Mag sein, dass griechischer Wein in Deutschland mehr besungen als getrunken wird. Markus Stolz, in Athen lebender deutscher Ex-Banker und einer der besten Weinexperten des Landes, hat weinkenner.de eine Flasche griechischen Weins zum Probieren geschickt. Ihr Inhalt demonstriert Dreierlei: Tadellose Qualität. Viel Charakter. Heißer Preis.
„…machen Sie sich selbst ein Bild von dem Wein“, schrieb Markus Stolz an weinkenner.de. Vielen Dank. War aber auch nötig. Wer hat schon eine Ahnung davon, was zwischen Igoumenitsa und Alexandropoulos los ist? Wer weiß, dass Xinomavro kein Musikinstrument, sondern eine Traubensorte ist? Und dass die Kykladen kein neues Grippevirus, sondern eine Inselgruppe in der Ägäis sind, auf der Reben wachsen? Zu griechischem Wein fällt den meisten nur Udo Jürgens ein.
Dabei besitzt Griechenland Weine, die guten Italienern und Spaniern qualitativ nicht nachstehen – nur leider nicht so viele, wie es sie dort gibt. Immerhin, der Trilogia von Christos Kokkalis ist ein Kultwein. Spitzenerzeuger wie Kir Yianni, Biblia Chora, Alpha, Gaia (dessen weißer Santorini im 3-Sterne-Restaurant Bareiss auf der Weinkarte steht) sind in der Fachwelt bestens beleumundet – um nur ein paar wenige Namen zu nennen.
Tetramythos ist allerdings noch wenig bekannt. So heißt das Weingut, von dem jener Wein kommt, den Markus Stolz uns geschickt hat: eine Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Merlot und der einheimischen Sorte Black of Kalavryta. Die Trauben wachsen in fast tausend Metern Höhe im Norden des Peleponnes auf kargen, steinigen Böden. Das Klima dort ist dennoch nicht kühl. Vom Golf von Korinth und von Patras streichen ständig warme Winde über die Rebenfelder.
Der Wein heißt Miliá. In der Farbe dunkelrubinrot, in der Nase und im Geschmack würzig mit Noten von frischen Waldfrüchten wie Blaubeeren und schwarzen Johannisbeeren, dabei weich und warm am Gaumen mit einem nicht zu unterschätzenden Tanninrückgrat, das sich aber keineswegs pelzig bemerkbar macht. Ebenso wenig wie das Holz, obgleich der Wein in Barriques ausgebaut wurde. Kurz: ein saftiger, eleganter Wein, kräftig, aber nicht schwer und mit gutem Trinkfluss. Einen solchen Rotwein zum Preis von 8,95 Euro findet man in anderen südeuropäischen Ländern nicht so leicht.
Dieser Miliá ist noch jung (Jahrgang 2008). Er wird noch ein Jahr oder zwei Jahre brauchen, um seine Frucht zu entwickeln. Zu „explodieren“, wie Markus Stolz sagt, der regelmäßig über griechischen Wein bloggt (www.elloinos.com). Er hat ein kleines Depot handverlesener griechischer Weine in Deutschland angelegt, die er über seinen Blogger-Kollegen Dirk Würtz selbst vertreibt – auch den Miliá (www.600bottles.com).
Übrigens: Das Weingut Tetramythos wurden 2008 von den verheerenden Waldbränden in Griechenland völlig zerstört. Inzwischen ist es wieder komplett neu aufgebaut worden und technisch besser ausgestattet als vor der Katastrophe.