Spektakuläre Verkostung: Hermannsberg trifft auf Bâtard-Montrachet

© Jossi Loibl / Weinkenner.de
Bereits Mitte Juli fand auf Gut Hermannsberg eine der spannendsten Verkostungen des Jahres statt. Unser Senior Editor Jossi Loibl war für uns vor Ort und berichtet von dem interessanten "Showdown" an der Nahe.

Soll man gro­ßen wei­ßen Bur­gun­der mit gro­ßem Ries­ling ver­glei­chen? Ist das nicht Äpfel mit Bir­nen ver­glei­chen? Eher Gold mit Edel­stei­nen, wie sich her­aus­stel­len soll­te. Das Gut Her­manns­berg, einer der ange­se­hens­ten Ries­ling­pro­du­zen­ten Deutsch­lands, hat­te zur Pro­be gela­den. Das Gro­ße Gewächs Her­manns­berg soll­te sich neben Bâtard-Montrachet präsentieren.

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„Dies ist kein Wett­be­werb“, beton­te Inha­ber Jens Rei­del, „wir wol­len ergrün­den, wie sich die Jahr­gangs­un­ter­schie­de auf zwei gro­ßen euro­päi­schen Ter­ro­irs dar­stel­len. Und wir wol­len her­aus­fin­den, ob deut­scher Ries­ling neben den kost­bars­ten Bur­gun­dern bestehen kann.“ Kost­bars­te Bur­gun­der bedeu­te­te: Neun Jahr­gän­ge Bâtard-Montrachet, mit knapp 12 Hekt­ar einer der kleins­ten Grand Cru Lagen im Bur­gund. Den größ­ten Anteil bestellt-mit 1,8 Hektar-die legen­dä­re Domaine Leflai­ve, von der sie­ben der neun Jahr­gän­ge stamm­ten. Bei zwei Jahr­gän­gen muss­te man auf die unmit­tel­bar angren­zen­den Lagen Bienvenue-Bâtard-Montrachet bzw. Che­va­lier Mon­tra­chet aus­wei­chen, und 2013 stamm­te aus dem Haus Ramonet.

Sommelier-Weltmeister Marc-Almert aus Zürich hat­te die Wei­ne vor­be­rei­tet und mode­rier­te die Pro­be, wobei die Hermannsberg-Weine von Geschäfts­füh­rer und Kel­ler­meis­ter Kars­ten Peter erläu­tert wur­den. „Die Reben wach­sen im Her­manns­berg auf Ton­schie­fer, der aber erst in einer Tie­fe von knapp einem Meter zu fin­den ist. Dar­über liegt eine Schicht Löss, die in der letz­ten Eis­zeit ange­weht wur­de.“ Für das Gro­ße Gewächs vom Her­manns­berg wer­den aus­schließ­lich Trau­ben von sehr alten Reben ver­wen­det. Die Ern­te von jün­ge­ren Reben fließt in den bemer­kens­wer­ten Guts­wein „7 Ter­ro­irs“ bzw. in den hoch­klas­si­gen Orts­wein „Vom Schiefer“.

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Die span­nen­den Fra­gen: Wie prä­sen­tiert sich Ries­ling von der Nahe  neben Char­don­nay aus dem Bur­gund, das 300 Kilo­me­ter wei­ter süd­lich liegt? Wie vari­ie­ren die Jahr­gän­ge? Wie ent­wi­ckeln sich die Wei­ne über die Jah­re? Es zeig­ten sich eini­ge kla­re Par­al­le­len: Küh­le Jahr­gän­ge punk­te­ten mit Fri­sche und Ele­ganz, war­me Jah­re mit Kraft und Rei­fe­po­ten­zi­al. Wobei die Unter­schie­de beim Bâtard-Montrachet mar­kan­ter waren, als beim Her­manns­berg, der sei­ne gro­ße Per­sön­lich­keit in beein­dru­cken­der Strin­genz zeig­te. Eine ech­te Hier­ar­chie stell­te sich nicht heraus.

Auch wenn es kein Wett­be­werb war, und das Verkoster-Panel die Wein­kul­tur betref­fend hete­ro­gen geprägt, konn­te ein Wein beson­ders viel Lob auf sich ver­ei­nen: der 2016er Her­manns­berg: kom­plex in der Aro­ma­tik, druck­voll und lang am Gau­men, zeig­te er viel Ele­ganz und Tie­fe. Ein gro­ßer Wein, der zu recht erst nach fünf Jah­ren auf den Markt kommt und doch noch am Anfang einer viel­ver­spre­chen­den Ent­wick­lung steht. Das wohl klars­te Fazit des Ver­kos­tung: Gro­ße Wei­ne brau­chen Zeit und beloh­nen den, der sie ihnen gibt.

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