | Klaus Keller


Man geniert sich schon lang­sam, immer wie­der das Vater-/Sohn-Duo Klaus und Klaus-Peter Kel­ler zu zitie­ren, um den Beweis anzu­tre­ten, wie gut Ries­ling sein kann. Aber es hilft nichts: Kein ehr­li­cher Genie­ßer leug­net, dass die Wei­ne die­ses Gutes ein Rie­sen­ge­nuss sind. Ich weiß nicht, ob das Kirch­spiel immer der bes­te Wein unter den GGs ist oder ob Hub­ack­er, Mor­stein, Brun­nen­häus­chen, Pet­ten­thal noch bes­ser sind. Aber die Fla­sche 2005er, die Pau­la Bosch und Eber­hard Span­gen­berg mir im L’Atelier in Mün­chen spen­dier­ten, war groß­ar­tig. So straff gewo­ben auf der einen, so viel­schich­tig auf der ande­ren Sei­te ist die­ses Riesling-Monument, dass man gar nicht auf die Idee kommt zu fra­gen, ob es viel­leicht noch etwas Bes­se­res aus dem Kel­ler der Kel­lers gibt. Der Wein fängt jetzt an, sich zu öff­nen. Er demons­triert sub­ti­le Mine­ra­li­tät mit rauchig-zartem Aro­men­spiel. Kein All­manns­freund, aber auch kein Fremd­ling, son­dern ein Wein von dis­zi­pli­nier­ter Fül­le, kon­trol­lier­ter Balan­ce und, ja, von küh­ler Intel­lek­tua­li­tät.


Preis: ca. 31 Euro (jun­ger Jahr­gang)
Bezug: www.keller-wein.de, www.pinard-de-picard.de, shop.weinundglas-berlin.com u.a.


1983 Brauneberger Juffer-Sonnenuhr Riesling Auslese Goldkapsel | Weingut Fritz Haag


1983 Brauneberger Juffer-Sonnenuhr Riesling Auslese Goldkapsel | Weingut Fritz HaagDie­ser Wein ist kein Unbe­kann­ter, eben­so wenig das Wein­gut. Aber der Jahr­gang! Über 30 Jah­re alt ist der Inhalt der Fla­sche. Als die Trau­ben für ihn geern­tet wur­den, besang Nena gera­de ihre 99 Luft­bal­lons, brach­te Micro­soft sein Win­dows 1.0 auf den Markt, tru­gen jun­ge Mäd­chen knie­lan­ge Röcke. Lang ist es her. Ich trank die­sen frucht­sü­ßen Wein, des­sen Säu­re immer noch kna­ckig ist, beim Kochen und schenk­te ihn mei­nen Gäs­ten als eine Art Ape­ri­tif ein. Einer sag­te: „Ich wuss­te nicht, dass es so gute Weiß­wei­ne in Deutsch­land gibt.“ Einen ande­ren hör­te ich sagen: „Nor­ma­ler­wei­se trin­ke ich nie süße Wei­ne…“ Die­sen schien er ohne Reue zu genie­ßen, weil die Süße vor­nehm in den Hin­ter­grund tritt und er heu­te fast fein­herb schmeckt. Ein drit­ter bemerk­te iro­nisch: „Gut, dass ich das Eti­kett vor­her nicht gese­hen hat­te, sonst hät­te ich geglaubt, du hät­test den Wein auf dem Floh­markt gekauft.“ Die Fla­sche trägt noch das alte, bun­te Eti­kett mit der Frak­tur­schrift. Die Gold­kap­sel ist kor­ro­diert. Und der kleb­ri­ge, brau­ne Schmand ver­un­stal­tet die gan­ze Fla­sche. Aber die inne­ren Wer­te stim­men. Der Wein zeigt, dass es sich lohnt, ein paar Fla­schen bei­sei­te zu legen – auch wenn die Erkennt­nis, dass man selbst schnel­ler altert als der Wein, eine bit­te­re ist.


Preis: ca. 25 Euro (jüngs­ter Jahr­gang)
Bezug: www.weingut-fritz-haag.de, www.moevenpick.de, www.gute-weine.de, www.weinart.de, www.weinrefugium.de, www.koelner-weinkeller.de u.a.


 

2010 Vinsobres „Les Hauts de Julien“ | Famille Perrin


Die­sen Wein schick­te mir der Bre­mer Wein­händ­ler Hei­ner Loben­berg vor ein paar Mona­ten zum Pro­bie­ren. Er hoff­te wohl, dass ich die­sen Wein ähn­lich enthu­si­as­tisch loben wür­de wie er. „Unheim­lich gut“ jubelt er in sei­nem dicken Kata­log über die­sen Rhô­ne­wein. Das Wort „unheim­lich“ wür­de ich über­neh­men. Denn die­ser Vins­obres ist ein Wein, für den man eigent­lich einen Waf­fen­schein braucht, so mas­siv, ja gewal­tig ist er. 14,5 Vol.% ste­hen auf dem Eti­kett – wahr­schein­lich hat er mehr. Sei­ne Far­be ist so dun­kel wie Tin­te, sei­ne Kon­zen­tra­ti­on ist beängs­ti­gend, der Alko­hol­ge­halt liegt laut Eti­kett bei 14,5 Vol.% – wahr­schein­lich hat er mehr. Ein Gewalt­wein also, der vie­len Wein­trin­kern ein­fach zu schwer, zu anstren­gend ist. Ihnen sei gesagt: Die­ser Les Hauts de Juli­en ist leicht zu trin­ken. Er ist nicht mar­me­la­dig, son­dern besitzt eine außer­or­dent­li­che Fri­sche. Sein Tan­nin ist gut ver­schmol­zen, den Alko­hol schmeckt man nicht. Und wer ein Glas von ihm trinkt, ist kei­nes­wegs gleich satt. Mit ande­ren Wor­ten: Der Wein ist gran­di­os. Er mag gewal­tig sein, ist aber nicht gewalt­tä­tig. Man braucht kei­ne Waf­fe, um sich gegen ihn zu schüt­zen. Er tut nichts. Ich schwö­re es. Er brennt sich nur tief ins Gedächt­nis ein, was aber nicht weh tut und auch nicht schlimm ist (und was man nicht von jedem Wein der Süd­li­chen Rhô­ne sagen kann). Vins­obres ist eine jun­ge Appel­la­ti­on im Nor­den der Süd­li­chen Rhô­ne, und die Par­zel­le, aus der die­ser Wein kommt, liegt 400 Meter hoch (daher die Fri­sche) und ist zur Hälf­te mit Syrah und Gren­ache bestockt. Die Reb­stö­cke sind durch­schnitt­lich 90 Jah­re alt, und die Fami­lie Per­rin, die die­sen Wein erzeugt, ist bekannt durch ihren Châteauneuf-du-Pape von Châ­teau Beau­cas­tel.


Preis: ca. 30 Euro (jüngs­ter Jahr­gang)
Bezug: www.gute-weine.de


1999 Mantènghja | Capichera


Die­sen Rot­wein aus Sar­di­ni­en fand ich irgend­wo ver­steckt unter ande­ren Fla­schen in mei­nem Kel­ler. Ich hat­te kei­ne Ahnung, was sich hin­ter dem Eti­kett ver­birgt. Sar­di­ni­en ist für mich ein blin­der Fleck auf der Italien-Karte. Ich dach­te, viel­leicht steckt hin­ter dem komi­schen Namen einer die­ser modi­schen Cannonau-Weine, die wie gekoch­te Mar­me­la­de mit Lakritz schme­cken und angeb­lich gut fürs Anti-Aging sind. Oder einer die­ser moder­nen Carignano-/Cabernet-Verschnitte, die die Auf­er­ste­hung Sar­di­ni­ens in die gro­ße, wei­te Wein­welt ein­lei­ten sol­len. Doch gleich der ers­te Schluck ließ mich stut­zen. Ein grad­li­ni­ger, per­fekt balan­cier­ter Wein, der wohl­schme­ckend ist und sanft über die Zun­ge läuft. Beim zwei­ten Schluck dach­te ich, einen alters­mil­den Tigna­nel­lo im Glas zu haben. Beim drit­ten merk­te ich, dass die­ser Wein in kein Ras­ter pass­te. Nach dem vier­ten ging ich ins Büro, um in Wein­füh­rern und im Inter­net zu suchen, was es mit die­sem dicht gewo­be­nen, nach Pflau­me, Brom­beer, Min­ze, Kaf­fee­boh­nen und Zedern­wür­ze duf­ten­den und trotz der 14 Jah­re, die er auf dem Buckel hat­te, noch völ­lig fri­schen Wein auf sich hat. Soviel konn­te ich her­aus­be­kom­men: Der Man­tèngh­ja (sprich: man’tänn-gi-jah) ist rein­sor­tig aus der Sor­te Cari­gna­no gekel­tert (die auf Sar­di­ni­en weit ver­bei­tet ist und der süd­fran­zö­si­schen Sor­te Cari­gnan ent­spricht). Er wur­de erst im klei­nen, dann im gro­ßen Holz­fass aus­ge­baut und wächst im Nor­den Sar­di­ni­ens, in der Gal­lu­ra. Sardinien-Touristen ken­nen die Gegend als Cos­ta Sme­ral­da. Dort liegt auch das Wein­gut Capi­che­ra (das übri­gens von Dan­te Sca­glio­ne bera­ten wird, dem Öno­lo­gen von Bru­no Gia­co­sa). Es ist vor allem für sei­ne Vermentino-Weißweine berühmt, die in den USA eine hohe Wert­schät­zung genie­ßen. In Deutsch­land, Öster­reich und in der Schweiz sind die Capichera-Weine dage­gen schwer zu fin­den, vor allem der Man­tèngh­ja. Zwei Grün­de dürf­ten dafür aus­schlag­ge­bend sein: Von ihm wer­den nur knapp 6.000 Fla­schen erzeugt und die ein­zel­ne Fla­sche kos­tet zwi­schen 60 und 90 Euro. Viel Geld also. Zu viel für das manch­mal etwas klein­li­che deut­sche Wein­kli­en­tel, vor allem wenn es Geld für einen weit­ge­hend unbe­kann­ten Wein locker machen soll. Aber dann fand ich in den Tie­fen des Inter­nets einen Arti­kel über eine Wein­pro­be, die vor ein paar Jah­ren irgend­wo in Ita­li­en statt­ge­fun­den hat­te und in der der Man­tèngh­ja im abschlie­ßen­den Ran­king vor allen gro­ßen Namen lag, die aus Ita­li­en bekannt sind. Nur der Mas­se­to von Ornel­l­a­ia wur­de noch höher bewer­tet. Ich gebe kei­nen Pfif­fer­ling auf sol­che Wein­pro­ben. Aber in die­sem Fall deck­te sich das Urteil der Ver­kos­ter mit mei­nem. PS.: Wie ich zu die­ser Fla­sche gekom­men bin, weiß ich bis heu­te nicht.


Preis: ca. 70 Euro (jüngs­ter Jahr­gang)
Bezug: www.uvinum.de, shop.dasautoderwein.de


1998 Barbaresco „Starderi“ | La Spinetta


1998 Barbaresco „Starderi“ | La SpinettaDie­ser Bar­ba­res­co aus der Lage Star­de­ri zeigt nach 15 Jah­ren end­lich, dass die Fami­lie Rivet­ti von La Spi­net­ta einer der bes­ten Wein­er­zeu­ger im Pie­mont ist. Alte­rungs­fä­hig sei­en alle Nebbiolo-Weine, heißt es (zumin­dest auf dem Papier). Aber die­ser Wein ist es wirk­lich. Genau­er gesagt: Er ist kaum geal­tert, son­dern hat sich mit den Jah­ren ver­fei­nert. Herr­lich der Duft von schwar­zen Johan­nis­bee­ren und dunk­len Kir­schen, den er ver­strömt. Ver­füh­re­risch die Süße, die er – obgleich tro­cken – mit­bringt. Beein­dru­ckend die Fri­sche, mit der er nach so vie­len Jah­ren noch auf­war­tet. Ele­gant und gar nicht stumpf das Tan­nin, das er besitzt. Sicher, 1998 war ein sehr gutes Jahr im Pie­mont. Vie­le Pro­du­zen­ten hal­ten es sogar für bes­ser als 1997. Aber nicht alle Wei­ne haben gehal­ten, was der Jahr­gang ver­sprach. Ihre Frucht ist bereits ver­blüht, ihr Tan­nin noch so hart wie am ers­ten Tag. Dass aus­ge­rech­net La Spi­net­ta einen so guten Wein pro­du­ziert, macht mich schmun­zeln, muss­te die­ses Wein­gut damals doch jede Men­ge Prü­gel ein­ste­cken, weil es sei­ne Trau­ben angeb­lich viel zu kurz mazie­re und sei­nen Wein voll­stän­dig in Bar­ri­ques aus­bau­te. Scha­de, dass die Kri­ti­ker von einst kaum noch Gele­gen­heit haben, die­sen Wein in sei­nem jet­zi­gen Rei­festa­di­um zu ver­kos­ten. In den Restau­rants wird heu­te bereits der 2011er ange­bo­ten.


Preis: ca. 80 Euro (jüngs­ter Jahr­gang)
Bezug: www.fischer-trezza.de, www.superiore.de, www.garibaldi.de, www.wagners-weinshop.com, www.boller-weine.de u.a.


1994 Dominus | Dominus Estate


Die­sen Wein habe ich schon häu­fi­ger getrun­ken, und jedes­mal hät­te ich vor ihm in die Knie gehen kön­nen. So auch im ver­gan­ge­nen Jahr, als wir ihn mit ein paar Freun­den bei mir zu Hau­se tran­ken. Der 1994er ist für mich der bes­te Domi­nus der letz­ten Deka­de des alten Jahr­hun­derts, bes­ser noch als der hoch­ge­lob­te 1991er. In die­sem Punkt bin ich mit Robert Par­ker einig, der die­sem Jahr­gang ein­mal 98 und ein­mal 99 Punk­te gege­ben hat. 1996 auf der gro­ßen Ein­wei­hungs­par­ty des (damals) neu­en Dominus-Kellers in Yount­vil­le schenk­te ihn Chris­ti­an Mou­eix ziem­lich frei­gie­big aus, und schon da konn­te man ahnen, dass aus ihm mal ein ganz Gro­ßer wird. Zwar neigt sich die Vitalitäts-Kurve des 1994er Domi­nus inzwi­schen leicht nach unten, aber die inten­si­ve schwar­ze Johan­nis­beer­frucht, die er mit­bringt, domi­niert immer noch die Trüffel-, Leder- und Wildar­o­men im Hin­ter­grund. Par­al­le­len zu Pome­rol und Pétrus sind abwe­gig, obwohl vie­le Kri­ti­ker mei­nen, sie könn­ten sie erken­nen. Wer ihn nicht mehr im Kel­ler hat und sich nicht scheut, mal zwei­hun­dert oder zwei­hun­dert­fünf­zig Euro für eine Fla­sche guten Weins aus­zu­ge­ben, soll­te ver­su­chen, ihn auf Auk­tio­nen zu erstei­gern. Es lohnt sich.


Preis: ca. 130 Euro (jüngs­ter Jahr­gang)
Bezug: www.bacchus-vinothek.de, www.weinemotionen.de, www.moevenpick.de


2009 Nuits-Saint-Georges 1er Cru „Aux Boudots“ | Domaine Méo-Camuzet


Die­sen wun­der­ba­ren Bur­gun­der trank ich nach einem zwölf­gän­gi­gen Menu von Andre­as Döl­le­rer im öster­rei­chi­schen Gol­ling. Mei­ne Mittrin­ker waren Dani­el Gan­ten­bein, Max Gerstl und ein paar Kol­le­gen von der Redak­ti­on des FEINSCHMECKER. Alle waren hin­ge­ris­sen von die­sem sei­di­gen Wein mit sei­ner tol­len Frucht (rot wie Him­bee­re, blau wie Pflau­me). Auch wenn Mit­ter­nacht längst vor­über war und wir alle nicht mehr ganz nüch­tern waren – die­ser Wein bleibt im Gedächt­nis haf­ten wie mit Uhu fest­ge­klebt.


Preis: ca. 135 Euro
Bezug: www.koelner-weinkeller.de, www.weinart.de, www.moevenpick.de


2010 Château Fougas „Maldoror“ | Côtes de Bourg


Manch­mal sind es nicht die sündig-teuren Wei­ne, die einem im Gedächt­nis blei­ben, son­dern jun­ge, beson­ders preis­wer­te und trotz­dem sehr gute. Um nicht zu sagen: her­aus­ra­gen­de. Sowas zum Bei­spiel wie den Châ­teau Fou­gas aus den Côtes de Bourg. Die­ser Wein prunkt nicht mit der Tie­fe eines Che­val Blanc oder der ver­schwen­de­ri­schen Fül­le eines der gro­ßen Pomerol-Weine, son­dern mit homo­ge­ner Dich­te, aus­drucks­vol­ler Wür­ze, fei­nem Tan­nin. Ich trank ihn in der Wein­schen­ke von Schloss Groen­es­teyn in Kied­rich, deren Wein­kar­te in umge­kehrt pro­por­tio­na­lem Ver­hält­nis zum begrenz­tem Spei­sen­an­ge­bot steht. Ein tol­les Tröpf­chen, das man­chen Besit­zer eines klas­si­fi­zier­ten Châ­teau aus dem nahen St. Emi­li­on eifer­süch­tig machen könn­te (75 Pro­zent Mer­lot, 25 Pro­zent Caber­net Sau­vi­gnon). Und das nicht nur in 2009 und 2010, son­dern auch in klei­nen Jahr­gän­gen. Ein Geheim­tipp ist die­ser Wein aller­dings schon lan­ge nicht mehr. In Deutsch­land ist er gut ver­tre­ten. Auch älte­re Jahr­gän­ge sind noch am Markt. Es scheint, dass die Deut­schen ein beson­ders aus­ge­präg­tes Gespür dafür haben, wo Qua­li­tät der­zeit preis­wert ist: in Bor­deaux. Wobei man hin­zu­fü­gen muss, dass Jean-Yves Béchet, der Besit­zer, in den letz­ten Jah­ren nicht mehr ein­se­hen will, war­um er Qua­li­tät bil­li­ger abge­ben soll­te als nötig.


Preis: je nach Jahr­gang zwi­schen 15 und 28 Euro
Bezug: www.c-und-d.de, www.millesima.de, www.wein-bastion.de, www.gute-weine.de, www.weinhandlung-drexler.de, www.weinemotionen.de u.a.


1 Kommentar

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