Der Pigott-Wein ist da – Müller-Thurgau als Großes Gewächs

Stuart Pigott
Der in Berlin lebende englische Weinkritiker und Weinbuchautor Stuart Pigott hat 264 Flaschen eines Müller-Thurgau erzeugt, den es nur einmal geben wird. Das Besondere an dem Wein: Er soll sich auf Augenhöhe mit den Großen Gewächsen befinden, also den besten Weinen Deutschlands. Am kommenden Sonntag wird der Wein in Berlin präsentiert. Zu kaufen ist er allerdings nicht, nur zu probieren.

Der in Ber­lin leben­de eng­li­sche Wein­kri­ti­ker und Wein­buch­au­tor Stuart Pigott hat 264 Fla­schen eines Müller-Thurgau erzeugt, den es nur ein­mal geben wird. Das Beson­de­re an dem Wein: Er soll sich auf Augen­hö­he mit den Gro­ßen Gewäch­sen befin­den, also den bes­ten Wei­nen Deutsch­lands. Am kom­men­den Sonn­tag wird der Wein in Ber­lin prä­sen­tiert. Zu kau­fen ist er aller­dings nicht, nur zu probieren.

Stuart PigottDie Trau­ben für den Wein kom­men aus Auern­ho­fen, einem zum Bereich Tau­ber­tal und damit zu Fran­ken gehö­ren­den, doch weit weg vom Tau­ber­fluß lie­gen­den Dörf­chen zwi­schen Würz­burg und Rothen­burg ob der Tau­ber. Dort hat sich Pigott zehn Zei­len Müller-Thurgau in der Lage Hasen­nest für ein Jahr „gelie­hen“: eine 68 Grad stei­le Lage, die dem Winzer-Ehepaar Chris­ti­an und Simo­ne Stahl gehört. Sie erzeu­gen dort seit Jah­ren einen der bes­ten Müller-Thurgau Deutsch­lands (www.winzerhof-stahl.de).

Pigott, 49, will zei­gen, dass sich aus die­ser oft belä­chel­ten, von anspruchs­vol­len Wein­trin­kern meist gemie­de­nen Sor­te bei sorg­fäl­ti­ger Pfle­ge und bei nied­ri­gen Erträ­gen ein Wein vom Rang eines Gro­ßen Gewäch­ses erzeu­gen lässt. Nicht zufäl­lig prä­sen­tiert er sei­nen Wein par­al­lel zur Guts­wein 2010, die am 4. und 5. Sep­tem­ber 2010 in Ber­lin im Daim­ler Benz Finan­cial Ser­vice Cen­ter am Pots­da­mer Platz statt­fin­det. Auf ihr stel­len die Mit­glie­der des Ver­bands Deut­scher Prä­di­kats­wein­gü­ter (VDP) ihre Gro­ßen Gewäch­se des Jahr­gangs 2009 der Öffent­lich­keit vor: Ries­ling, Sil­va­ner, Weiß- und Grau­bur­gun­der. Müller-Thurgau ist im VDP als Gro­ßes Gewächs nicht vorgesehen.

Pigott schenkt sei­nen Müller-Thurgau nur hun­dert Meter wei­ter im Muse­um für Film und Fern­se­hen im 4. Stock des Sony Cen­ter aus. Zum Ver­gleich hat er Wei­ne von F. X. Pich­ler sowie den wei­ßen Musi­gny von Comte de Vogue und den Cha­teau de Beau­cas­tel Blanc von der Rho­ne mit­ge­bracht. Ein­lass ist nur gegen Ein­la­dungs­kar­te möglich.

Der Eng­län­der lebt seit über 25 Jah­ren in Deutsch­land. Er gilt als einer der bes­ten Riesling-Kenner der Welt – und einer der ori­gi­nells­ten Wein­schrei­ber außer­dem (im Herbst erscheint sein neu­es Buch „Wein­wun­der Deutsch­land“ bei Tre Tor­ri). Von 2008 bis 2009 stu­dier­te Pigott als Gast­hö­rer zwei Semes­ter an der Fach­hoch­schu­le für Wein­bau in Gei­sen­heim. Als prak­ti­sche Übung im Rah­men des Stu­di­ums wähl­te er die Bewirt­schaf­tung eines Wein­bergs und die Erzeu­gung eines Weins: „Auf Grund der Steil­heit des Hangs und des stei­ni­gen Muschel­kalk­bo­dens war die Arbeit kör­per­lich sehr anstren­gend“, berich­tet er. „Allei­ne der Schnitt der 400 Reben dau­er­te ins­ge­samt 12 Stun­den, teil­wei­se bei Außen­tem­pe­ra­tu­ren von unter Null Grad Cel­si­us. Der Ver­zicht auf Her­bi­zi­de zwang mich zur Unkraut­be­kämp­fung mit der Hacke. Ins­ge­samt wur­den 200 Arbeits­t­s­un­den bis zum Abschluss der Lese am 30. Sep­tem­ber 2009 in die 10 Reb­zei­len inves­tiert, davon 140 Stun­den als mein eige­ner Einsatz.“

Die Müller-Thurgau-Trauben wur­den mit 100° Öchs­le gele­sen. Der Hekt­ar­er­trag lag bei umge­rech­net 20 Hek­to­li­tern. Der Wein wur­de im Stahl­tank vini­fi­ziert und aus­ge­baut. Ins­ge­samt wur­den 264 Fla­schen von ihm gefüllt – Schle­gel­fla­schen mit Schraub­ver­schluss. Käuf­lich ist der Wein übri­gens nicht – auch bei Gefal­len nicht. Er darf nur pro­biert und das wil­de Eti­kett des Ber­li­ner Künst­ler Rolf Meh­nert bewun­dert wer­den. Über Geld freut sich Pigott den­noch – als Spen­de die AIDS-Stiftung „Wein hilft“, die er unterstützt.

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