Starke Thermik in der Südpfalz, Teil II

Ramba Zamba
Der Bericht von Jens Priewe über seine winterliche Reise durch die Südpfalz ist noch nicht zu Ende. In Teil II stellt er vier Winzer vor, die außerhalb der Region wenig bekannt sind, aber teilweise außerordentliche Weine erzeugen: Ben Rothmeier, Eva Seyler, Marius Meyer, Thorsten Krieger.

Inhalt:


Vor­weg noch ein­mal was zur Süd­pfalz im All­ge­mei­nen. Sie ist der unbe­kann­te­re Teil der Pfalz, jeden­falls im Ver­gleich zur Mit­tel­haardt. Süd­pfalz – das ist die Abkür­zung für Süd­li­che Wein­stras­se. Ein Land­kreis, der süd­lich von Neu­stadt beginnt und bis zur fran­zö­si­schen Gren­ze reicht. Die süd­li­che Wein­stra­ße selbst ist die Fort­set­zung der nörd­li­chen Wein­stras­se. An die­ser Fei­er­mei­le lie­gen Wein­dör­fer wie Mai­kam­mer, St. Mar­tin, Hain­feld, Rhodt, Wey­her, Sie­bel­din­gen, Birk­wei­ler, Ilbes­heim und ande­re, die auch jenen, die in der Schu­le in Erd­kun­de auf­ge­passt haben, kaum bekannt sind. Und bei denen, die sie ken­nen, weil sie an der Wein­stra­ße schon gefei­ert haben, ver­bin­det sich mit ihnen nicht der­sel­be hel­le Klang wie mit Dei­des­heim, Forst oder Gim­mel­din­gen, den Wein­me­tro­po­len der Mittelhaardt.

Ein Wein, der nicht zur „Worscht“ passt, hat es schwer in der Südpfalz

Blumengeschmückter Innenhof bei Ben Rothmeier
Blu­men­ge­schmück­ter Innen­hof bei Ben Rothmeier

Dar­aus soll­te aber nicht geschlos­sen wer­den, dass in der Süd­pfalz tote Hose herrscht. Jedes drit­te Wein­gut hat einen Gast­gar­ten, eine Wein­stu­be oder einen Wein­pa­vil­lon, die zumin­dest an Wochen­en­den von Aus­flüg­lern stark fre­quen­tiert wer­den. Da wird pala­vert, gelärmt, genos­sen und manch­mal auch gesof­fen. Dazu gibt’s „Worscht“, wie die Pfäl­zer das läng­li­che, run­de Gebil­de aus­spre­chen, von dem nur der Schlach­ter und der lie­be Gott wis­sen, woher das Fleisch kommt. Worscht ist die kuli­na­ri­sche Attrak­ti­on die­ses Land­strichs, die, auch wenn sie, ganz tren­dig, mit Sansibar-Pfeffer exo­tisch gewürzt ist oder im knusp­ri­gen Brick­teig ein­ge­hüllt ser­viert wird, natür­lich eine Brat­wurst bleibt. Ein Wein, der nicht zu die­sem flei­scher­nen Gebil­de passt, hat es schwer in die­sem Teil Deutschlands.


Lesen Sie hier “Star­ke Ther­mik in der Süd­pfalz, Teil I” 


Für vie­le Wein­gü­ter ist die eige­ne Gas­tro­no­mie ein wich­ti­ger Ver­triebs­ka­nal für den Wein. Über sie wird oft Drei­vier­tel, manch­mal sogar der gesam­te haus­ei­ge­ne Wein ver­mark­tet. Die Basis der Wein­stu­be – das sind in der Regel die Oma oder die Win­ze­rin. Sie ste­hen in der Küche und berei­ten Kraut­sa­lat, Pom­mes, Brat­kar­tof­feln oder was sonst zur Worscht gereicht wird zu. Wenn die Oma irgend­wann nicht mehr kann und die Win­ze­rin nicht mehr mag, fehlt plötz­lich ein wich­ti­ges Stand­bein des Ver­triebs, weil die Wein­stu­be schlie­ßen muss. Manch klei­nes Wein­gut ist dadurch in eine Exis­tenz­kri­se gera­ten. Eini­ge sper­ren gleich das Wein­gut zu und ver­kau­fen ihre Rebflächen.

Für ande­re ist die Erfah­rung ein hei­len­der Schock. Sie haben ihre Wein­pro­duk­ti­on umge­stellt und sich fit gemacht, um auch auf über­re­gio­na­len Märk­ten bestehen zu kön­nen. Die vier Wein­gü­ter, die ich im Fol­gen­den beschrei­be, mögen außer­halb der Pfalz rela­tiv unbe­kannt sein. Aber ihre Wei­ne sind so gut, dass sie auch in Frank­furt und Düs­sel­dorf, in Han­no­ver oder Ber­lin Erfolg haben könn­ten – wenn sie denn bekann­ter wären.


Weingut Ben Rothmeier, Landau-Mörlheim

Ben Rothmeier
Ben Roth­mei­er

Die Roth­mei­ers haben einen schö­nen, blu­men­ge­schmück­ten Innen­hof, aber kei­ne Wein­stu­be. Ihr Wein­gut liegt in Mörl­heim, einem Vor­ort von Land­au. Eine ruhi­ge Wohn­ge­gend, weit weg von der Fei­er­mei­le. Man­gels wein­se­li­ger Pichel-Kundschaft müs­sen sich die Roth­mei­ers also anstren­gen, um ihren Wein an den Mann (und die Frau) zu brin­gen. Es gelingt ihnen. Ein kur­zer Blick auf die Wein­lis­te zeigt, dass nur jun­ge Jahr­gän­ge auf­tau­chen. Alte sind aus­ver­kauft. Dabei sind die Roth­mei­ers mit über 15 Hekt­ar Reben kein klei­nes Wein­gut. Doch wenn es sich erst ein­mal her­um­ge­spro­chen hat, dass die Wei­ne, die den Namen Roth­mei­er auf dem Eti­kett tra­gen, gut sind, dann muss man den Kun­den nicht hin­ter­her­lau­fen. Sie klop­fen von selbst an die Pforte.

Ries­ling von der Kal­mit und Ram­ba Zamba

Spä­tes­tens seit Ben Roth­mei­er, 37, für die Wei­ne zustän­dig ist, ist das der Fall. „Ich bin mehr auf dem Riesling-Trip als auf dem Burgunder-Trip“, ent­schul­digt sich der 37-Jährige für all die Grau­bur­gun­der, Char­don­nay, Weiß­bur­gun­der auf der Lis­te. Und er fügt hon­zu, dass sie dort auch ste­hen blei­ben. Ers­tens gibt es Kund­schaft für sie. Zwei­tens sind die Lehm- und Löß­bö­den der Rhein­ebe­ne geeig­net für die Bur­gun­der­sor­ten. Drit­tens sind die­se Wei­ne sau­ber, saf­tig, deli­kat. Doch Ben Roth­mei­ers Herz schlägt nun ein­mal für Ries­ling, Scheu­rebe, allen­falls noch für Gel­ben Mus­ka­tel­ler. Und für Bar­ri­que. Doch vom Holz spä­ter. Sein bes­ter Ries­ling ist der Kal­mit, benannt nach der Gro­ßen Lage bei Ilbes­heim. Dort wächst auf uraltem Land­schne­cken­kalk und Gehän­ge­lehm ein hoch­mi­ne­ra­li­scher Wein mit gro­ßem Span­nungs­bo­gen und feins­ten Nuan­cen (€ 12,50). Eine ein­fa­che­re Vari­an­te sei­nes Ries­lings heißt Ram­ba Zam­ba und ist, wie das Comic-artige Eti­kett schon sug­ge­riert, ein Wein für die Par­tys jun­ger Fei­er­bies­ter. Der Preis ist zwar für Süd­pfäl­zer Ver­hält­nis­se etwas hoch (€ 9,50). Aber ein Euro wird an das Hos­piz Land­au abgeführt.

Neue Lie­be: die dunk­len Rotweine

Sen­sa­tio­nell gut ist Roth­mei­ers tro­cke­ne Scheu­rebe S (€12,50). Mit ihr hat er 2015 den ers­ten Platz beim Nachwuchswinzer-Wettbewerb „Die jun­ge Süd­pfalz“ gewon­nen. Zu den Rot­wei­nen: Statt Dorn­fel­der, den sein Vater gepflegt hat­te, setzt Roth­mei­er auf Mer­lot, Syrah und Pinot Noir. Sie alle wer­den in neu­en Bar­ri­ques aus­ge­baut, was zumin­dest Syrah und Mer­lot gut tut, und auch sei­ner Pinot Noir Aus­le­se tro­cken (der Roth­mei­er jedes Jahr das Lese­da­tum vor­an­stellt (€ 20,00). Für den ein­fa­chen Guts-Pinot Noir schießt er mit dem Hol­zen­satz etwas über das Ziel hin­aus. Doch wel­cher Pinot-Produzent hat die­sen Feh­ler anfangs nicht gemacht? Übri­gens: Mer­lot und Syrah (wird erst 2019 frei­ge­ge­ben) wer­den Furo­re machen.

www.ben-rothmeier.de
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Weingut Dengler-Seyler, Maikammer

Die­ses Fami­li­en­wein­gut liegt mit­ten in Mai­kam­mer, einem 4000-Einwohner-Städtchen im Nor­den der Süd­pfalz, das die Gren­ze zur Mit­tel­haardt bil­det. In und um Mai­kam­mer fin­det man schwe­re, kalk­hal­ti­ge Böden, wie sie für die Süd­pfalz typisch sind, aber auch leich­te­re, wär­me­re Böden wie an der Mit­tel­haardt. Win­zer in Mai­kam­mer zu sein, macht also Spaß, weil man sieht, wie stark die jewei­li­gen Böden den Cha­rak­ter des Weins prä­gen – einerseits.

Ande­rer­seits ist Mai­kam­mer ein Tou­ris­ten­ma­gnet. Das Orts­bild ist von alt­deut­schem Fach­werk und Spros­sen­fens­ten geprägt, von Bunt­sands­ein und tos­ka­na­gel­ben Fas­sa­den. Jedes zwei­te Gebäu­de an der Haupt­stra­ße birgt ein Wein­gut, ein Wein­stu­be, einen Eis­sa­lon, einen Gast­hof, einen Mitbringsel-Laden. Der größ­te Tel der Tou­ris­ten gehört zur Ü-65-Generation und wird bus­wei­se her­an­ge­karrt. Deut­sche Gemüt­lich­keit ist Trumpf, lieb­li­cher Wein inklu­si­ve. Wer sich als Win­zer dem Tou­ris­mus ver­wei­gert, hat es schwer in Maikammer.

„Wir set­zen nicht mehr auf den Tourismus“

Eva Sey­ler und ihr Mann Mat­thi­as haben es trotz­dem getan. Sieht man von der Scheu­rebe, die bei ihnen grund­sätz­lich rest­süß ange­bo­ten wird, und eini­gen edel­sü­ßen Spe­zia­li­tä­ten ab, fal­len 26 von 30 Posi­tio­nen auf der Wein­lis­te in die tro­cke­ne Geschmacks­rich­tung – vor allem auch die Schop­pen­wei­ne, die den Senio­ren so gern ins Glas geschüt­tet wer­den. Mai­kam­mer und das benach­bar­te St. Mar­tin sind bekannt dafür, gern Rest­sü­ßes zu kredenzen.

Eva Seyler
Eva Sey­ler

„Wir set­zen schon lan­ge nicht mehr auf den tra­di­tio­nel­len Wein­tou­ris­mus“, sagt Eva Sey­ler. „Wir wol­len kom­pro­miss­lo­se Wei­ne und so den anspruchs­vol­len Wein­trin­ker gewin­nen.“ Das schmeckt man ihren Wei­nen an. Sie sind durch die Bank grad­li­nig, saf­tig, viel­leicht etwas stof­fi­ger als ande­re Wei­ne aus Mai­kam­mer und Umge­bung, und weit­ge­hend durch­ge­go­ren. Mir gefiel der ein­fa­che, schmelzi­ge Guts­ries­ling  (€ 6,80), der Kirr­wei­ler Weiß­bur­gun­der (€ 9,50) und die im klei­nen Holz­faß ver­go­re­ne Cuvée Autum­nus aus Char­don­nay und Gewürz­tra­mi­ner (€ 10,50) sehr gut. Der hoch­ge­lob­te Sil­va­ner hin­ter­ließ bei mir eher einen zwie­späl­ti­gen Ein­druck: alko­hol­reich und fett, was durch den Aus­bau in Ton­neaux noch unter­stri­chen wird. Über­strahlt wird die Kol­lek­ti­on von drei Lagen-Rieslingen, die Ter­ro­ir pur bie­ten: der opu­len­te „Am Hei­li­gen Berg“, der von Kalk­bö­den kommt und in 2015 mit 14 Vol.% auf­war­tet, der geschmeidig-saftige „Im Obe­ren Wein­sper“ von Löß­bö­den und das herr­lich fruchtig-mineralische „Schlan­gen­gässl“ von kiesig-lehmigen Böden. Alle drei kos­ten € 16,50.

Auch äußer­lich set­zen die Sey­lers Akzen­te. Aus der ehe­ma­li­gen Scheu­ne, über der frü­her in alt­deut­scher Frak­tur­schrift „Wein­ver­kauf“ stand, ist ein archi­tek­to­nisch moder­ner Degus­ta­ti­ons­raum gewor­den, der in Mai­kam­mer und Umge­bung Sei­nes­glei­chen sucht. Das Gast­haus und den Hotel­be­trieb gleich neben­an haben die Sey­lers ver­pach­tet. „Unser Beruf ist Wein“, sagt Eva Sey­ler. „Wir sind kei­ne Hote­liers und kei­ne Gastronomen.“

www.dengler-seyler.de
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Weingut Klaus Meyer, Rhodt

Auch Rhodt zieht in- und aus­län­di­sche Tou­ris­ten magisch an. Der Charme alter Häu­ser, die Tor­bö­gen, das Kopf­stein­pflas­ter – das 18. Jahr­hun­dert ist in der gut 1000 Ein­woh­ner zäh­len­den Gemein­de immer noch nicht zu Ende. Haupt­an­zie­hungs­punkt ist die lan­ge The­re­si­en­stra­ße mit ihren Kas­ta­ni­en­bäu­men. Sie wur­den einst zu Ehren der Gemah­lin des baye­ri­schen Königs Lud­wig I. gepflanzt. Die from­me Dame soll­te auf dem Weg zur Kir­che nicht der pral­len Son­ne aus­ge­setzt sein. Die The­re­si­en­stras­se fla­nie­ren die Besu­cher auf und ab, um sich schließ­lich in einer der zahl­rei­chen Wein­stu­ben nie­der­zu­las­sen, etwa bei der Haus­num­mer 80. Die Klei­ne Wein­stu­be dort gehört zum Wein­gut Klaus Mey­er. Nur 20 Per­so­nen haben Platz, und sie ist nur sams­tags und sonn­tags geöff­net. Aber die Wirts­leu­te sind freund­lich. Das Essen ist def­tig (zum Bei­spiel Kes­sel­fleisch und Schwei­ne­pfef­fer), und die Wei­ne sind vom Feinsten.

Marius Meyer
Mari­us Meyer

Tro­cke­ner als ande­re Weingüter

Mey­er hei­ßen vie­le in der Süd­pfalz. Mari­us aber heißt nur einer: der Sohn von Klaus Mey­er. Er ist 30, stop­pel­bär­tig, aber hat sich sein Jun­gen­ge­sicht bewahrt. Vater und Mut­ter machen die Wein­stu­be und hel­fen im Wein­berg. Der Fili­us ist für den Rest zustän­dig. „Also für alles“, scherzt er: vom „Moscht­ge­wicht“ bis zur „Phi­lo­so­phie“. Letz­te­re unter­schei­det sich etwas von der ande­rer Wein­gü­ter, ist lässt sich aber ein­fach zusam­men­fas­sen: „Unse­re Wei­ne sind trockener.“

Gro­ße Gewäch­se, aber sie dür­fen nicht so heißen

Davon abge­se­hen: Mari­us Mey­ers Wei­ne zei­gen, dass Rhodt und sei­ne Lagen poten­zi­ell so gut sind wie die Ers­ten und Gro­ßen Lagen in der berühm­te­ren Nord­pfalz. Sie sind nur unbe­kann­ter, was dar­an liegt, dass es in Rhodt kein VDP-Weingut gibt und damit  auch kei­ne Lagen­klas­si­fi­ka­ti­on. Und was heißt poten­zi­ell? Mari­us Mey­ers Flagg­schiff, sein Ries­ling Schloss­berg, zeigt ganz kon­kret, dass ein Wein aus Rhodt so gut sein kann wie ein Wein aus Dei­des­heim, Forst oder Gim­mel­din­gen: Er zeigt die eigen­wil­li­ge Hand­schrift des Nach­wuchs­win­zers. Die Trau­ben wer­den immer sehr spät gele­sen. Um die Säu­re zu erhal­ten, wer­den 15 Pro­zent des Lese­guts mit Stie­len abge­presst. Für die Haupt­par­tie sieht Mari­us eine 12-stündige Mai­sche­stand­zeit vor. Danach wird der Schlossberg-Most im 750-Liter-Fass aus Pfäl­zer Eiche spon­tan ver­go­ren, wo er auch lan­ge auf der Hefe liegt: ein Gro­ßes Gewächs, auch wenn es sich nicht so nen­nen darf, cre­mig und hoch­kom­plex. Mit 15 Euro steht der Wein in der Lis­te, was viel ist in die­sem Teil Deutsch­lands, der von den Sechs- und Sieben-Euro-Weinen lebt. „Den Schloss­berg kricht man hier nich us de Hand geris­se“, päl­zert Mari­us her­um. Auf Hoch­deutsch: Er ver­kauft sich nicht von selbst.

Drei Lagen-Rieslinge

Noch preis­wer­ter (€ 12,50) sind Mari­us Mey­ers drei Lagen-Rieslinge aus den Nach­bar­dör­fern, in denen sein Wein­gut Reben besitzt (ins­ge­samt 14,5 Hekt­ar). Jeder für sich weist eine eige­ne Cha­rak­te­ris­tik auf: der saf­ti­ge, gelb­fruch­ti­ge Ber­gel aus Edenk­o­ben (Gra­nit­bo­den), der mine­ra­li­sche Michels­berg aus Wey­her (Gra­nit und rot­lie­gen­der Schie­fer), der ele­gan­te Schä­wer aus Burr­wei­ler (Grau­schie­fer­bö­den) mit dem leicht exo­ti­schen Ein­schlag. Schä­wer ist als Gro­ße Lage klas­si­fi­ziert, weil zufäl­lig ein VDP-Mitglied dort begü­tert ist. Die ande­ren bei­den Lagen sind unklas­si­fi­ziert, aber „eben­so gro­ße Lagen“, wie Mari­us fin­det. Lei­der gibt es kein Gre­mi­um, das sie als sol­che ein­stuft. Gut für die Wein­trin­ker, die dadurch für rela­tiv wenig Geld maxi­mal guten Wein bekom­men. Wären die Lagen klas­si­fi­ziert, kos­te­ten die Lagen-Rieslinge min­des­tens 10 Euro mehr pro Flasche.

Kein Unbe­kann­ter mehr

Mari­us Mey­er ist unter den Pfäl­zer Nach­wuchs­win­zern kein Unbe­kann­ter. Zwei­mal schon hat er mit sei­nen Weiß­bur­gun­dern den Sieg im Wett­be­werb „Die jun­ge Süd­pfalz – da wächst etwas nach“ gewon­nen, ein­mal mit sei­nem Sau­vi­gnon blanc. Seit gerau­mer Zeit spielt er auch auf der Rotwein-Bühne. Mit sei­nem Pinot Noir ist er noch nicht ganz zufrie­den, mit sei­nem Blau­frän­kisch umso mehr. „Blau­frän­kisch ist für uns hier die span­nen­de­re Sor­te“, ist er überzeugt.

www.weingut-meyer.com
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Weingut Thorsten Krieger, Rhodt

Eben­falls an der The­re­si­en­stra­ße liegt das Wein­gut der Fami­lie Krie­ger: ein präch­ti­ges Bür­ger­haus mit spät­ba­ro­cker Fas­sa­de, das zu den schöns­ten an der Pracht­mei­le Rhodts gehört. Nur das schmie­de­ei­ser­ne Schild, das an einem schmie­de­ei­ser­ben Haken an der Haus­front hängt,  weist dar­auf hin, das sich in ihm ein Wein­gut befin­det. Durch das blut­rot gestri­che­nen Eisen­tor geht es in den Innen­hof und vor dort in die Wein­stu­be, die Platz für 50 Gäs­te bie­tet. Aller­dings wird man dort kei­ne Gäs­te mehr fin­den. Denn die Wein­stu­be ist seit 2015 geschlossen.

Thorsten Krieger
Thors­ten Krieger

Die Mut­ter von Thors­ten Krie­ger, dem 47-jährigen Inha­ber, mag nicht mehr kochen. Sei­ne Lebens­ge­fähr­tin hat kei­ne Zeit mehr neben zwei Kin­dern und dem Büro. Zuletzt muss­te sich, wenn wie­der mal eine Ladung Bus­tou­ris­ten ein­fiel, Krie­ger, ein stu­dier­ter Betriebs­wirt, selbst in die Küche stel­len, um die Ves­per­tel­ler bestü­cken. Damit ist nun Schluss. „Gute Wei­ne wer­den so nicht ver­mark­tet“, fin­det der Patron.

Über den Wein­han­del vermarkten

Krie­gers Vor­teil ist, dass er mit dem Bre­mer Wein­han­dels­haus Rei­de­mei­as­ter & Ulrichs einen Ver­triebs­part­ner gefun­den hat, über den heu­te 80 Pro­zent sei­ner Pro­duk­ti­on ver­trie­ben wird. Die­ses Glück haben nur weni­ger Süd­pfäl­zer Win­zer. Ein über­re­gio­na­ler Ver­trieb ist natür­lich nur mög­lich, wenn die Qua­li­tät des Weins stimmt. Bei Krie­gers Wei­nen ist die­se Vor­aus­set­zung gege­ben. Sei­ne Ries­lin­ge, Bur­gun­der sind aus­drucks­stark, aro­men­in­ten­siv, prä­zi­se und alle­samt tro­cken. Man muss sie nicht zu Brat­wurst und Sau­ma­gen trin­ken. Sie schme­cken auch zu Hum­mer oder – die Spät­bur­gun­der – zu einem Enten­con­fit. „Wir lesen immer sehr spät, weil wir vie­le Aro­men im Wein wol­len“, erklärt er. „Dazu brau­chen wir voll­rei­fes Lesegut.“

Der Fix­punkt: Krie­gers Black-Label-Weine

Schon die ein­fa­chen Weiß- und Grau­bur­gun­der sind saf­ti­ge, ver­gleichs­wei­se opu­len­te Wei­ne, die in der Sieben-Euro-Kategorie viel bie­ten fürs Geld. Die eigent­li­che Klas­se zeigt sich an Krie­gers bei­den wei­ßen Black-Label-Weinen: ein üppi­ger Ries­ling aus der Lage Schä­wer und ein im klei­nen Holz­fass aus­ge­bau­ter Grau­bur­gun­der. Bei­de sind an dem schwar­zen Eti­kett mit dem „S“ erkenn­bar. Es steht für Spät­le­se. Die Wei­ne kom­men aus ertrags­re­du­zier­ten Anla­gen. Das Lese­gut wur­de beson­ders scho­nend ver­ar­bei­tet, die Wei­ne lan­ge auf der Hefe ausgebaut.

Neue Lei­den­schaft: Rotweine

Eigent­lich woll­te Krie­ger nie Win­zer wer­den. Erst 2001, lan­ge nach dem Betriebs­wirts­stu­di­um, über­nahm der den Betrieb von sei­nem Vater Lud­wig. Er hat­te zwar schon vor­her in meh­re­ren Wein­gü­tern gear­bei­tet und eine Sommelier-Ausbildung hin­ter sich. Aber das Hand­werk hat er zu Hau­se von der Pike an gelernt. Damals stan­den gera­de 5 Hekt­ar unter Reben. Heu­te bewirt­schaf­tet Thors­ten Krie­ger 21 Hekt­ar. Klar, dass die Wein­stu­be da zur Last wur­de. Und neben den Weiß­wei­nen hat sei­ne Lei­den­schaft für die Rot­wei­ne ent­deckt. Zuerst war­te­te er mit einem ele­gan­ten Pinot Noir auf, inzwi­schen befin­det sich ein Syrah bei ihm in der Pipe­line. Die Kli­ma­er­wär­mung macht es möglich.

www.weingut-thorsten-krieger.de
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