Starke Rheinhessen: Gutzlers geniale Gutsweine

Gerhard und Michael Gutzler | Foto: Peter Pulkowski
Gutsweine sind die Basis eines Weinguts. Bei Weintrinkern erfreuen sie sich oft größerer Beliebtheit als die Spätlesen, weil sie leicht und unkompliziert sind und das Portemonnaie schonen. Ulrich Sautter hat ein Weingut gefunden, dessen Basisweine ihm besonders gut gefallen haben.

Beim Besuch des rhein­hes­si­schen Wein­guts Gutz­ler hat mir das gesam­te Sor­ti­ment der Guts­wei­ne so gut gefal­len, dass ich gleich alle Vier emp­feh­len möch­te. Es han­delt sich um drei Wei­ße aus ver­schie­de­nen Reb­sor­ten und einen roten Spätburgunder.

Sie kom­men nur mit Reb­sor­ten­an­ga­be, aber ohne Lagen­be­zeich­nung auf den Markt. Und alle stam­men aus dem Jahr­gang 2009, des­sen güns­ti­ge Rei­fe­be­din­gun­gen den Basis­qua­li­tä­ten noch för­der­li­cher waren als den pres­ti­ge­rei­chen Spätlesen.

Vor­weg: Das Wein­gut von Ger­hard Gutz­ler liegt im rhein­hes­si­schen Gund­heim: einem 955-Seelen-Dorf im hüge­li­gen Hin­ter­land von Worms. Es wird von Ger­hard Gutz­ler und sei­nem Sohn Micha­el gelei­tet: ein alter, typisch rhein­hes­si­scher Gebäu­de­kom­plex mit Wohn­haus, Sat­tel­dach­scheu­ne, Neben­ge­bäu­den, bunt­sand­stein­rot getüncht, der Hof basalt­stein­ge­pflas­tert. Die Wein­ber­ge befin­den sich größ­ten­teils im benach­bar­ten West­ho­fen (Mor­stein, Brun­nen­häus­chen) und in Worms (Lieb­frau­en­stift Kir­chen­stück). Ins­ge­samt ste­hen 15 Hekt­ar unter Reben.

Gutz­lers Wei­ne unter­schei­den sich von vie­len ande­ren rhein­hes­si­schen Gewäch­sen unter ande­rem dadurch, dass sie durch­gän­gig tro­cken sind. Das gilt auch für die Spät­le­sen und die Gro­ßen Gewäch­se (das Wein­gut ist VDP-Mitglied). “Ich fin­de es nicht gut, wenn tro­cke­ne Wei­ne immer mit dem maxi­mal erlaub­ten Rest­zu­cker abge­füllt wer­den”, tut Micha­el Gutz­ler sei­ne Über­zeu­gung kund.

Weingut GutzlerDie höher­wer­ti­gen Qua­li­tä­ten, vor allem die Spät­bur­gun­der (die ein Drit­tel der Pro­duk­ti­on aus­ma­chen), wer­den in Bar­ri­ques aus­ge­baut. Vater und Sohn Gutz­ler sind Ver­fech­ter die­ser Aus­bau­wei­se und haben einen weit­läu­fi­gen, unter­ir­di­schen Bar­ri­que­kel­ler gebaut.

Ein wei­te­rer Unter­schied: Ihre Wein­ber­ge haben die Gutz­lers bewusst im Dicht­stand ange­legt. Über 6500 Reb­stö­cke wur­den pro Hekt­ar gepflanzt. Das för­dert die Nah­rungs­kon­kur­renz und zwingt die Reben tief zu wur­zeln. Tro­cken­stress und Rei­fe­pro­ble­me gibt es daher selten.

Die gute Wein­bergs­ar­beit schlägt nicht nur bei Gutz­lers Spit­zen­wei­nen durch. Sie macht sich vor allem auch bei den Basis­wei­nen bemerk­bar. Ries­ling und Weiß­bur­gun­der sind mineralisch-straffe, schnör­kel­lo­se Wei­ne, die qua­li­ta­tiv zu den bes­ten Rhein­hes­sens gehören.

Auch der Blanc de Noir vom Spät­bur­gun­der ist knackig-frisch und straff gewo­ben. Die­ser Weiß­wein aus blau­en Trau­ben ist seit eini­gen Jah­ren über­all in Deutsch­land groß in Mode. Die Gutz­lers erzeu­gen ihn schon seit 1993. Die Trau­ben für ihn kom­men stets aus der­sel­ben Spätburgunder-Parzelle, und bei der Vini­fi­ka­ti­on sitzt jeder Hand­griff. Erfor­der­lich ist hoch­wer­ti­ges, gesun­des Lese­gut und eine schnel­le und prä­zi­se Ver­ar­bei­tung der Trau­ben (damit kei­ne Far­be aus den Bee­ren­scha­len in den Most gelangt).

Und wer den Spät­bur­gun­der als leich­ten, fruch­ti­gen Rot­wein liebt, kommt bei Gutz­lers alle­mal auf sei­ne Kos­ten. Er wird in gebrauch­ten Bar­ri­ques aus­ge­baut (fünf­te Bele­gung und älter), so dass er nicht von Eichen­holz­tö­nen über­la­gert wird.

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