Wenn bekannte Rotweinwinzer einen Roséwein machen, fällt dieser fast immer schwer aus und ist mit einer leichten Restsüße ausgestattet. Wenn Erwin Tinhof, der Blaufränkisch-Spezialist aus dem österreichischen Burgenland, einen Rosé keltert, wird das Gegenteil daraus: ein trockener, leichter Wein. Und zwar ein ganz vorzüglicher. Genau das Richtige für dieses beängstigend schöne, warme Frühjahr.
Von den unzähligen pink schillernden Billigrosés unterscheidet sich der Wein von Erwin Tinhof vor allem durch sein Aroma: Er riecht und schmeckt wirklich nach Blaufränkisch. Zu den (immer häufiger auftauchenden) Edel-Rosés aus Bordeaux steht er aus drei Gründen in Opposition. Er weist nur 11,5 Vol.% auf. Er ist nahezu knochentrocken (2,5 Gramm Restzucker). Er ist blass-zwiebelfarben und versucht nicht, mit grell erdbeerroter Farbe zu signalisieren, was für eine Rosé-Bombe er ist. So ist ein äußerst delikater und völlig eigenständiger Wein entstanden, der wesentlich besser ist als 98 Prozent aller Weine, die in die Kategorie Rosé fallen.
Wem er zu leicht ist, sollte auf einen Blaufränkisch-Rotwein zurückgreifen. Doch wer sich nicht jeden Tag ein Steak brutzelt, sondern es auch mal bei einem Vollkornbrot mit Butter und Schinken belässt, liegt bei diesem Wein genau richtig. Er gehört zu den wenigen Rosés, die man auch Gästen vorsetzen kann, ohne sich zu schämen.
Denn Tinhofs Wein ist ein Rosé der etwas anderen Art. Das hat damit zu tun, dass er nicht das Resultat einer Resteverwertung ist. Erwin Tinhof aus Trausdorf bei Eisenstadt, ein innerlich leidenschaftlicher, äußerlich eher zurückhaltender Winzer, hat die Trauben, aus denen er erzeugt wurde, ausschließlich für diesen Wein verwendet. Sie wurden erst entrappt, die Beeren dann gemahlen und nur der von selbst ablaufende Saft vergoren.
Rotweinmost, der nicht durch Pressen der Trauben, sondern durch Ablaufen (Saignée) entsteht, ist fast immer gehaltvoller und weicher ist als Weißweinmost, zumal wenn die Trauben aus einem Weinberg mit niedrigen Erträgen kommen. Bei Tinhof war das so: Er hat in 2010 nicht mehr als 35 Hektoliter pro Hektar geerntet.
Der 2010 Blaufränkisch Rosé besitzt einerseits ein herrlich fruchtiges Aroma. Andererseits strotzt er vor Apfelsäure, die aber nicht kratzig, sondern weinig ist und den Magen schont. Weil er so schmelzig-weich ist, könnte man ihn auch hervorragend zu einer Kalbfleisch-Pastete „Königin Art“ essen. Doch so ein altmodisches Gericht bereitet heute niemand mehr zu. Wenn es kein Vollkornbrot sein soll, böte sich auch ein Flammkuchen mit Speck an. Oder, wenn es gar nicht anders geht, Scampis in Aioli-Mayonnaise.
Übrigens: Das österreichische Genus.Magazin wählte Tinhofs Rosé vom Blaufränkisch unter 54 burgenländischen Roséweinen zum besten. Am 3. Und 4. Juni 2011 läd Erwin Tinhof zu einem Private Dinner ins Restaurant Henrici in Eisenstadt.