Schaumweine werden gern mit Obstsäften oder anderen Getränken gemischt. Das Resultat sind Fizz-Cocktails: prickelnde, durstlöschende Erfrischungsgetränke. Der Weingeschmack verliert sich allerdings. Sekt, Cava und Prosecco eignen sich besonders gut für Cocktails. Darf es auch Champagner sein? Muss er stets »pur« oder darf er auch »fizz« getrunken werden? Fizz ist erlaubt – und es gibt überraschende Mixturen, auch wenn Puristen mit dem Kopf schütteln.
Black Velvet
Eine der berühmtesten und umstrittensten Champagner-Cocktails heißt »Black Velvet«. Er entstand im Londoner Club Buck’s Fizz in den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts. Die Barkeeper füllten die Gläser ihrer Gäste zur Hälfte mit dunklem Guinness und gossen es dann langsam mit Champagner auf. Die Vermählung von Bier und Champagner löste heftige Kontroversen aus. »Geschmacklos« und »vulgär« empörten sich die Puristen. Doch die Engländer genossen den Mix und beschimpften ihre Kritiker als »Snobs«. Cyril Ray, ausgewiesener Weinexperte und Autor einer Monografie über das Champagnerhaus Bollinger, meinte trocken, er würde die snobistische Auffassung, Guinness und Champagner seien unvereinbar, nicht teilen. Aber für einen Black Velvet würde er keinen Champagner von Bollinger empfehlen. Übrigens ist der Black Velvet noch heute in einigen der besten Bars der Welt zu Hause. Der Unterschied zu früher ist nur der, dass der Guinness-Anteil pro Glas inzwischen auf drei Esslöffel beschränkt ist.
Sekt-Orange
Der bekannteste Cocktail auf Weinbasis heißt »Champagner fizz«. Dabei wird ein Teil frisch gepresster Orangensaft mit zwei Teilen Champagner aufgegossen. Natürlich wird dafür keine Prestige Cuvée und auch kein wertvoller Jahrgangschampagner geöffnet, nicht einmal ein einfacher Brut, sondern es wird heute irgendein preiswerter Schaumwein verwendet. Auch auf frisch gepressten Orangensaft wird inzwischen verzichtet und stattdessen Orangenkonzentrat aus der Pappbox verwendet. Dafür heißt das Getränk dann auch nur noch bescheiden »Sekt-Orange«. Die Herren der großen Champagnerhäuser in Frankreich können also aufatmen.
Cava und Prosecco
Dass Schaumwein sich nicht nur zum pur trinken, sondern auch für Cocktails eignet, hat mit der Kohlensäure zu tun. Sie intensiviert den Geschmack der Zutaten und erfrischt den Gaumen. Wichtig ist allerdings, dass die Zutaten vorsichtig dosiert werden. Mehr als 6 cl an Zutaten sollten keinem Cocktail dazugegeben werden. Der weinige Grundton des Cocktails muss erhalten bleiben. Schaumwein-Cocktails gehören nicht in den Shaker. Die Kohlensäure wäre nach der Schüttelprozedur entwichen. Dass Champagner sich besonders gut für Cocktail eignet, ist übrigens eine Legende. Zumindest Prosecco und Cava erfüllen den gleichen Zweck. Sekt ebenfalls – vorausgesetzt, er ist nicht zu aromatisch.
Starlight:
Kräuterlikör, Champagner, 1 Aprikosenspalte. Ein alter Hollywood-Klassiker, für den heute meist Prosecco statt Champagner verwendet wird.
Campari-Prosecco:
Campari und Prosecco. Erweckt seit Jahrzehnten müde Geister zu neuem Leben.
Blue Champagne:
Zitronensaft, Curaçao Blue, Champagner. Genießer trinken den karibikblauen Drink mit Champagner, Hartgesottene mit Wodka.
Champagner-Orange:
frisch gepresster Orangensaft, Champagner, Würfelzucker. Für alle, denen Champagner pur zu trocken und Orangensaft allein zu gesund ist.
Kir Royal:
Champagner und Cassislikör. An der französischen Riviera erfunden, in Deutschland zum Kult-Cocktail geworden.
Bellini:
Prosecco, pürierter Pfirsich, Apricot-Brandy. Ein italienischer Softdrink, der von Harry’s Bar in Venedig aus seinen Siegeszug um die Welt antrat.