Der VDP hat Grund zum Feiern. Vor 20 Jahren wurden zum ersten Mal Weine mit der Bezeichnung „Großes Gewächs“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Was mit 78 Weingütern und Weinen aus 100 Lagen überschaubar begann, hat große Dimensionen angenommen. An drei Tagen kamen nun im Wiesbadener Kurhaus 450 Weine auf die Tische von 170 Verkostern aus der gesamten Weinwelt.
Im Fokus standen Weißweine des Jahrgang 2021 und Rote aus 2020 – zwei völlig konträren Weinjahren. 2020 mit einem trockenen und recht warmen Verlauf war es die größere Herausforderung als gesunde Trauben einbringen, die Frische in den Weinen zu erhalte. „Sonniges Herbstwetter brachte eine frühe, schnelle Ernte kerngesunder, aromatischer Trauben mit sich. Eher kleinbeerig waren die Trauben bei den roten Rebsorten, sodass aromatische Rotweine mit großer Dichte zu erwarten sind“, beschreibt der VDP selbst die Voraussetzungen.
2021 mit seinem feuchten, oft kühlen Verlauf hingegen forderte die Winzer im Weinberg wie selten. „Hier waren Präzision, viel Handarbeit und selektive Handlese vonnöten, um die gewünschte Qualität zu erhalten“ resümiert der Verband. So seien die VDP-Winzer mit besonders markanten Weinen belohnt worden.
Vor allem die Rieslinge des Jahres 2021 präsentieren sich straff, kompakt mit markanter Säure, beste Voraussetzungen für ein langes Leben oder anders herum ausgedrückt, hier ist Geduld angesagt. Wer die Weine reifen lässt, am besten mehrere Jahre, wird mit großem Genuss belohnt werden. Die enorme Frische des Jahrgangs kommt insbesondere den weißen Burgundersorten zugute, die mit Struktur und Finesse überzeugen können.
Etliche der 200 VDP-Güter haben auch die Möglichkeit der „Late Release“ genutzt und Wein aus älteren Jahrgängen vorgestellt. Diese belegten eindrucksvoll, wie wichtig die Reife bei diesen Spitzenweinen ist.
VDP.Grosses Gewächs: Unser Top-Weine der Vorpremiere
Spätburgunder
2020 Hohen-Sülzen Kirchenstück, Battenfeld-Spanier, Rheinhessen
Frisch und elegant. Sehr balancierter Wein mit großer Länge.
2019 Birkweiler Kastanienbusch „Köppel“, Dr. Wehrheim, Pfalz
Vielschichtiger Duft, viel Gripp am Gaumen und enorme anhaltend; beeindruckend!
2019 Schweigen SP, Friedrich. Becker, Pfalz
Viel Frucht, Würze und Kraft, wird seine wahre Größe erst in einigen Jahren zeigen
2020 Schweigen Sonnenberg KT, Bernhart, Pfalz
Alle Elemente in überzeugender Balance. Braucht unbedingt Zeit zur Reife.
2020 Achkarren Schlossberg Dr. Heger, Baden
Kompletter Wein mit Frucht, Würze, Kraft und Finesse. Wird bald Freude machen, die aber mit den Jahren noch größer werden dürfte.
2020 Achkarren Schlossberg, Franz Keller, Baden
Kühl-kräuterige Anmutung, eher schlank und elegant gehalten, hat Gripp und Länge.
2020 Oberrotweil Henkenberg, Salwey Baden
Rauchig, kräuterig. Sehr ausgewogen und anhaltend.
2020 Malterdingen Bienenberg „Wildenstein“, Bernhard Huber, Baden
Konzentriert, tiefgründig und kraftvoll, dabei doch leichtfüßig. Beeindruckender Wein mit großer Zukunft
2020 Walporzheim Alte Lay, Burggarten, Ahr
Überzeugende Substanz, markantes dabei reifes Tanningerüst.
2020 Bürgstadt Centgrafenberg, Rudolf Fürst, Franken
Ein Musterbeispiel an Eleganz und Finesse.
Lemberger
2020 Fellbach Lämmler, Aldinger, Württemberg
Viel Kraft, aber kein bisschen überflüssiges Fett auf den Rippen, viel reifes Tannin.
Riesling
2021 Niederhausen Hermannshöhle, H. Dönnhoff, Nahe
Feine Kräuternoten, schlank und grazil
2021 Niederhausen Steinberg, Gut Hermannsberg, Nahe
Fein gewoben, dicht und anhaltend
2017 Schlossböckelheim Kupfergrube, Gut Hermannsberg, Nahe
Andeutungen von Reife, dicht und voll dabei leichtfüßig und lang
2021 Deidesheim Langenmorgen, Dr. Bürklin-Wolf, Pfalz
Sehr klar und geradlinig, lang anhaltend
2021 Deidesheim Grainhübel, Dr. von Bassermann-Jordan, Pfalz
Pikantes Säurespiel, schlank und finessenreich.
2020 Oestrich Peter Jakob Kühn, Rheingau
Duft deutet Reife an, am Gaumen frisch und sehr jugendlich-lebendig
2021 Piesport Goldtröpfchen, Nik Weis – St. Urbanshof, Mosel
Kräftiges Säuregerüst, sehr stimmig und lang. Weglegen!
2021 Kanzemer Altenberg, Van Volxem, Mosel (Saar)
Noch sehr verhaltene Nase; markante, reife Säure, sehr balanciert und lang.
2021 Oberemmel Hütte, Von Hövel, Mosel
Komplexer Duft (Steinobst, Zitrus, Steine …), wirkt noch unruhig, braucht Zeit um sich zu finden.
2021 Nierstein Pettenthal, Rappenhof, Rheinhessen
Ein Hauch Petrol, steinig-würzig, hat Tiefgang.
2021 Nierstein Pettenthal, St. Antony, Rheinhessen
Sehr klar und geradlinig, von lebendiger Säure getragen
2021 Nierstein Pettenthal, Kühling-Gillot, Rheinhessen
Steinig, fest gebaut mit reifer Säure, langes Finish.
2021 Escherndorf Am Lumpen 1655, Max Müller I., Franken
Kraftvoller, tiefgründiger Wein mit verhaltener Opulenz. Großes Reifepotenzial.
2021 Escherndorf Am Lumpen 1655, Horst Sauer, Franken
Stoffig und füllig ohne Fett, braucht Zeit um sich zu finden.
2021 Rödelsee Hofleite, Paul Weltner, Franken
Zarte Frucht, sehr geradlinig und straff gebaut.
Weißer Burgunder
2021 Deidesheimer Langenmorgen, Dr. von Basserman-Jordan, Pfalz
Dezente, vielschichtige Nase, Schlank, frisch und lang.
2021 Ungstein Herrenberg, Pfeffingen, Pfalz
Feine reife Frucht im Duft, schlank und elegant am Gaumen.
2021 Schweigen Sonnenberg, Bernhart, Pfalz
Würziger Duft, fein gestrickt, frisch und anhaltend.
2021 Siebeldingen im Sonnenschein, Ökonomierat Rebholz, Pfalz
Kräutrig-ätherischer Duft, viel Gripp am Gaumen, anhaltend und dabei frisch.
2020 Untertürkheimer Gips, Aldinger, Württemberg
Griffig und elegant zu gleich, ausgewogen und sehr lang.
2021 Burkheim Feuerberg Haslen, Bercher, Baden
Fein gebaut, schlank und straff gehalten.
2019 Oberrotweil Kirchberg, Salwey, Baden
Ein Ausbund an jugendlicher Kraft, Frisch und Finesse
Grauer Burgunder
2021 Achkarren Schlossberg, Michel, Baden
Synthese aus Fülle, Kraft und lebendiger Frische
2020 Achkarren Schlossberg, Franz Keller, Baden
Schlank, sehnig und griffig. Lässt ans Burgund denken.
2019 Oberrotweil Eichberg, Salwey, Baden
Holz noch leicht wahrnehmbar, viel Substanz, elegant und anhaltend
Steffen Christmann, VDP.Präsident, im Rückblick auf 20 Jahre VDP.Grosses Gewächs
„Wenn wir heute auf die letzten 20 Jahre zurückblicken, erleben wir eine Wiedergeburt der Spitzenweine und des einzigartigen Terroirs in Deutschland. Was zu Beginn ein Fokus auf die Rebsorte Riesling aus dem Rheintal und der Moselgegend war, trifft zwischenzeitlich auf eine Weltoffenheit auch für eigenständige Silvaner, Burgunder, Chardonnays und Lemberger. So können wir uns glücklich schätzen, heute in einer Liga auf Augenhöhe mit den besten Weinen der Welt zu spielen“ blickt Steffen Christmann, VDP.Präsident auf die Entwicklung der GGs zurück.