Riesling und das Reifepotenzial: Je oller, desto doller?

Internationales Riesling Symposium 2014
Riesling kann alt werden, heißt es. Stimmt. Aber manche Rieslinge zeigen im Alter nicht nur ihre Stärken, sondern auch ihre Schwächen. Und zwar deutlicher als in jungen Jahren. Jens Priewe berichtet von einer historischen Weinprobe auf dem Internationalen Riesling Symposium 2014.

Die hoch­ka­rä­tigs­te und span­nends­te Wein­pro­be auf dem Inter­na­tio­na­len Ries­ling Sym­po­si­um 2014, das Ende Mai auf Schloss Rein­harts­hau­sen im Rhein­gau statt­fand, hieß „Ries­ling und Rei­fe­po­ten­zi­al“. Es ging dar­um zu prü­fen, ob die über­all im Raum ste­hen­de Behaup­tung, Ries­lin­ge kön­nen alt, sehr alt wer­den und sich dabei immer wei­ter ver­fei­nern, ins Reich der Wahr­heit oder ins Reich der Legen­de gehört.

Die Vor­aus­set­zun­gen, die der VDP Rhein­gau geschaf­fen hat­te, der als Orga­ni­sa­tor des Sym­po­si­ums auf­trat, waren gut: 22 Ries­lin­ge, über­wie­gend aus Deutsch­land, aber auch aus Öster­reich und der Neu­en Welt, stan­den zur Ver­kos­tung. Die jüngs­ten zehn Jah­re alt, der ältes­te Ries­ling kam aus dem Jahr 1945. Eine nicht all­täg­li­che, viel­leicht sogar his­to­ri­sche Wein­pro­be. Mode­riert wur­de sie von Caro Mau­rer, Mas­ter of Wine.

Je oller, desto doller?

Caro Maurer, Master of Wine
Caro Mau­rer, Mas­ter of Wine

Salopp for­mu­liert, lau­te­te die Fra­ge, die im Raum stand: „Je oller, des­to dol­ler?“ Müss­te man sich kurz fas­sen, hieß die Ant­wort: nicht auto­ma­tisch dol­ler. Älte­re und alte Ries­lin­ge zei­gen ihre Qua­li­tä­ten zwar nach zehn, 20 oder 30 Jah­ren viel deut­li­cher als in jun­gen Jah­ren – aber auch ihre Unzu­läng­lich­kei­ten. Manch­mal fehl­te es den Wei­nen an der Fri­sche, manch­mal an der Span­nung, manch­mal an der Balan­ce. Alt wer­den kön­nen sie zwar. Aber sie ver­fei­nern sich nicht. Anders aus­ge­drückt: Es wäre bes­ser gewe­sen, sie frü­her zu trinken.

Ohne Zwei­fel ent­wi­ckeln Ries­lin­ge, bei denen alles stimmt, im Lau­fe der Jah­re Qua­li­tä­ten, von denen man im jun­gen Sta­di­um wenig ahnt. Das gilt sowohl für teu­re wie für preis­wer­te Wei­ne. Bes­tes Bei­spiel für letz­te­re war ein fein­her­ber 1995er Ries­ling Kabi­nett von Rein­hold Haart, der sei­ner­zeit etwa sechs D-Mark gekos­tet hat und sich heu­te in sen­sa­tio­nel­ler Fri­sche präsentiert.

Säure allein kein Reifekriterium

Umge­kehrt kann es sein, dass Gro­ße Gewäch­se oder hoch­ka­rä­ti­ge Prä­di­kats­wei­ne hin­ter den Erwar­tun­gen zurück­blei­ben. Auch dafür bot die Pro­be meh­re­re Bei­spie­le. Das heißt: Die Säu­re allein macht nicht, dass ein Wein alt wer­den kann und sich dabei ver­fei­nert. Es kommt auf die Qua­li­tät der Säu­re an: ob sie wei­nig und reif ist oder roh und grün. Bei tro­cke­nen Wei­nen bestimmt die Qua­li­tät der Säu­re ganz ent­schei­dend das Reifepotenzial.

Bei Wei­nen aus der Neu­en Welt, die, um die Säu­re zu erhal­ten, teil­wei­se unreif gele­sen wer­den, wirkt sich die­ses Man­ko nega­tiv auf die Qua­li­tät aus. Bei­spiel: der Framington-Riesling aus Neu­see­land. Nicht zufäl­lig wer­den die meis­ten ame­ri­ka­ni­schen und kana­di­schen Ries­lin­ge rest­süß aus­ge­baut. Die Süße über­tönt die grü­nen Aro­men. Doch spä­ter kom­men sie wie­der zum Vor­schein, wie der CSV Ries­ling von Cave Spring Cel­lars aus Kana­da deut­lich zeigt.

Henschke: „Unsere Kunden mögen kein Kerosin“

Ste­phen und Prue Henschke­Wie groß das Rei­fe­po­ten­zi­al bei tro­cke­nen Ries­lin­gen ist, lässt sich anhand der VDP-Probe schwer sagen. Die ältes­ten tro­cke­nen Wei­ne stamm­ten aus dem Jahr­gang 2002. Auch wenn das Rei­fe­po­ten­zi­al bei vie­len die­ser Wei­ne noch nicht annä­hernd aus­ge­schöpft war, soll­te man es nicht krampf­haft aus­rei­zen: Petrol­no­ten, so ele­gant sie sein kön­nen, erset­zen kei­ne Fri­sche. Oder wie es Ste­phen Henschke aus­drück­te, der extra zu die­sem Ries­ling Sym­po­si­um aus Aus­tra­li­en ange­reist war: „Unse­re Kun­den mögen kein Kerosin.“

Übri­gens ist auch der Rest­zu­cker kein Ele­ment der Alte­rung. Dazu waren zu vie­le gezehr­te edel­sü­ße Ries­lin­ge in der Pro­be. Aber der Rest­zu­cker gehört, wie die Säu­re und der Alko­hol­ge­halt, sicher­lich zu jenen Bestand­tei­len, die für die rich­ti­ge Balan­ce im Wein sor­gen (wobei die höhe­ren Extrakt- und Schwe­fel­wer­te, die edel­sü­ße Wei­ne zwangs­läu­fig auf­wei­sen, das Rei­fe­po­ten­zi­al natür­lich erhö­hen). Letzt­lich aber ent­schei­det allein die Balan­ce dar­über, ob ein Ries­ling dol­ler wird, je oller er ist.

„Wir wissen wenig, aber er schmeckt“

His­to­ri­sche Riesling-WeinprobeLässt sich nun pro­gnos­ti­zie­ren, ob ein Ries­ling gut rei­fen und sich dabei ver­fei­nern kann? Wahr­schein­lich wird der eine oder ande­re Exper­te nach die­ser Pro­be glau­ben, er kön­ne die Wahr­heit im Wein erken­nen. Auch schon frühzeitig.

Doch Wei­ne gehor­chen nicht immer den Regeln, auch wenn man sie zu ken­nen glaubt. Das hat die Pro­be deut­lich gezeigt. Einer der Teil­neh­mer drück­te die­sen Sach­ver­halt ganz ehr­lich so aus: „Wir wis­sen noch wenig über Ries­ling, aber er schmeckt gut.“

Die Weine

Batterie Riesling-Gläser


2004 Juli­us Eden Val­ley Ries­ling | Henschke (AUSTRALIEN)
Schlan­ker, sehr sau­be­rer Wein von einer küh­len Hoch­ebe­ne nahe des war­men süd­aus­tra­li­schen Baros­sa Val­ley, leicht aro­ma­tisch mit viel Zitrus und etwas drop­si­ger Säu­re, botry­tis­frei, ohne Petrol­no­ten. Henschke: „Unse­re Kun­den mögen kein Kero­sin“ (Preis: ca. 25 Euro).
Bewer­tung: 88/100 Punke
2004 Dry Ries­ling | Framing­ton (NEUSEELAND)
Aus­ge­spro­chen mine­ra­li­scher Ries­ling aus dem neu­see­län­di­schen Marl­bo­rough, hohe (nicht ganz rei­fe) Säu­re bei gleich­zei­tig hohem Alko­hol (14 Vol.%), etwas karg. Framing­ton steht für Wei­ne jen­seits des Main­streams. Der Dry Ries­ling wird erst 8 Jah­re nach der Lese frei­ge­ge­ben. Kos­ten­punkt: 30 NZD (ent­spricht etwa 19 €).
Bewer­tung: 87/100 Punkte
2004 Cas­tell Schloss­berg Ries­ling Spät­le­se tro­cken | Fürst Castell’sches Domä­nen­amt (FRANKEN)
Noch sehr fri­scher, mode­rat üppi­ger Ries­ling aus einer Gro­ßen Lage am Stei­ger­wald in Fran­ken: rei­fe Frucht mit viel Schmelz, grü­ner Apfel und Apri­ko­se, etwas rohe Säu­re, sicher noch mit Poten­zi­al, aber nicht per­fekt ausbalanciert.
Bewer­tung: 88/100 Punkte
2004 Hoch­heim Höl­le Ries­ling Aus­le­se tro­cken | Künst­ler (RHEINGAU)
Groß­ar­ti­ger, voll­mun­di­ger Wein mit schmelzi­ger Frucht, per­fekt ein­ge­bun­de­ne Säu­re bei 9 Gramm Rest­zu­cker, im Inne­ren dif­fe­ren­ziert und fein aus­ba­lan­ciert, schö­nes Spiel, kaum gealtert.
Bewer­tung: 93/100 Punkte
2003 Ries­ling Zöbin­ger Hei­li­gen­stein | Jurtschitsch (KAMPTAL)
Sehr tro­cke­ner, schnör­kel­lo­ser Ries­ling von gro­ßer Aro­m­en­tie­fe, steinig-buttriges Bou­quet, druck­vol­ler Gau­men, kaum Ter­ti­är­aro­men: ein­drucks­vol­ler Ries­ling aus dem öster­rei­chi­schen Kamptal.
Bewer­tung: 93/100 Punkte
2002 Ries­ling CSV | Cave Spring Cel­lars (KANADA)
Sti­lis­tisch ein typisch nord­ame­ri­ka­ni­scher Ries­ling mit 19 Gramm Rest­zu­cker bei 11 Vol.% Alko­hol: sehr jung, aber auch sehr tech­nisch und etwas see­len­los wir­kend, Joghurt­no­ten in der Nase, grü­ner Apfel am Gau­men, unba­lan­ciert. Top-Riesling aus dem renom­mier­ten kana­di­schen Wein­gut Cave Spring Cel­lars, gewach­sen auf der Nia­ga­ra Halb­in­sel. Preis: 29,9 CAD (ca. 20 Euro).
Bewer­tung: 85/100 Punkte
2002 Rüdes­heim Berg Schloß­berg Ries­ling | Georg Breu­er (RHEINGAU)
Mit­rei­ßen­der, ja mäch­ti­ger Wein mit opu­len­ter Frucht aus einer der bes­ten Lagen des Rhein­gaus, herb-erdig schme­ckend mit hoher, etwas grü­ner Säu­re und Granny-Smith-Aromen, wirkt jung und frisch, aber ohne die rech­te Balance.
Bewer­tung: 90/100 Punkte
2002 Ries­ling tro­cken Nier­stei­ner Ölberg | St. Ant­o­ny (RHEINHESSEN)
Aus­la­den­der, in der Far­be bereits ins Gold­gel­be ten­die­ren­der Wein, deut­li­che Fir­ne in der Nase, dabei nicht ganz sau­ber im Duft, suboptimal.
Bewer­tung: 82/100 Punkte
2002 Nieder-Flörsheim Frau­en­berg Ries­ling Gro­ßes Gewächs | Battenfeld-Spanier (RHEINHESSEN)
Hoch­mi­ne­ra­li­scher, zugleich mini­ma­lis­ti­scher Wein, der in kei­ne Schub­la­de passt und für sich selbst steht. Den­noch etwas unge­lenk wir­kend, Süße domi­niert die Säu­re. Nicht ganz per­fekt gereift.
Bewer­tung: 89/100 Punkte
2002 Kam­me­ner Gais­berg Ries­ling Alte Reben | Schloss Gobels­burg (KAMPTAL)
Schlan­ker, geschmei­di­ger Wein mit wenig Frucht, aber vie­len vegetabil-mineralischen Noten, straff gewirkt mit gro­ßer Aro­m­en­tie­fe, fein zise­lier­ter Säu­re, fast durch­ge­go­ren, noch kaum gereift. Gute Zukunft, aber schon jetzt ein gro­ßer Genuss.
Bewer­tung: 93/100 Punkte
2002 Forst Unge­heu­er Ries­ling GC | Bürklin-Wolf (PFALZ)
Schon leicht gold­gelb schim­mern­der Wein aus einem gro­ßen Jahr für Bürklin-Wolf, feins­te Aro­men von Man­go, Bana­ne und Quit­te ver­strö­mend, schö­ner Span­nungs­bo­gen, tol­le Frucht. Bei aller Opu­lenz: die Säu­re mode­riert die­sen durch­aus üppi­gen Wein und macht ihn schlank. Chapeau!
Bewer­tung: 94/100 Punkte
2002 Ihrin­gen Wink­ler­berg Ries­ling Spät­le­se | Heger (BADEN)
Einer der sel­te­nen fruch­tig aus­ge­bau­ten Ries­lin­ge aus der Heger­schen Para­de­la­ge am Kai­ser­stuhl, 40 Gramm Rest­zu­cker, als Bade­ner Ries­ling kaum iden­ti­fi­zier­bar. Tol­ler Wein von hoher Ele­ganz, mit viel Cha­ris­ma und noch gro­ßem Reifepotenzial.
Bewer­tung: 93/100 Punkte
1996 Pie­sport Gold­tröpf­chen Ries­ling Kabi­nett | Rein­hold Haart (MOSEL)
Herr­lich frisch, schiefrig-würzig mit fei­nen Pfirsich-/Grapefruit-Noten, dabei unver­bo­gen und ohne jede Alters­no­te – ein klas­si­scher Mosel­ries­ling der fein­her­ben Geschmacks­rich­tung, der einst ver­mut­lich nur etwa 6 D-Mark gekos­tet hat: dank 8 Vol.% Alko­hol ist er, bei aller Fines­se, ein süf­fi­ger Wein.
Bewer­tung: 89/100 Punkte
1990 Win­kel Jesui­ten­gar­ten Ries­ling Aus­le­se | Fritz Allen­dorf (RHEINGAU)
In der Nase exo­tisch fruch­tig mit Noten von Ing­wer, Oran­gen­ze­ste, Kara­mell, am Gau­men aber schon ziem­lich gezehrt und ohne Län­ge, im Kon­zert gro­ßer edel­sü­ßer Wei­ne letzt­lich eine klei­ne Enttäuschung.
Bewer­tung: 86/100 Punkte
2002 Lei­wen Lau­ren­ti­us­lay Ries­ling Spät­le­se | St. Urbans­hof (MOSEL)
Gran­dio­se Spät­le­se aus wur­zel­ech­ten Reben mit sau­be­rer, schief­ri­ger Frucht und baro­cker Süße (80 Gramm), gleich­zei­tig von einer ras­si­gen Säu­re geädert. Noch völ­lig jung wir­kend mit gro­ßem Span­nungs­bo­gen. Mosel at ist best!
Bewer­tung: 93/100 Punkte
1993 Saar­burg Rausch Ries­ling Spät­le­se | Geltz-Zilliken (SAAR)
Gro­ßer Wein aus klei­nem Jahr­gang, herr­lich frisch und erfri­schend zugleich, feins­te Pfirsich- und Grape­frui­t­aro­men, zugleich viel Mine­ra­lik, dabei von einer kaum merk­li­chen Botry­tis unter­legt: per­fekt aus­ge­wo­gen und balan­ciert, facet­ten­reich, jetzt (aber mit Sicher­heit auch in Zukunft noch) schön zu trinken.
Bewer­tung: 93/100 Punkte
2002 Erbach Mar­co­brunn Aus­le­se | Lang­werth von Sim­mern (RHEINGAU)
Ein sich lang­sam ent­wi­ckeln­der, ins Gold­gel­be ten­die­ren­der, sehr spät gele­se­ner, aber den­noch fri­scher Wein, der schon viel zeigt von dem, was in ihm steckt: Quit­ten, Pfir­sich, Min­ze, Honig in der Nase, von einer zar­ten Botry­tis durch­zo­gen, am Gau­men cre­mig, dabei nicht über­mä­ßig süß, mit 10,3 Vol.% für eine Aus­le­se eher im obe­ren Alkohol-Bereich: eine hoch­kom­ple­xe Aus­le­se mit gewal­ti­gem Span­nungs­bo­gen und gro­ßen Rei­fe­re­ser­ven, begeisternd.
Bewer­tung: 96/100 Punkte
1989 Scharz­hof­ber­ger Ries­ling Aus­le­se | Reichs­graf von Kes­sel­statt (SAAR)
Eine mythi­sche Lage und ein mythi­scher Jahr­gang, der gro­ße, fet­te, lang­le­bi­ge Wei­ne her­vor­ge­bracht hat, vor allem im edel­sü­ßen Bereich. Die­se Aus­le­se passt in das all­ge­mei­ne Jahr­gangs­ras­ter: ein in jeder Hin­sicht opu­len­ter Ries­ling, exo­tisch in der Nase mit viel Jas­min, Earl Grey, But­ter­ka­ra­mell und einem fei­nen Eis­wein­ton, trotz deut­li­cher Botry­tis noch rela­tiv frisch am Gau­men, dank sei­ner bis­si­gen Säu­re geschmei­di­ger wir­kend, als er ist. Ein Erlebnis!
Bewer­tung: 96/100 Punkte
1945 Schloss Johan­nis­berg Rosa­lack Aus­le­se | Schloss Johan­nis­berg
Wer die­sen Wein pro­biert, kann ver­ste­hen, wes­halb der Rhein­gau einst für sei­ne edel­sü­ßen, nahe­zu unver­wüst­li­chen Aus­le­sen Welt­ruhm genoss: kein fet­ter, son­dern ein eher schlan­ker Wein, mit mil­der, abge­klär­ter Wür­ze, die in Rich­tung Nüs­se, kan­dier­ter Apfel, Sah­ne­ka­ra­mell geht, dabei von einer leben­di­gen Säu­re geädert wird. Ein stil­ler, majes­tä­ti­scher Wein ohne eine Spur von Oxy­da­ti­on. Zumin­dest gilt das für die aus­ge­schenk­ten Fla­schen (Markt­preis: ca. 750 Euro). Höchstgenuss.
Bewer­tung: 98/100 Punkte
1994 Win­kel Hasen­sprung Bee­ren­aus­le­se | Prinz von Hes­sen (RHEINGAU)
Eine hoch­ka­rä­ti­ge Bee­ren­aus­le­se, die den Mund tape­ziert und den­noch nicht fett und sät­ti­gend daher­kommt, schon gar nicht erschla­gend ist: viel Oran­gen­mar­me­la­de und Kara­mell in der Nase, auf der Zun­ge kräu­ter­wür­zig mit fri­schen Minze- und Limet­ten­no­ten, tee­far­ben. Mit 150 Gramm Rest­zu­cker und gleich­zei­tig 11,2 Vol.% Alko­hol fast schon ein Sauternes-Kaliber.
Bewer­tung: 95/100 Punkte
1971 Johan­nis­berg Schwar­zen­stein Bee­ren­aus­le­se | G.H. von Mumm (RHEINGAU)
Auf dem Papier ein hoch­wer­ti­ger Prä­di­kats­wein, im Glas eine klei­ne Ent­täu­schung: Die­se Bee­ren­aus­le­se ist nicht aus­ba­lan­ciert, zeigt zu viel Botry­tis, zu wenig Fri­scheno­ten, fällt durch zu viel flüch­ti­ge Säu­re und zu vie­le Mok­ka­no­ten auf, besitzt zu wenig Frucht und Mine­ra­lik. Scha­de. Denn das Schwes­ter­gut von Schloss Johan­nis­berg, seit 2012 in den VDP auf­ge­nom­men, erzeugt heu­te groß­ar­ti­ge edel­sü­ße Wei­ne von berühm­ten Lagen.
Bewer­tung: 90/100 Punkte
1959 Stein­ber­ger Ries­ling Tro­cken­bee­ren­aus­le­se | Hes­si­sche Staats­wein­gü­ter (RHEINGAU)
Ein Jahr­hun­dert­wein, der heu­te für knapp 2.000 Euro pro Fla­sche gehan­delt wird: über­ra­schen­der­wei­se nicht dick und kleb­rig, son­dern schlank und gera­de­zu ras­sig  dank sei­ner Säu­re von knapp 15 Gramm, rot­gold in der Far­be mit viel kan­dier­ter Oran­gen­scha­le und Rosi­nen im Bou­quet, dazu fei­ne Kaffee- und Sah­nen­o­ten, Wald­ho­nig, ein Hauch von Min­ze. Einer der größ­ten edel­sü­ßen Wei­ne aus der Zeit nach dem Zwei­ten Weltkrieg.
Bewer­tung: 98/100 Punkte

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