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Rosé auf Abwegen – Immer Ärger mit dem Alkohol

Der eine ist berühmt, der andere zumindest sehr bekannt. Doch beide Roséweine haben einen gravierenden Konstruktionsfehler: den Alkoholgehalt. Der spanische Freixenet-Rosado legero mit 9 Vol.% ist kaum mehr als koloriertes Traubenwasser. Der Rosé vom hoch angesehenen Chateau Phélan Ségur aus Bordeaux ähnelt mit seinen 14,5 Vol.% einem hüftsteifen Schwergewichtsboxer im Federgewichtsring. Zwei Beispiele dafür, wie ein Rosé nicht sein sollte.

Was sich der spanische Cava-Hersteller Freixenet mit seinem legero gedacht hat, ist nicht schwer zu erraten: neue Märkte erschließen. Märkte für Menschen, die Ja zum Wein und innerlich Nein zum Alkohol sagen. So schmeckt dieser legero denn auch: Frucht flau, Säure lau, Körper mau. Die Karikatur eines Rosé! Diesem legero fehlt es einfach an Substanz. Der Geschmacksträger Alkohol findet nichts vor, was er tragen könnte. Insofern ist es seitens der Freixenet-Önologen nur folgerichtig, ihn mit mageren 9 Vol.% auszustatten. Trotzdem wird dieser Wein, der derzeit die Regale der Supermärkte füllt, seinen Markt finden. Menschen, die zwar übers Mineralwasser hinaus sind, aber noch Angst vor Wein haben, sind genau die richtigen Adressaten für so einen ärmlichen Tropfen. Und von diesen Zeitgenossen gibt es viele. Sie delektieren sich an seiner erfrischenden Kühle und merken gar nicht, was für ein laues Lüftchen ihnen da serviert wird. Oder anders gesagt: was für ein überteuertes Erfrischungsgetränk sie erstanden haben. Der legero kostet immerhin 3,99 Euro.

Scherz- und Schmerzwein zugleich

Der andere Rosé auf Abwegen kommt von einem Chateau aus Bordeaux, das in der ganzen Welt hohen Respekt genießt – vor allem für seinen Rotwein. Seit einigen Jahren hat sich die Besitzerfamilie von Phélan Ségur jedoch darauf verlegt, einen Teil der roten Trauben zu Roséwein zu verarbeiten. Während der Rotwein mit moderaten 13 Vol.% daherkommt, weist der Roséwein in 2009 unglaubliche 14,5 Vol.% Alkohol auf. Ungeeignet für einen Aperitif. Deplaziert als Eingangswein in einem Menu. Und völlig unbrauchbar als Terrassenwein. Der Le Rosé de Phélan Ségur ist fett, behäbig, ungelenk. Die Frucht verschwimmt in einem Meer von Alkohol und Glycerin. Der Abgang ist bitter. Ein Wein, der nur aus Körper besteht und jede spielerische Leichtigkeit vermissen lässt. Sicher, 2009 war in Bordeaux das Jahr der hohen Alkoholgehalte. Aber so ein Rosé ist ein Aprilscherz. Trotzdem wird auch dieser Wein seine Liebhaber finden. Wer schaut für schlappe 9 Euro und bei dem Namen Phélan Ségur schon so genau auf Etikett?

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