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Starke Rheinhessen: Gutzlers geniale Gutsweine

Beim Besuch des rheinhessischen Weinguts Gutzler hat mir das gesamte Sortiment der Gutsweine so gut gefallen, dass ich gleich alle Vier empfehlen möchte. Es handelt sich um drei Weiße aus verschiedenen Rebsorten und einen roten Spätburgunder.

Sie kommen nur mit Rebsortenangabe, aber ohne Lagenbezeichnung auf den Markt. Und alle stammen aus dem Jahrgang 2009, dessen günstige Reifebedingungen den Basisqualitäten noch förderlicher waren als den prestigereichen Spätlesen.

Vorweg: Das Weingut von Gerhard Gutzler liegt im rheinhessischen Gundheim: einem 955-Seelen-Dorf im hügeligen Hinterland von Worms. Es wird von Gerhard Gutzler und seinem Sohn Michael geleitet: ein alter, typisch rheinhessischer Gebäudekomplex mit Wohnhaus, Satteldachscheune, Nebengebäuden, buntsandsteinrot getüncht, der Hof basaltsteingepflastert. Die Weinberge befinden sich größtenteils im benachbarten Westhofen (Morstein, Brunnenhäuschen) und in Worms (Liebfrauenstift Kirchenstück). Insgesamt stehen 15 Hektar unter Reben.

Gutzlers Weine unterscheiden sich von vielen anderen rheinhessischen Gewächsen unter anderem dadurch, dass sie durchgängig trocken sind. Das gilt auch für die Spätlesen und die Großen Gewächse (das Weingut ist VDP-Mitglied). „Ich finde es nicht gut, wenn trockene Weine immer mit dem maximal erlaubten Restzucker abgefüllt werden“, tut Michael Gutzler seine Überzeugung kund.

Weingut GutzlerDie höherwertigen Qualitäten, vor allem die Spätburgunder (die ein Drittel der Produktion ausmachen), werden in Barriques ausgebaut. Vater und Sohn Gutzler sind Verfechter dieser Ausbauweise und haben einen weitläufigen, unterirdischen Barriquekeller gebaut.

Ein weiterer Unterschied: Ihre Weinberge haben die Gutzlers bewusst im Dichtstand angelegt. Über 6500 Rebstöcke wurden pro Hektar gepflanzt. Das fördert die Nahrungskonkurrenz und zwingt die Reben tief zu wurzeln. Trockenstress und Reifeprobleme gibt es daher selten.

Die gute Weinbergsarbeit schlägt nicht nur bei Gutzlers Spitzenweinen durch. Sie macht sich vor allem auch bei den Basisweinen bemerkbar. Riesling und Weißburgunder sind mineralisch-straffe, schnörkellose Weine, die qualitativ zu den besten Rheinhessens gehören.

Auch der Blanc de Noir vom Spätburgunder ist knackig-frisch und straff gewoben. Dieser Weißwein aus blauen Trauben ist seit einigen Jahren überall in Deutschland groß in Mode. Die Gutzlers erzeugen ihn schon seit 1993. Die Trauben für ihn kommen stets aus derselben Spätburgunder-Parzelle, und bei der Vinifikation sitzt jeder Handgriff. Erforderlich ist hochwertiges, gesundes Lesegut und eine schnelle und präzise Verarbeitung der Trauben (damit keine Farbe aus den Beerenschalen in den Most gelangt).

Und wer den Spätburgunder als leichten, fruchtigen Rotwein liebt, kommt bei Gutzlers allemal auf seine Kosten. Er wird in gebrauchten Barriques ausgebaut (fünfte Belegung und älter), so dass er nicht von Eichenholztönen überlagert wird.

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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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