SALON-Sieger 2016: die besten alt-österreichischen Weißweine

Die Österreicher pflegen ihre alten Rebsorten. Und sie haben den Gemischten Satz wiederentdeckt. Weinkenner.de hat die Sieger des SALON, der größten, jährlich stattfindenden Weinprämierung in Österreich, in der Kategorie alt-österreichische Weißweine nachverkostet.

Die alten, auto­chtho­nen Reben, das sind der Rot­gipf­ler, der Zier­fand­ler, der Rote Velt­li­ner und der Neu­bur­ger. Die­se vier Reb­sor­ten machen zwar nur einen klei­nen Teil des öster­rei­chi­schen Reben­sor­ti­ments aus. Aber sie sind hoch geschätz­te Rari­tä­ten jen­seits von Grü­ner Velt­li­ner & Co. Auto­chthon bedeu­tet in die­sem Zusam­men­hang, dass die­se Sor­ten das Resul­tat von Muta­tio­nen bezie­hungs­wei­se einer natür­li­chen Kreu­zung ande­rer Sor­ten sind.

Vergessener Roter Veltliner

Die viel­leicht inter­es­san­tes­te autotho­ne Weiß­wein­re­be ist der Rote Velt­li­ner. Die bei­den Beson­der­hei­ten die­ser Trau­ben­sor­te sind die leicht röt­li­che Fär­bung und die dicke Scha­le der Bee­ren. Bei­des deu­tet dar­auf hin, dass der Rote Velt­li­ner eine Zwit­ter­re­be ist, in der das Erb­gut einer roten Sor­te steckt. Ent­spre­chend üppi­ge Wei­ne kön­nen aus ihr gewon­nen wer­den, wenn sie voll­reif gele­sen wur­de und viel­leicht noch eine kur­ze Mai­sche­stand­zeit vor der eigent­li­chen Gärung durch­ge­macht hat. Das ange­stamm­te Anbau­ge­biet ist der Wagram, also die zur Donau abfla­chen­den Hän­ge zwi­schen Wien und Krems. Der Rote Velt­li­ner ist übri­gens nicht mit dem Grü­nen Velt­li­ner verwandt.

Die Thermenregion setzt auf Zierfandler und Rotgipfler

Rot­gipf­ler und Zier­fand­ler (auch Spät­rot genannt) sind die typi­schen Reb­sor­ten der Ther­men­re­gi­on um Gum­polds­kir­chen, einer Gegend, die mit Wein­beisln, Gast­häu­sern und Heu­ri­gen gepflas­tert ist. Dort wer­den die aus ihnen gekel­ter­ten Wei­ne größ­ten­teils offen aus­ge­schenkt. Es gibt aber auch zuneh­mend anspruchs­vol­le­re Qua­li­tä­ten, die sich durch fei­ne Wür­ze und einen kräf­ti­gen Kör­per aus­zeich­nen. Bei­de Sor­ten sind eine Kreu­zung von Tra­mi­ner und Rotem Velt­li­ner, wobei Letz­te­rer beim Zier­fand­ler den weib­li­chen Part, beim Rot­gipf­ler den männ­li­chen Part ausmacht.

Wiederbelebung des Gemischten Satzes

Der Neu­bur­ger erin­nert ent­fernt an einen Weiß­bur­gun­der, gehört aber defi­ni­tiv nicht zur Bur­gun­der­fa­mi­lie und hat auch nicht die aus­ge­präg­te Säu­rea­der, die vie­le Weiß­bur­gun­der auf­wei­sen. Er ist eine Kreu­zung von Rotem Velt­li­ner und Syl­va­ner. Man fin­det Rest­be­stän­de noch in der Wach­au, in der Ther­men­re­gi­on sowie in Tei­len des Lei­tha­ge­bir­ges im Bur­gen­land. Die Sor­te ist stark rückläufig.

Die besten alt-österreichischen Weine
Die bes­ten alt-österreichischen Weine

Der Gemisch­te Satz ist eine Wie­der­be­le­bung einer alten, nicht nur in Öster­reich, son­dern prak­tisch in ganz Euro­pa exis­tie­ren­den Wein­bau­kul­tur, bei der die Wein­ber­ge mit ver­schie­de­nen Sor­ten gemischt bepflanzt wur­den und die Trau­ben auch zusam­men vini­fi­ziert wur­den. Die Wei­ne sind also kei­ne Cuvée, son­dern ein Misch­satz ver­schie­de­ner Sor­ten. Der bekann­tes­te Wein die­ser Sor­te ist der Wie­ner Gemisch­te Satz, der aus Weiß­bur­gun­der, Neu­bur­ger, Welsch­ries­ling, Grü­ner Velt­li­ner, Syl­va­ner, Zier­fand­ler, Rot­gipf­ler, Tra­mi­ner, Ries­ling und ande­ren Weiß­wein­sor­ten gekel­tert sein darf. Ihn pas­send zusam­men­zu­stel­len, erfor­dert ein hohes Maß an Kennt­nis und Fin­ger­spit­zen­ge­fühl, zumin­dest für die Top-Qualitäten.

Der SALON – Österreichs härtester Weinwettbewerb

Der SALON, die jähr­lich statt­fin­den­de, von der Öster­rei­chi­schen Wein Marketing-Gesellschaft orga­ni­sier­te Wein­prä­mie­rung, gilt als der här­tes­te Wett­be­werb in Öster­reich. Dabei wer­den Tau­sen­de von öster­rei­chi­schen Wei­nen in meh­re­ren Run­den von ver­schie­de­nen Jurys blind ver­kos­tet und bewer­tet, wobei sie nach 18 vor­de­fi­nier­ten Kate­go­rien geord­net werden.

SALON-Logo

Der für Wein­trin­ker beson­de­re Reiz der SALON-Prämierung besteht dar­in, dass hier Wein­gü­ter der zwei­ten Rei­he zum Zug kom­men, da die Podest­plät­ze nicht von immer den glei­chen Spit­zen­wein­gü­tern besetzt werden.

Eine der vor­de­fi­nier­ten Kate­go­rien sind die alt-österreichischen Wei­ne. Wir von weinkenner.de haben uns die Sieger-Weine besorgt und nachverkostet.

Die SALON-Sieger 2016


Jahr­gangWeinWein­gutBewer­tungPunk­tePreis
2015Spät­rot Rot­gipf­ler ReserveHan­nes Hofer, Gum­polds­kir­chen (Ther­men­re­gi­on)Opu­lent, reich, aber nicht erschla­gend: aus­ge­wo­gen schwe­rer, in Bar­ri­ques gereif­ter Wein ohne Röst­aro­men, dafür viel Hefe fei­ne Steinobstaromen.91€ 13,40
2015Wie­ner Gemisch­ter Satz DAC “Nuss­berg Alte Reben”Wien­in­ger, WienEtikett WieningerSehr üppi­ger Wein aus einem schwie­ri­gen Jahr, viel­schich­tig mit salzig-mineralischem Unter­ton, im klei­nen Holz­fass gereift.91€ 21,00
2015Roter Veltliner”Steinberg”Josef Fritz, Zaus­sen­berg (Wagram)Etikett FritzÜppig, fast fett mit rei­fer Apri­ko­se, nussi­gen Noten, einen Touch Honig und Salz­man­deln: schöpft das Poten­zi­al der Reb­sor­te voll aus.90€ 8,90
2015Roter Velt­li­nerSte­fan Bau­er, Königs­brunn am WagramEtikett BauerKom­pakt, grad­li­nig mit guter Sub­stanz, schö­ner Säu­re, zar­ter mine­ra­li­scher Note: kla­rer, in sich ruhen­der Wein.89€ 8,50
2015Wie­ner Gemisch­ter Satz DACMay­er am Pfarr­platz, WienEtikett MayerLeich­ter, sehr tro­cke­ner Wein, straff gewo­ben, fei­ne Säu­re­no­ten gepaart mit rei­fen Früch­ten: noch etwas holp­rig, aber mit Potenzial.88€ 9,90
2013Roter Velt­li­nerLeth, Fels am WagramEtikett LethKör­per­reich, tief und facet­ten­reich mit vier­len exo­ti­schen Mango- und Ananas-Aromen, aber sehr breit und wuchtig.88€ 21,60
2015Gemisch­ter Satz “Alte Tradition”Urban, Wul­ler­dorf (Nie­der­ös­ter­reich)Etikett UrbanDeli­kat, saf­tig, fein­fruch­tig, rei­fer Apfel und ein Hauch von Man­da­ri­ne, dabei schmelzig-weich: etwas mono­ton fruchtig.87€ 6,50
2015Gemisch­ter Satz “Agnes Bun­te Verwirrung”‘Min­kowitsch, Man­ners­dorf (Nie­der­ös­ter­reich)Etikett MinkowitschKräf­tig gebau­ter, soli­der Wein mit Noten von rei­fem Obst, Kräu­tern und grü­nen Blät­tern, fein­fruch­tig, sau­ber, delikat.87€ 8,50
2015Wie­ner Gemisch­ter Satz “Gabris­sen” DACPeter Bern­rei­ter, WienEtikett BernreiterGuter Heu­ri­gen­wein: nicht zu schwer, nicht zu fein, aber straff, schnör­kel­los und mit gutem Zug.87€ 9,00
2015Roter Velt­li­ner “Löss­ter­ras­sen”Rein­ber­ger, Gra­fen­wörth (Wagram)Etikett ReinbergerCre­mi­ger Wein mit duf­ti­ger Frucht und leicht exo­ti­schem Ein­schlag, gehaltvoll,kräftig, im Fina­le etwas eindimensional.87€ 9,50
2015Gemisch­ter Satz KreuzweingartenKrug, Gum­polds­kir­chen (Ther­men­re­gi­on)Etikett KrugAus Zier­fand­ler und Rot­gipf­ler gekel­tert: behä­big, schwer (14,5 Vol.%) mit Glet­scher­eis­no­ten, wenig Säu­re, kein Spiel, nur Stoff, deut­lich alko­ho­lisch im Abgang.86€ 14,00
2015Neu­bur­ger “Kreuz­berg”Hind­ler, Schrat­ten­thal (Nie­der­ös­ter­reich)Etikett HindlerStof­fig und reich, aber nicht kom­plex, sau­be­re Pri­mär­aro­ma­tik, mil­de Säu­re: leicht ver­ständ­li­cher, in die Brei­te gehen­der Wein.86€ 7,50
2014Wie­ner Gemisch­ter Satz DAC NeustiftFuhrgassl-Huber, Neu­stift am Wald (Wien)Etikett FuhrgasslViel­schich­tig mit kräuterig-fruchtigen Noten, aber sehr locker gewo­ben und nicht ganz tro­cken: rich­tungs­lo­ser Wein.85€ 8,50
2014Zier­fand­ler “Mandel-Höh”Stadl­mann, Traiskirchen(Thermenregion)Etikett StadlmannEin abso­lu­ter Zierfandler-Spezialist, doch dies­mal mit einer defek­ten Fla­sche: der Wein flockt aus.ohne Wer­tung€ 27,00

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