Rückblick und Ausblick: 20 Jahre VDP.Grosses Gewächs

©VDP by Peter Bender
Die deutschen Spitzenwinzer präsentieren neue Jahrgänge ihrer Weine aus den besten Lagen.

Der VDP hat Grund zum Fei­ern. Vor 20 Jah­ren wur­den zum ers­ten Mal Wei­ne mit der Bezeich­nung „Gro­ßes Gewächs“ der Öffent­lich­keit vor­ge­stellt. Was mit 78 Wein­gü­tern und Wei­nen aus 100 Lagen über­schau­bar begann, hat gro­ße Dimen­sio­nen ange­nom­men. An drei Tagen kamen nun im Wies­ba­de­ner Kur­haus 450 Wei­ne auf die Tische von 170 Ver­kos­tern aus der gesam­ten Weinwelt.

Im Fokus stan­den Weiß­wei­ne des Jahr­gang 2021 und Rote aus 2020 – zwei völ­lig kon­trä­ren Wein­jah­ren. 2020 mit einem tro­cke­nen und recht war­men Ver­lauf war es die grö­ße­re Her­aus­for­de­rung als gesun­de Trau­ben ein­brin­gen, die Fri­sche in den Wei­nen zu erhal­te. „Son­ni­ges Herbst­wet­ter brach­te eine frü­he, schnel­le Ern­te kern­ge­sun­der, aro­ma­ti­scher Trau­ben mit sich. Eher klein­beer­ig waren die Trau­ben bei den roten Reb­sor­ten, sodass aro­ma­ti­sche Rot­wei­ne mit gro­ßer Dich­te zu erwar­ten sind“, beschreibt der VDP selbst die Voraussetzungen.

2021 mit sei­nem feuch­ten, oft küh­len Ver­lauf hin­ge­gen for­der­te die Win­zer im Wein­berg wie sel­ten. „Hier waren Prä­zi­si­on, viel Hand­ar­beit und selek­ti­ve Hand­le­se von­nö­ten, um die gewünsch­te Qua­li­tät zu erhal­ten“ resü­miert der Ver­band. So sei­en die VDP-Winzer mit beson­ders mar­kan­ten Wei­nen belohnt worden.

Unser Seni­or Edi­tor Jos­si Loibl bei der GG Vor­pre­mie­re. © weinkenner

Vor allem die Ries­lin­ge des Jah­res 2021 prä­sen­tie­ren sich straff, kom­pakt mit mar­kan­ter Säu­re, bes­te Vor­aus­set­zun­gen für ein lan­ges Leben oder anders her­um aus­ge­drückt, hier ist Geduld ange­sagt. Wer die Wei­ne rei­fen lässt, am bes­ten meh­re­re Jah­re, wird mit gro­ßem Genuss belohnt wer­den. Die enor­me Fri­sche des Jahr­gangs kommt ins­be­son­de­re den wei­ßen Bur­gun­der­sor­ten zugu­te, die mit Struk­tur und Fines­se über­zeu­gen können.

Etli­che der 200 VDP-Güter haben auch die Mög­lich­keit der „Late Release“ genutzt und Wein aus älte­ren Jahr­gän­gen vor­ge­stellt. Die­se beleg­ten ein­drucks­voll, wie wich­tig die Rei­fe bei die­sen Spit­zen­wei­nen ist.

VDP.Grosses Gewächs: Unser Top-Weine der Vorpremiere

Spät­bur­gun­der

2020 Hohen-Sülzen Kir­chen­stück, Battenfeld-Spanier, Rhein­hes­sen
Frisch und ele­gant.  Sehr balan­cier­ter Wein mit gro­ßer Länge.

2019 Birk­wei­ler Kas­ta­ni­en­busch „Köp­pel“, Dr. Wehr­heim, Pfalz
Viel­schich­ti­ger Duft, viel Gripp am Gau­men und enor­me anhal­tend; beeindruckend!

2019 Schwei­gen SP, Fried­rich. Becker, Pfalz
Viel Frucht, Wür­ze und Kraft, wird sei­ne wah­re Grö­ße erst in eini­gen Jah­ren zeigen

2020 Schwei­gen Son­nen­berg KT, Bern­hart, Pfalz 
Alle Ele­men­te in über­zeu­gen­der Balan­ce. Braucht unbe­dingt Zeit zur Reife.

2020 Ach­kar­ren Schloss­berg Dr. Heger, Baden
Kom­plet­ter Wein mit Frucht, Wür­ze, Kraft und Fines­se. Wird bald Freu­de machen, die aber mit den Jah­ren noch grö­ßer wer­den dürfte.

2020 Ach­kar­ren Schloss­berg, Franz Kel­ler, Baden
Kühl-kräuterige Anmu­tung, eher schlank und ele­gant gehal­ten, hat Gripp und Länge.

2020 Ober­rot­weil Hen­ken­berg, Salw­ey Baden
Rau­chig, kräu­te­rig. Sehr aus­ge­wo­gen und anhaltend.

2020 Mal­ter­din­gen Bie­nen­berg „Wil­den­stein“, Bern­hard Huber, Baden
Kon­zen­triert, tief­grün­dig und kraft­voll, dabei doch leicht­fü­ßig. Beein­dru­cken­der Wein mit gro­ßer Zukunft

2020 Wal­porz­heim Alte Lay, Burg­gar­ten, Ahr
Über­zeu­gen­de Sub­stanz, mar­kan­tes dabei rei­fes Tanningerüst.

2020 Bürg­stadt Cent­gra­fen­berg, Rudolf Fürst, Fran­ken
Ein Mus­ter­bei­spiel an Ele­ganz und Finesse.

Lem­ber­ger

2020 Fell­bach Lämm­ler, Aldin­ger, Würt­tem­berg
Viel Kraft, aber kein biss­chen über­flüs­si­ges Fett auf den Rip­pen, viel rei­fes Tannin.

Ries­ling

2021 Nie­der­hau­sen Her­manns­höh­le, H. Dönn­hoff, Nahe
Fei­ne Kräu­ter­no­ten, schlank und grazil 

2021 Nie­der­hau­sen Stein­berg, Gut Her­manns­berg, Nahe
Fein gewo­ben, dicht und anhaltend

2017 Schloss­bö­ckel­heim Kup­fer­gru­be, Gut Her­manns­berg, Nahe
Andeu­tun­gen von Rei­fe, dicht und voll dabei leicht­fü­ßig und lang

2021 Dei­des­heim Lan­gen­mor­gen, Dr. Bürklin-Wolf, Pfalz
Sehr klar und gerad­li­nig, lang anhaltend

2021 Dei­des­heim Grain­hü­bel, Dr. von Bassermann-Jordan, Pfalz
Pikan­tes Säu­re­spiel, schlank und finessenreich.

2020 Oestrich Peter Jakob Kühn, Rhein­gau
Duft deu­tet Rei­fe an, am Gau­men frisch und sehr jugendlich-lebendig

2021 Pie­sport Gold­tröpf­chen, Nik Weis – St. Urbans­hof, Mosel
Kräf­ti­ges Säu­re­ge­rüst, sehr stim­mig und lang. Weglegen!

2021 Kan­ze­mer Alten­berg, Van Vol­xem, Mosel (Saar)
Noch sehr ver­hal­te­ne Nase; mar­kan­te, rei­fe Säu­re, sehr balan­ciert und lang.

2021 Obe­rem­mel Hüt­te, Von Hövel, Mosel
Kom­ple­xer Duft (Stein­obst, Zitrus, Stei­ne …), wirkt noch unru­hig, braucht Zeit um sich zu finden.

2021 Nier­stein Pet­ten­thal, Rap­pen­hof, Rhein­hes­sen
Ein Hauch Petrol, steinig-würzig, hat Tiefgang.

2021 Nier­stein Pet­ten­thal, St. Ant­o­ny, Rhein­hes­sen
Sehr klar und gerad­li­nig, von leben­di­ger Säu­re getragen

2021 Nier­stein Pet­ten­thal, Kühling-Gillot, Rhein­hes­sen
Stei­nig, fest gebaut mit rei­fer Säu­re, lan­ges Finish.

2021 Eschern­dorf  Am Lum­pen 1655, Max Mül­ler I., Fran­ken
Kraft­vol­ler, tief­grün­di­ger Wein mit ver­hal­te­ner Opu­lenz. Gro­ßes Reifepotenzial.

2021 Eschern­dorf Am Lum­pen 1655, Horst Sau­er, Fran­ken
Stof­fig und fül­lig ohne Fett, braucht Zeit um sich zu finden.

2021 Rödel­see Hof­lei­te, Paul Welt­ner, Fran­ken
Zar­te Frucht, sehr gerad­li­nig und straff gebaut.

Wei­ßer Burgunder

2021 Dei­des­hei­mer Lan­gen­mor­gen, Dr. von Basserman-Jordan, Pfalz
Dezen­te, viel­schich­ti­ge Nase, Schlank, frisch und lang.

2021 Ung­stein Her­ren­berg, Pfef­fin­gen, Pfalz
Fei­ne rei­fe Frucht im Duft, schlank und ele­gant am Gaumen.

2021 Schwei­gen Son­nen­berg, Bern­hart, Pfalz
Wür­zi­ger Duft, fein gestrickt, frisch und anhaltend.

2021 Sie­bel­din­gen im  Son­nen­schein, Öko­no­mie­rat Reb­holz, Pfalz
Kräutrig-ätherischer Duft, viel Gripp am Gau­men, anhal­tend und dabei frisch.

2020 Unter­türk­hei­mer Gips, Aldin­ger, Würt­tem­berg
Grif­fig und ele­gant zu gleich, aus­ge­wo­gen und sehr lang.

2021 Burk­heim Feu­er­berg Has­len, Ber­cher, Baden
Fein gebaut, schlank und straff gehalten. 

2019 Ober­rot­weil Kirch­berg, Salw­ey, Baden
Ein Aus­bund an jugend­li­cher Kraft, Frisch und Finesse

Grau­er Burgunder

2021 Ach­kar­ren Schloss­berg, Michel, Baden
Syn­the­se aus Fül­le, Kraft und leben­di­ger Frische

2020 Ach­kar­ren Schloss­berg, Franz Kel­ler, Baden
Schlank, seh­nig  und grif­fig. Lässt ans Bur­gund denken.

2019 Ober­rot­weil Eich­berg, Salw­ey, Baden
Holz noch leicht wahr­nehm­bar, viel Sub­stanz, ele­gant und anhaltend

Stef­fen Christ­mann, VDP.Präsident, im Rück­blick auf 20 Jah­re VDP.Grosses Gewächs

„Wenn wir heu­te auf die letz­ten 20 Jah­re zurück­bli­cken, erle­ben wir eine Wie­der­ge­burt der Spit­zen­wei­ne und des ein­zig­ar­ti­gen Ter­ro­irs in Deutsch­land. Was zu Beginn ein Fokus auf die Reb­sor­te Ries­ling aus dem Rhein­tal und der Mosel­ge­gend war, trifft zwi­schen­zeit­lich auf eine Welt­of­fen­heit auch für eigen­stän­di­ge Sil­va­ner, Bur­gun­der, Char­don­nays und Lem­ber­ger. So kön­nen wir uns glück­lich schät­zen, heu­te in einer Liga auf Augen­hö­he mit den bes­ten Wei­nen der Welt zu spie­len“ blickt Stef­fen Christ­mann, VDP.Präsident auf die Ent­wick­lung der GGs zurück.

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