Das Weinhaus zu Weimar, der Thüringer Ableger des sächsischen Weingutes Proschwitz, ist verkauft worden. Käufer ist die Agrargenossenschaft Gleina nahe Freyburg an der Unstrut, die die Weinberge und die 12 Mitarbeiter übernimmt. Über den Kaufpreis wurde nichts bekannt. Georg Prinz zur Lippe, der Eigentümer, beteuerte jedoch, dass ihm höhere Angebote vorgelegen hätten. Das Weinhaus zu Weimar produzierte zuletzt 180 000 Flaschen Wein im Jahr, die immer innerhalb kürzester Zeit verkauft waren.
Das Weinhaus zu Weimar war von zur Lippe 2008 gegründet worden. Der Thüringer Landwirtschaftsminister hatte den Prinzen nach dem Erfolg von dessen Weingut Proschitz bei Meissen gefragt, ob er den uralten, aber weitgehend zum Erliegen gekommenen thüringischen Weinbau wieder zu beleben bereit sei. Zur Lippe willigte ein und bestockte bis 2013 insgesamt 46 Hektar um Weimar herum mit Auxerrois, Elbling, Sauvignon blanc und 14 anderen Sorten. Da dem Weingut ein Keller fehlte, wurden die Trauben mit Kühllastern ins 200 Kilometer entfernte Meissen gebracht und dort vinifiziert.
Der fehlende Keller ist der Grund dafür, dass Prinz zur Lippe sich jetzt aus Thüringen wieder zurückzieht. Trotz jahrelanger Bemühungen und des Versprechens, bis zu drei Millionen Euro zu investieren und 25 Arbeitsplätze zu schaffen, hat er keinen Standort für ein Kellereigebäude gefunden. Weinkenner.de berichtete. Er scheiterte an den Kleingeistern in Dörfern wie Kromsdorf und in Liebstedt, deren Bürgermeister und Einwohner ihre dörfliche Idylle gefährdet sahen.
In Kromsdorf vor den Toren von Weimar hatte er sich ein 1,2 Hektar grosses Grundstück gesichert, um darauf ein Kelterhaus zu errichten, in dem er seine thüringischen Trauben verarbeiten kann – Voraussetzung dafür, dass das Weinhaus zu Weimar ein eigenständiges Weingut wird und kein Aussenbetrieb seiner sächsischen Besitzungen bleibt. Das Vorhaben scheiterte an örtlichen Widerständen. Es gelang lediglich, einen Raum im Kromsdorfer Schloss anzumieten, in er eine Vinothek einrichte. Der Plan, das gesamte Schloss zu erwerben und in eine Stiftung zu überführen, liess sich nicht realisieren. In der Stiftung hätte der Prinz ein Mitspracherecht gehabt.
Vorher hatte zur Lippe in Liebstedt die alten Ordensburg gekauft, um dort einen Keller zu errrichten. Doch die Gemeinde pochte auf ihr Vorkaufsrecht, so dass der Kauf nicht vollzogen werden konnte. Zur Lippe verfolgte sein Vorhaben jedoch weiter und hatte zuletzt präzise Pläne entwickelt, wie man die Burg nutzen könne, ohne mit den Interessen der Gemeinde zu kollidieren (in der Burg befindet sich ein Museum). Die Gemeinde wehrte sich jedoch gegen alle Planungen und klagte vor dem Oberverwaltungsgericht. Dieses gab dem Prinzen zwar Recht. Doch am Ende verzichtete zur Lippe. Er wollte sein Projekt nicht gegen den Widerstand der örtlichen Bevölkerung durchsetzen.
Doch nicht nur die Gemeinden sind froh über den Rückzug zur Lippes. Auch bei den zwei anderen weinbaulichen Haupterwerbsbetrieben in Thüringen (mehr gibt es dort nicht) herrscht Genugtuung. Andreas Clauß, Geschäftsführer des Weingutes Bad Sulza, wird in der Thüringer Allgemeine mit dem Satz zitiert: „„Betriebe sollten normal wachsen und nicht mit Unterstützung der Politik in den Himmel geschossen werden, ohne dass ein Fundament da ist. Auch ohne das Gehabe um den Prinzen gibt es hier künftig einen Wettbewerb unter Saale-Unstrut-Kollegen, wie wir ihn jetzt schon haben.“
Die Agrargenossenschaft Gleina braucht übrigens keinen neuen Keller. Sie wird die Trauben in ihren bestehenden Anlagen keltern. Mit dem Neuerwerb ist Gleina nun der grösste Weinbaubetrieb Ostdeutschlands.