Mit Billigangeboten lockt der Lebensmittelfilialist Edeka seine Kunden an die Weinregale. Dort erwartet sie aber nicht nur Ramsch, sondern auch respektable Ware. Weinkenner.de hat zwei Rieslinge von VDP-Gütern gefunden, die bei Edeka weniger kosten als im Ab-Hof-Verkauf bei den Erzeugern. Beim Brunello di Montalcino für 9,99 Euro gelingt es dem Lebensmittelfilialisten sogar, Aldi zu unterbieten – allerdings auch qualitativ.
Edeka rüstet auf beim Wein. Bundesweit 500 Getränkefachmärkte, die in die Edeka-Filialen integriert sind, besitzen das Format kleiner Weinfachhandlungen. In der Rhein-Ruhr-Region heißen sie TOP-Getränkemärkte, in Südwest Profi-Getränkeshops, in anderen Edeka-Regionen aktiv-Märkte oder center-Märkte. Man findet dort nicht nur Ramsch für 2,99 und 3,99 Euro. Von Antinori über Marques de Riscal bis zu Dom Perignon grüßen auch namhafte Marken aus dem Regal.
Preislich sind diese Weine im Edeka-Regal allerdings um keinen Cent günstiger als in Weinfachhandlungen – wenn es sich nicht gerade um Sonderangebote handelt wie den Château Laroque, einen Grand Cru aus Saint-Emilion. Er kostet normalerweise ab 25 Euro aufwärts. Edeka bietet ihn für 19,99 Euro an.
Mit dem Gutsriesling von Schloss Reinhartshausen identisch
Respekt verdienen die Edeka-Einkäufer für zwei Rheingauer Rieslinge aus VDP-Betrieben, die sie ins Sortiment gehievt haben und die auch eingefleischten Riesling-Fans richtig Freude machen könnten. Zuerst einen tollen, trockenen 2009er Riesling von Schloss Reinhartshausen, der mit wohlfeilen 6,99 Euro ausgepreist ist und praktisch mit dem Gutsriesling identisch ist. Dieser kostet ab Weingut 9,20 Euro. Reinhartshausen legt zwar Wert auf die Feststellung, dass sein Gutsriesling „noch etwas höher in der Qualität“ sei. Doch zu schmecken ist der Unterschied nicht. Hier macht der Edeka-Kunde also ein echtes Schnäppchen! Die für Edeka eilig auf die Flasche geklebte Banderole „Edition Prinz von Preußen“ wird ihn nicht weiter stören.
Kloster Eberbach in 12.000 Edeka-Filialen
Nicht ganz so schnäppchenmässig, doch allemal billiger als beim Erzeuger ist der 2010 Riesling classic „Kloster Eberbach“ von den Hessischen Staatsweingütern. Er steht bei Edeka für 6,49 Euro im Regal: ein feiner, halbtrockener Wein, der wie viele 2010er mit etwas Süßreserve harmonisiert wurde. Er entspricht dem Gutsriesling trocken bzw. feinherb, der im Shop der Hessischen Staatsweingüter für 6,80 Euro angeboten wird. Der Preisunterschied mag gering sein – aber so einen Wein überhaupt im Supermarkt zu finden, lässt aufhorchen. Edeka betreibt rund 12.000 Filialen in Deutschland.
Leider lässt sich vom Einzelfall nicht auf die Gesamtheit schließen. Zwischen den beiden Rheingauer Rieslingen und jenem Riesling classic für 3,99 Euro, der aus der zur Edeka-Zentrale gehörenden Rheinberg Kellerei in Bingen kommt, liegen Welten: ein Bonbonwasser, für einen Getränkemarkt zu teuer, für einen Genussmarkt ungeeignet.
Brunello di Montalcino – Karikatur eines Rotweins
Wenig Spaß werden die Edeka-Kunden – keine Überraschung – auch mit dem 2006er Brunello di Montalcino haben, der zum Kampfpreis von 9,99 Euro auf leichtsinnige Käufer lauert. Außer dem Namen und einem beanstandungsfreien Bouquet bietet er nichts, was Weintrinker von einem Brunello erwarten. So mager und dünn ist er, dass er fast unbemerkt hinter den Papillen versickert. Hier haben sich die Edeka-Einkäufer vom Großkellereibesitzer Piccini, der ihn abgefüllt hat, die allerletzte Charge unterjubeln lassen. Selbst der zwei Euro teurere Aldi-Brunello, den Weinkenner.de letzte Woche aufs Korn genommen hat, bietet am Gaumen mehr als diese Karikatur des toskanischen Rotweins.
Dass dieser Rotwein mit dem Decanter World Wine Award ausgezeichnet wurde, sollte niemanden irritieren. Etwa 70 Prozent aller angestellten Weine dieses in England ausgelobten Wein-Wettbewerbs erhalten eine Medaille.
Zitat: “……aber so einen Wein überhaupt im Supermarkt zu finden, lässt aufhorchen.
-.real in Mainz hat diesen Weins schon seit vielen Jahren im Sortiment…..