Unser Wein des Monats August kommt aus Griechenland und ist ein alter Bekannter: ein Retsina – aber einer, wie Sie ihn noch nicht kennen.
Zunächst zum merkwürdigen Namen. Der englische Name The Cricket & The Ant heißt übersetzt: Die Grille und die Ameise. Er nimmt Bezug auf den gleichnamigen Kurzfilm der Hamburger Produzentin Julia Ritschel, die ihn 2016 gedreht hat. Der Plot: die Liebe zwischen einer Studentin und ihrer Lehrerin. Was hat das mit dem Wein zu tun? Auch er ist das Resultat einer ungewöhnlichen, ja: heiklen Beziehung: Wein und Pinienharz. Der Wein ist nämlich mit Harz aromatisiert. Retsina heißt so ein Wein in Griechenland. Dort hat er eine dreitausendjährige Tradition. Die Griechen erkannten schon in der Antike, dass Weine besser schmecken, wenn sie möglichst wenig mit Sauerstoff in Verbindung kommen. Also verschlossen sie ihre Tonamphoren und Fässer mit Harz – mit der Folge, dass der Wein den Geschmack des Harzes annahm. In den letzten Jahrzehnten hat sich diese Tradition merklich abgeschwächt, um am Ende fast auf Null zurückzugehen. Die geharzten Weine waren einfach so schlecht, dass keiner sie mehr trinken wollte.
Die alte Technik des Harzens neu entdeckt
Doch in den letzten Jahren hat sich das Blatt wieder zu Gunsten des Retsina gewendet. Kleine, beseelte Winzer haben die alte Technik des Harzens wieder neu entdeckt. Allerdings gehen sie wesentlich behutsamer mit dem Harz um. Ihre Weine sind fein, ja: originell und haben nichts mehr mit den groben, vom Pinienharz erschlagenen Retsinas der 1970er und 1980er Jahre zu tun, als griechische Tavernen in Deutschland wie Pilze aus dem Boden schossen, die ihre Gäste mit Weinen, die wie Uhu-Kleber schmeckten, in Sirtaki-Laune zu bringen versuchten. Die neuen Retsinas werden mit frischem, meist selbst geerntetem Harz gewürzt, der dem Wein auch nur noch in kleinen Mengen zugesetzt wird.
So ein Wein ist The Cricket & The Ant. Die Rebsorte, aus der er gekeltert ist, heißt Roditis. Sie ergibt solo einen relativ körperreichen, neutral schmeckenden Weißwein. Durch das vorsichtige Harzen erhält er einen leicht kräuterwürzigen Twist. Das Harz selbst schmeckt und riecht man gar nicht. So entsteht ein strohgelber Wein mit moderater Säure und feinen Noten von Bergamotte und Kiefernnadeln – ideal für Gemüse-Vorspeisen und leichte Fischgerichte. Yiannis und Antonia Christopoulos, die zweite Generation im Weingut Markogianni, trinken ihn am liebsten zu kleinen, frittierten Fischchen und – natürlich – zu Zucchini mit Tzatziki. Ihr Weingut umfasst gut drei Hektar und liegt auf der Halbinsel Peleponnes nahe der antiken Stadt Olympia.
Der Wein
2022 Retsina The Cricket & The Ant, Markogianni Winery
Preis: 8,90 Euro (0,5 l)
Bezug:
www.the-winehouse.de








































































