Welche Weine haben mich im vergangenen Jahr beeindruckt? So einige, ich kann sie nicht aufzählen. Welche haben mich begeistert? Da ist schon einfacher, sind aber immer noch zu viele. Hier sechs Favoriten die mich voll überzeugt haben, auch mit Blick auf ihren Preis.
Monument
2021 Schwarzer Herrgott Riesling, Weingut Neiss
Der Schwarze Herrgott ist die nördlichste Weinlage der Pfalz. Um die kalkigen Parzellen an Grenze zu Rheinhessen ist ein regelrechter Hype entstanden. Wer diesen Wein verkostet, versteht warum: Steinig, fest, noch sehr verschlossen, kündigt sich hier ein Riesling-Monument an. Komplex in der Aromatik, kraftvoll ohne zuviel Fett (13 % Alk.) und enorm lang im Nachhall. Sollte noch einige Jahre reifen, wer nicht warten will, karaffiert ihn zeitig. Um 39 Euro.
Aristokrat
2016 Savoy Anderson Valley Pinot Noir, Radio-Coteau
Der Savoy gilt als einer der besten Weinberge für Burgundersorten im Anderson Valley (Nordkalifornien). Der Pinot Noir von Radio-Coteau (franz. „Mundpropaganda“) fordert den Weinfreund gehörig heraus. Er zeigt sich erst mit ordentlich Luft, überzeugt dann mit einer kühlen und geradezu aristokratische Ansprache mit subtiler Kraft, Eleganz und einem langen Nachhall. Um 64 Euro.
Neo-Klassiker
Cape Classique Rosé, Charles Fox
Alles ganz klassisch: Dieser feine Schäumer vom Kap wird aus Pinot Noir, Pinot Meunier und Chardonnay gekeltert. Damit ist die Wesensverwandtschaft zur Champagne noch nicht beendet. Der Rosé von Charles Fox zeigt eine fruchtig-würzige Präsenz und eine vibrierende, animierende Art, die man von einem Übersee-Sparkling nicht erwarten würde. Um 20 Euro.
Lehrbuchwein
2018 Arnione Bolgheri Superiore, Campo alla Sughera
Kraft, Würze, markante Tannine, so könnte man einen Top-Wein aus Bolgheri beschreiben –und es trifft auf den Arnione voll zu. Der Rotwein vom Weingut Campo alla Sughera ist eine Cuvée aus klassischen Bordeaux-Sorten, Neben seiner aromatischen Kraft begeistert er durch die wohl dosierten Gerbstoffe, die ihm aktuell eine lustvolle Rustikalität geben und für ein großes Potenzial stehen. Um 38 Euro.
Geheimtipp
2020 Château Pyanché blanc sec, Francs Côtes de Bordeaux
Francs Côtes de Bordeaux ist eine kleine, oft übersehene Appellation nordösrlich von St. Emilion. Hier wachsen füllige Rote, aber auch entdeckenswerte trockene Weißweine wie der von Château Pyanché. Er stammt überwiegend von 45 Jahre alten Sauvignon blanc-Stöcken und reift in zum größten Teil in gebrauchten Barriques, was ihm zu seiner Würze Kraft und Volumen mitgibt. Ein Schnäppchen, das nicht nur zu Fisch und Meeresfrüchten eine gute Figur macht. Um 10,50 Euro.
Alleskönner
2021 Rosé vom Spätburgunder tr., Weingut Salwey
Bekannt ist das Weingut Salwey für seine großen Weine aus Burgundersorten. Doch auch die „kleinen“ können begeistern. Der Rosé-Gutswein wird aus Spätburgunder-Trauben gekeltert, mit 11,5 % Alkohol ist er ein frisches, belebendes Leichtgewicht für viele Gelegenheiten, vom Glas für die blaue Stunde über die Vesper bis zur großen (Garten-)Party. Um 9 Euro.