Nach einem Weinbaujahr voller Wetterkapriolen hat das ideale Herbstwetter letztlich zu einer guten Ernte mit einigen vielversprechenden Qualitäten geführt – mit lebendig-frischen und charaktervollen Weinen.
Bereits das Frühjahr 2019 zeichnete sich durch extremes Wetter aus: Hagelschläge gab es bereits im April. Deutlich unterdurchschnittliche Temperaturen vor allem im Mai verzögerten den Reifebeginn zum langjährigen Mittel um 10 bis 14 Tage. Akribische Arbeit im Weinberg und dann eine gezielte Auslese beim Wimmen, wie in Südtirol die Lese genannt wird, waren oft ausschlaggebend für die Qualität der Trauben. Warme Tage und kühle Nächte Ende August und Anfang September haben die Aromabildung in den Trauben noch kurz vor der Ernte enorm gefördert. Mit der Hauptlese sind die Bauern Mitte September gestartet – um rund zwei Wochen später als 2018.
Sehr typisch präsentiert sich der Vernatsch, die am meisten angebaute Sorte in Südtirol. Die dunklen Sorten Lagrein, Merlot und Cabernet stellte der Jahrgang vor einige Herausforderungen in den Weinbergen. „Sie brauchen deshalb noch Zeit und Unterstützung von Seiten der Kellermeister, um zu ihrer vollen Ausprägung heranzureifen“, wie es vom Weinbauverband heißt.
Der Jahrgang 2019 punktet vor allem bei den Weißweinen mit frischen, fruchtigen Aromen, mit ausgeprägter Säure, eleganterer Struktur und gutem Potenzial – insbesondere bei den Weinen aus den höheren Lagen.
Wer jetzt Lust bekommen hat sich einen Eindruck von diesem spannenden Jahrgang zu machen, findet hier alle Links zu den Südtiroler Produzenten und Bestellmöglichkeiten der Weine.
Stimmen aus den einzelnen Südtiroler Weinbaugebieten
Unterland: Ein gutes Weißweinjahr
Auf ein etwas schwieriges Rotweinjahr 2019 im Unterland blickt Christof Tiefenbrunner von der Schlosskellerei Turmhof/Tiefenbrunner in Entiklar zurück, „für die Weißweine war es hingegen ein ganz guter Jahrgang“, so Tiefenbrunner. „Weißburgunder und Chardonnay stechen mit frischer, angenehmer Säure und eleganter Struktur hervor. Der Sauvignon konnte sich in den Top-Lagen behaupten und überzeugt dort mit schöner, knackiger Säure und typischer Aromatik.“
Überetsch: Gute Qualitäten bei Weißweinen und Vernatsch
Andrea Moser, Kellermeister der Kellerei Kaltern, ist vor allem mit den Trauben aus den höheren Lagen zufrieden. Besonders überrascht ist er „vom Pinot Grigio mit saftiger Fülle, krokanter Struktur und frischer Säure, vom Weißburgunder mit seinen salzig-saftigen Noten und vom Sauvignon, der sich sehr mineralisch und fruchtig reif präsentiert“. Angetan hat es Andrea Moser auch der Vernatsch 2019 „mit tiefgründiger Farbe, knackiger Säure, Frische und Struktur.“
Bozen: Einfacher Lagrein und toller St. Magdalener
Schwerste Hagelschläge haben im August im Raum Bozen für große Schäden gesorgt, wobei dabei das St.-Magdalener-Gebiet nahezu verschont blieb. „Wohl kaum ein Produzent in der Gegend wird vom 2019er Lagrein eine Riserva-Qualität auf den Markt bringen“, erklärt Für Christian Werth, Kellermeister der Klosterkellerei Muri-Gries. Dafür freut sich der Werth über den gelungenen St. Magdalener und die überdurchschnittlichen Vernatsch-Qualitäten des Jahrgangs.
Meran & Etschtal: viel Spaß mit Vernatsch
Starke Hagelschläge im August im Raum Dorf Tirol, Schenna und Passeiertal haben um Meran herum zu einer Ernteeinbuße von knapp 20 Prozent geführt. „Auch das Problem Mehltau hat von den Weinbauern einiges an Mehreinsatz gefordert“, erklärt Stefan Kapfinger, Kellermeister der Kellerei Meran. „Trotz allem sind wir mit dem Jahrgang recht zufrieden. Die Weißweine 2019 präsentieren sich durch die Bank sehr ansprechend. Der Weißburgunder punktet mit mineralisch-salzigen Noten, mit schöner Frische und knackiger Säure, der Sauvignon mit typischer Sortencharakteristik und spannendem Spiel.“ Besonders überrascht ist Stefan Kapfinger von den tollen Qualitäten des Vernatsch: „Der 2019er Vernatsch wird ganz sicher viel Spaß machen.“
Vinschgau: ein kühler Jahrgang nach Wunsch
Der Vinschgau hebt sich genauso wie das Eisacktal vom restlichen Südtirol ganz wesentlich ab. Leichte Probleme mit Pilzkrankheiten konnten beim trockenen Vinschgauer Klima gut unter Kontrolle gehalten werden. „Die Ernte begann etwa zweieinhalb Wochen später als im Durchschnitt – und mit super Traubenqualitäten, quer durch“, freut sich Magdalena Pratzner vom Weingut Falkenstein in Naturns: „Ein kühlerer Jahrgang mit schöner, anhaltender Säure, mit frischen fruchtigen Aromen, mit feiner Textur und etwas weniger Alkohol als in den letzten Jahren.“
Eisacktal: gut und typisch
„Weil sich der Herbst im Eisacktal von der besten Seite gezeigt hat, konnten überall durchwegs gesunde und vollreife Trauben geerntet werden. Hannes Baumgartner vom Weingut Strasserhof: „Wir können uns wieder einmal über einen typischen Eisacktaler Jahrgang freuen, in dem man die Kühle und Mineralität unserer Gegend spürt.“ Die Weine präsentieren sich frisch und säurebetont mit intensiver Frucht und weniger Alkohol als in den vergangenen Jahren.“
Probiertipps
2019 Eisacktaler Kerner, Strasserhof
Typisch fruchtig mit mineralischen Anklängen, verbindet Volumen und lebendige Ansprache.
Um 13,50 Euro.
2019 Weißburgunder Festival, Kellerei Meran Burggräfler
Sehr ausgewogener, frischer Wein, vielseitiger Essensbegleiter.
Um 9 Euro.
2019 Chardonnay Merus, Tiefenbrunner, Entiklar
Blütenduft und Aromen von tropischen Früchten, belebend im Abgang. Etwas schlanker gebaut als in anderen Jahren.
Um 11 Euro.
2019 Lagrein Kretzer, Klosterkellerei Muri-Gries
Der Rosé-Klassiker zeigt sich fruchtig und weinig zugleich; wie immer auch zupackend am Gaumen.
Um 11 Euro.
2019 Edelvernatsch, Kellerei Kaltern
Fruchtig (Kirsche, Himbeere) und mit typischer dezenter Bittermandelnote, weich am Gaumen, trinkfreudig.
Um 7,50 Euro.
2019 Terlaner Sauvignon blanc Winkl, Kellerei Terlan
Eine Benchmark für die Rebsorte: Komplexe, einladende Aromatik (tropische Früchte, Kräuter, Holunderblüte), mineralische Akzente am Gaumen, voll und anhaltend.
Um 18 Euro.
2019 Sauvignon blanc Cosmas, Weingut Kornell
Im Duft nicht laut und eher auf der grünfruchtigen Seite (Stachelbeere, Brennnessel), schlank und frisch, dabei saftig und mit fester Struktur. Mit 12,5 % vergleichsweise wenig Alkohol.
Um 14 Euro.