Die alten, autochthonen Reben, das sind der Rotgipfler, der Zierfandler, der Rote Veltliner und der Neuburger. Diese vier Rebsorten machen zwar nur einen kleinen Teil des österreichischen Rebensortiments aus. Aber sie sind hoch geschätzte Raritäten jenseits von Grüner Veltliner & Co. Autochthon bedeutet in diesem Zusammenhang, dass diese Sorten das Resultat von Mutationen beziehungsweise einer natürlichen Kreuzung anderer Sorten sind.
Vergessener Roter Veltliner
Die vielleicht interessanteste autothone Weißweinrebe ist der Rote Veltliner. Die beiden Besonderheiten dieser Traubensorte sind die leicht rötliche Färbung und die dicke Schale der Beeren. Beides deutet darauf hin, dass der Rote Veltliner eine Zwitterrebe ist, in der das Erbgut einer roten Sorte steckt. Entsprechend üppige Weine können aus ihr gewonnen werden, wenn sie vollreif gelesen wurde und vielleicht noch eine kurze Maischestandzeit vor der eigentlichen Gärung durchgemacht hat. Das angestammte Anbaugebiet ist der Wagram, also die zur Donau abflachenden Hänge zwischen Wien und Krems. Der Rote Veltliner ist übrigens nicht mit dem Grünen Veltliner verwandt.
Die Thermenregion setzt auf Zierfandler und Rotgipfler
Rotgipfler und Zierfandler (auch Spätrot genannt) sind die typischen Rebsorten der Thermenregion um Gumpoldskirchen, einer Gegend, die mit Weinbeisln, Gasthäusern und Heurigen gepflastert ist. Dort werden die aus ihnen gekelterten Weine größtenteils offen ausgeschenkt. Es gibt aber auch zunehmend anspruchsvollere Qualitäten, die sich durch feine Würze und einen kräftigen Körper auszeichnen. Beide Sorten sind eine Kreuzung von Traminer und Rotem Veltliner, wobei Letzterer beim Zierfandler den weiblichen Part, beim Rotgipfler den männlichen Part ausmacht.
Wiederbelebung des Gemischten Satzes
Der Neuburger erinnert entfernt an einen Weißburgunder, gehört aber definitiv nicht zur Burgunderfamilie und hat auch nicht die ausgeprägte Säureader, die viele Weißburgunder aufweisen. Er ist eine Kreuzung von Rotem Veltliner und Sylvaner. Man findet Restbestände noch in der Wachau, in der Thermenregion sowie in Teilen des Leithagebirges im Burgenland. Die Sorte ist stark rückläufig.
Der Gemischte Satz ist eine Wiederbelebung einer alten, nicht nur in Österreich, sondern praktisch in ganz Europa existierenden Weinbaukultur, bei der die Weinberge mit verschiedenen Sorten gemischt bepflanzt wurden und die Trauben auch zusammen vinifiziert wurden. Die Weine sind also keine Cuvée, sondern ein Mischsatz verschiedener Sorten. Der bekannteste Wein dieser Sorte ist der Wiener Gemischte Satz, der aus Weißburgunder, Neuburger, Welschriesling, Grüner Veltliner, Sylvaner, Zierfandler, Rotgipfler, Traminer, Riesling und anderen Weißweinsorten gekeltert sein darf. Ihn passend zusammenzustellen, erfordert ein hohes Maß an Kenntnis und Fingerspitzengefühl, zumindest für die Top-Qualitäten.
Der SALON – Österreichs härtester Weinwettbewerb
Der SALON, die jährlich stattfindende, von der Österreichischen Wein Marketing-Gesellschaft organisierte Weinprämierung, gilt als der härteste Wettbewerb in Österreich. Dabei werden Tausende von österreichischen Weinen in mehreren Runden von verschiedenen Jurys blind verkostet und bewertet, wobei sie nach 18 vordefinierten Kategorien geordnet werden.
Der für Weintrinker besondere Reiz der SALON-Prämierung besteht darin, dass hier Weingüter der zweiten Reihe zum Zug kommen, da die Podestplätze nicht von immer den gleichen Spitzenweingütern besetzt werden.
Eine der vordefinierten Kategorien sind die alt-österreichischen Weine. Wir von weinkenner.de haben uns die Sieger-Weine besorgt und nachverkostet.