Nein, der Wein wurde Suvad „Suwi“ Zlatic nicht in die Wiege gelegt. Die stand in Bosnien und zehn Jahre nach seiner Geburt verschlugen die Wirren des Bürgerkriegs auf dem Balkan die Familie nach Österreich. Genauer an den Arlberg. Von dort hat Suwi auch das rollende „Arlberg-R“ in seiner „zweiten Muttersprache“,
Am Arlberg, der traditionsreichen Tourismus-Region, ist eine Karriere in der Gastronomie naheliegend, aber der Wein-Virus ließ sich noch ein wenig Zeit. Suwi war Bartender als vor zwanzig Jahren ein – wie sich herausstellen sollte – entscheidendes Gespräch am Tresen zustande kam. Ein Gast meinte, wenn sich Suwi mit Wein so gut auskennen würde wie mit Bar-Stuff, würde ihm die Welt offen stehen. Der Gast war Norbert Waldnig, der dritte der Sommelier-Weltmeisterschaft 1998, sollte zum Mentor für die Sommelier-Kariere von Suwi werden.
Diese führte steil nach oben. Zum einen arbeitete er als Sommelier in Top-Häusern, zum anderen stellte er sich zunehmend anspruchsvolleren Wettbewerben.
2011 zog er erstmals ins Finale um den Titel des besten Sommeliers Österreichs ein, 2014 gewann er diesen Wettbewerb – zum ersten Mal. Im selben Jahr erhielt er sein Zertifikat vom Court of Master Sommeliers und setzte gleich noch den Sake-Sommelier drauf. Im Jahr drauf folgte das Zertifikat der A.S.I. (Association de la Sommellerie Internationale) und das Amt des Kapitäns der Österreichischen Sommelier-Nationalmannschaft.
Wie kommt man in so einem kompetitiven Umfeld voran bzw. nach oben? „Hartes und konsequentes Training“, sagt Suwi. Wobei nur ein besonderer Witzbold annehmen könnte, damit sei die Leber gemeint. „Die Theorie bringt dich ins Finale. Vor einem großen Contest trainiere ich ein bis drei Stunden täglich mein Weinwissen und lerne dazu, 60 Tage vorher sechs bis acht Stunden“, erklärt der ehrgeizige Champion. Wohlgemerkt neben seinem Wein- und Spezialitätenhandel in Landeck (Tirol) und der Tätigkeit als Seminarleiter und Wein-Consultant.
Starke Frauen begleiten ihn auf diesem Weg. Da ist die Ehefrau, „die das alles voll mitlebt“, wie er voller Anerkennung und Dankbarkeit sagt. Streng gecoached wird er von Caroline Stein, die ihn so zur Österreichischen Meisterschaft brachte, die er 2021 zum zweiten Mal für sich entscheiden konnte, danach zur Europa- und Afrikameisterschaft der A.S.I., die Ende 2021 auf Zypern stattfand. Vor Ort wurde er noch von Annemarie Foidl, der Präsidentin der österreichischen Sommelierunion und Dagmar Gross (Kommunikation) unterstützt.
Das Resultat: Ein dritter Platz im einem hart umkämpften Finale und damit das Ticket zur Weltmeisterschaft 2023 in Paris. „Das ist mein nächstes ganz große Ziel“, sagt Suwi. Und eine alte Fußballregel hat er ganz fest verinnerlicht: „Nach dem Contest ist vor dem Contest“.
Sieben Fragen an Suvad „Suwi“ Zlatic
amtierender Meister der österreichischen Sommeliers und Kandidat für die Weltmeisterschaft 2023 in Paris
Was war der erste Wein, an den Du Dich erinnern kannst?
Oh. Da bin ich gleich hoch eingestiegen. Ich arbeitete als junger Mann in Serfaus (Tirol) und ein Gast hat mich vom Brunello di Montalcino von Biondi Santi probieren lassen, einem der wohl prominentesten Brunello-Weine.
Dein wichtigster Wein bisher?
Eine 1976 Riesling Spätlese von Egon Müller (Scharzhof, Saar). Der Wein hat mich in eine neue Galaxie geschossen. Deutscher Riesling wurde auch privat meine große Leidenschaft und ich wurde recht früh zum Vorreiter für das Thema in Österreich.
Dein Rat für wissensdurstige Einsteiger?
Alles verkosten, was sich anbietet und stetig den Horizont erweitern. Das geht gut auf Reisen und mit Besuchen in Weingütern. Dazu sollte man auf die Seriosität der Wissensquellen achten. Es gibt viel gefährliches „Weinwissen“ im Internet
Das Wichtigste ist: Der Spaß darf nie verloren gehen.
Welches Food-Wein-Pairing hat Dich am meisten begeistert und tut es noch?
Blinis mit Sauerrahm und Lachs, dazu einen reifen Champagner mit cremiger Textur. Sehr gerne serviere ich auch selbst Gänseleber mit Quittengelee und dazu einen Riesling Kabinett.
Was ist Dein aktueller Favorit?
Stillweine aus der Champagne. Da hat sich unheimlich viel getan, außerdem bin ich ein bekennender Liebhaber von Chateau Musar (Libanon).
Mit welcher Person würdest Du gerne welchen Wein trinken?
Mit Max Schubert, dem 1994 verstorbenen genialen Schöpfer des Grange Hermitage. Am liebsten den 1955er Jahrgang, der seinerzeit alles abgeräumt hat. Aber mit dem 1989er wäre ich auch zufrieden.
Was soll zu Deiner Henkersmahlzeit serviert werden?
Eine Spätlese von Egon Müller, vielleicht Jahrgang 1997. Und eine Flasche G-Max 2015 von Klaus-Peter Keller (Rheinhessen), man sollte in so einer Situation nicht zu bescheiden sein.