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Spektakuläre Verkostung: Hermannsberg trifft auf Bâtard-Montrachet

Soll man großen weißen Burgunder mit großem Riesling vergleichen? Ist das nicht Äpfel mit Birnen vergleichen? Eher Gold mit Edelsteinen, wie sich herausstellen sollte. Das Gut Hermannsberg, einer der angesehensten Rieslingproduzenten Deutschlands, hatte zur Probe geladen. Das Große Gewächs Hermannsberg sollte sich neben Bâtard-Montrachet präsentieren.

© Jossi Loibl / Weinkenner.de

„Dies ist kein Wettbewerb“, betonte Inhaber Jens Reidel, „wir wollen ergründen, wie sich die Jahrgangsunterschiede auf zwei großen europäischen Terroirs darstellen. Und wir wollen herausfinden, ob deutscher Riesling neben den kostbarsten Burgundern bestehen kann.“ Kostbarste Burgunder bedeutete: Neun Jahrgänge Bâtard-Montrachet, mit knapp 12 Hektar einer der kleinsten Grand Cru Lagen im Burgund. Den größten Anteil bestellt-mit 1,8 Hektar-die legendäre Domaine Leflaive, von der sieben der neun Jahrgänge stammten. Bei zwei Jahrgängen musste man auf die unmittelbar angrenzenden Lagen Bienvenue-Bâtard-Montrachet bzw. Chevalier Montrachet ausweichen, und 2013 stammte aus dem Haus Ramonet.

Sommelier-Weltmeister Marc-Almert aus Zürich hatte die Weine vorbereitet und moderierte die Probe, wobei die Hermannsberg-Weine von Geschäftsführer und Kellermeister Karsten Peter erläutert wurden. „Die Reben wachsen im Hermannsberg auf Tonschiefer, der aber erst in einer Tiefe von knapp einem Meter zu finden ist. Darüber liegt eine Schicht Löss, die in der letzten Eiszeit angeweht wurde.“ Für das Große Gewächs vom Hermannsberg werden ausschließlich Trauben von sehr alten Reben verwendet. Die Ernte von jüngeren Reben fließt in den bemerkenswerten Gutswein „7 Terroirs“ bzw. in den hochklassigen Ortswein „Vom Schiefer“.

© Jossi Loibl / Weinkenner.de

Die spannenden Fragen: Wie präsentiert sich Riesling von der Nahe  neben Chardonnay aus dem Burgund, das 300 Kilometer weiter südlich liegt? Wie variieren die Jahrgänge? Wie entwickeln sich die Weine über die Jahre? Es zeigten sich einige klare Parallelen: Kühle Jahrgänge punkteten mit Frische und Eleganz, warme Jahre mit Kraft und Reifepotenzial. Wobei die Unterschiede beim Bâtard-Montrachet markanter waren, als beim Hermannsberg, der seine große Persönlichkeit in beeindruckender Stringenz zeigte. Eine echte Hierarchie stellte sich nicht heraus.

Auch wenn es kein Wettbewerb war, und das Verkoster-Panel die Weinkultur betreffend heterogen geprägt, konnte ein Wein besonders viel Lob auf sich vereinen: der 2016er Hermannsberg: komplex in der Aromatik, druckvoll und lang am Gaumen, zeigte er viel Eleganz und Tiefe. Ein großer Wein, der zu recht erst nach fünf Jahren auf den Markt kommt und doch noch am Anfang einer vielversprechenden Entwicklung steht. Das wohl klarste Fazit des Verkostung: Große Weine brauchen Zeit und belohnen den, der sie ihnen gibt.

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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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