Notfalls in die Ferne schweifen: Griechenland für 8,95 Euro

2008 Miliá von Tetramythos
Mag sein, dass griechischer Wein in Deutschland mehr besungen als getrunken wird. Markus Stolz, in Athen lebender deutscher Ex-Banker und einer der besten Weinexperten des Landes, hat weinkenner.de eine Flasche griechischen Weins zum Probieren geschickt. Ihr Inhalt demonstriert Dreierlei: Tadellose Qualität. Viel Charakter. Heißer Preis.

Mag sein, dass grie­chi­scher Wein in Deutsch­land mehr besun­gen als getrun­ken wird. Mar­kus Stolz, in Athen leben­der deut­scher Ex-Banker und einer der bes­ten Wein­ex­per­ten des Lan­des, hat weinkenner.de eine Fla­sche grie­chi­schen Weins zum Pro­bie­ren geschickt. Ihr Inhalt demons­triert Drei­er­lei: Tadel­lo­se Qua­li­tät. Viel Cha­rak­ter. Hei­ßer Preis.

„…machen Sie sich selbst ein Bild von dem Wein“, schrieb Mar­kus Stolz an weinkenner.de. Vie­len Dank. War aber auch nötig. Wer hat schon eine Ahnung davon, was zwi­schen Igo­u­me­nit­sa und Alex­an­dro­pou­los los ist? Wer weiß, dass Xino­mav­ro kein Musik­in­stru­ment, son­dern eine Trau­ben­sor­te ist? Und dass die Kykla­den kein neu­es Grip­pe­vi­rus, son­dern eine Insel­grup­pe in der Ägä­is sind, auf der Reben wach­sen? Zu grie­chi­schem Wein fällt den meis­ten nur Udo Jür­gens ein.

Dabei besitzt Grie­chen­land Wei­ne, die guten Ita­lie­nern und Spa­ni­ern qua­li­ta­tiv nicht nach­ste­hen – nur lei­der nicht so vie­le, wie es sie dort gibt. Immer­hin, der Tri­lo­gia von Chris­tos Kok­ka­lis ist ein Kult­wein. Spit­zen­er­zeu­ger wie Kir Yian­ni, Biblia Cho­ra, Alpha, Gaia (des­sen wei­ßer San­to­ri­ni im 3-Sterne-Restaurant Bareiss auf der Wein­kar­te steht) sind in der Fach­welt bes­tens beleu­mun­det – um nur ein paar weni­ge Namen zu nennen.

Tetra­my­thos ist aller­dings noch wenig bekannt. So heißt das Wein­gut, von dem jener Wein kommt, den Mar­kus Stolz uns geschickt hat: eine Cuvée aus Caber­net Sau­vi­gnon, Mer­lot und der ein­hei­mi­schen Sor­te Black of Kalavry­ta. Die Trau­ben wach­sen in fast tau­send Metern Höhe im Nor­den des Pele­pon­nes auf kar­gen, stei­ni­gen Böden. Das Kli­ma dort ist den­noch nicht kühl. Vom Golf von Korinth und von Patras strei­chen stän­dig war­me Win­de über die Rebenfelder.

Der Wein heißt Miliá. In der Far­be dun­kel­ru­bin­rot, in der Nase und im Geschmack wür­zig mit Noten von fri­schen Wald­früch­ten wie Blau­bee­ren und schwar­zen Johan­nis­bee­ren, dabei weich und warm am Gau­men mit einem nicht zu unter­schät­zen­den Tan­nin­rück­grat, das sich aber kei­nes­wegs pel­zig bemerk­bar macht. Eben­so wenig wie das Holz, obgleich der Wein in Bar­ri­ques aus­ge­baut wur­de. Kurz: ein saf­ti­ger, ele­gan­ter Wein, kräf­tig, aber nicht schwer und mit gutem Trink­fluss. Einen sol­chen Rot­wein zum Preis von 8,95 Euro fin­det man in ande­ren süd­eu­ro­päi­schen Län­dern nicht so leicht.

Die­ser Miliá ist noch jung (Jahr­gang 2008). Er wird noch ein Jahr oder zwei Jah­re brau­chen, um sei­ne Frucht zu ent­wi­ckeln. Zu „explo­die­ren“, wie Mar­kus Stolz sagt, der regel­mä­ßig über grie­chi­schen Wein bloggt (www.elloinos.com). Er hat ein klei­nes Depot hand­ver­le­se­ner grie­chi­scher Wei­ne in Deutsch­land ange­legt, die er über sei­nen Blogger-Kollegen Dirk Würtz selbst ver­treibt – auch den Miliá (www.600bottles.com).

Übri­gens: Das Wein­gut Tetra­my­thos wur­den 2008 von den ver­hee­ren­den Wald­brän­den in Grie­chen­land völ­lig zer­stört. Inzwi­schen ist es wie­der kom­plett neu auf­ge­baut wor­den und tech­nisch bes­ser aus­ge­stat­tet als vor der Katastrophe.

Kommentar hinzufügen

Antwort schreiben

Partner

Unser Newsletter