Riesling aus der Pfalz: Klassiker und Junge Wilde

Kathrin Otte & Christoph Knebel © Anna Ziegler
Riesling regiert die Pfalz - das ist kein Geheimnis. Heute blicken wir auf sechs Betriebe, die beispielhaft für Tradition und auch Innovation stehen, wenn es um die wichtigste Rebsorte in Deutschland geht.

Auf einem Vier­tel der knapp 24.000 Hekt­ar Reb­flä­che der Pfalz steht der König der wei­ßen Reben. Damit ist die Pfalz auch das größ­te Riesling-Terrain auf dem Glo­bus. Der welt­wei­te Ruhm begrün­det sich vor allem auf den berühm­ten Lagen der Mit­tel­haardt, die schon von der baye­ri­schen Steu­er­ver­wal­tung im 19. Jahr­hun­dert klas­si­fi­ziert wurden.

Die oft unter­schätz­te Süd­pfalz hat sich längst auf Augen­hö­he hin­auf­ge­ar­bei­tet und mit­ver­ant­wort­lich für das hohe Anse­hen der tro­cke­nen Pfäl­zer Ries­lin­ge. Drei jun­ge Wil­de und drei Klassiker-Betriebe mit je zwei Wei­nen im Blitzportrait.

Drei Junge Wilde

Lukas Hammelmann: An der langen Leine

Der jun­ge Win­zer­meis­ter Lukas Ham­mel­mann ist vom Wesen her eher ruhig und reflek­tiert. Als wild kann man aber mit gutem Recht sei­ne Wei­ne bezeich­nen, die er an der lan­gen Lei­ne zu Cha­rak­ter­dar­stel­lern rei­fen lässt. Mit dem Jahr­gang 2016 star­te­te er sei­ne eige­ne Kol­lek­ti­on, die sich in ste­ti­gem Wan­del befin­det und den Wein­freund mit­un­ter schon beim Lesen der Eti­ket­ten herausfordert.

Lukas Ham­mel­mann im Ein­satz. © Jameswendtler

2020 Ries­ling vom Löss tro­cken, Lukas Hammelmann

Vom Alko­hol her ein Leicht­ge­wicht (11,5 %). Würzig-mineralischer Duft, ordent­lich Gripp am Gau­men, tro­cken und for­dernd im Abgang.

Um 13,50 Euro, etwa bei www.freiheit-vinothek.de

2020 Ries­ling Zim­kaes tro­cken, Pfäl­zer Land­wein, Lukas Hammelmann

Zim­kaes ist ein Buch­sta­ben­rät­sel. Die Lösung: Zei­skam, der Stand­ort von Lukas Ham­mel­manns Wein­ma­nu­fak­tur. Er dekla­riert sei­nen „gro­ßen“ Ries­ling als Land­wein, also ohne Ort und Lage. Die Trau­ben wer­den zum Teil als Ganz­trau­ben gepresst. Nach einer Mai­sche­stand­zeit ver­gärt der unge­klär­te Most in alten Mosel­fu­dern und absol­viert dort auch den bio­lo­gi­schen Säu­re­ab­bau. Nach lan­gem Hefelager wird der Wein unfil­triert mit mini­mal Schwe­fel gefüllt. Das Resul­tat ist ein kom­plett eigen­stän­di­ger Wein, der bereits am Anfang sei­ner Ent­wick­lung kei­ne klas­si­sche Ries­ling­frucht zeigt, son­dern kräu­te­ri­ge Wür­ze, zupa­cken­de Mine­ra­lik, mar­kan­te Gerb­stof­fen und einen lan­gem Nachhall.

Um 28 Euro, etwa bei www.conceptriesling.com

Weingut Mehling: Unterschiede erspüren

Kath­rin Otte und ihre Lebens­ge­fähr­te Chris­toph Kne­bel haben viel bewegt. Nicht nur die Bio­zer­ti­fi­zie­rung für das Gut im Jahr 2014. Ihre Phi­lo­so­phie: Neben dem Cha­rak­ter der Lage soll durch­aus auch der Wit­te­rungs­ver­lauf des Jahr­gangs zu erspü­ren sein. „Unse­re Wei­ne schme­cken nicht jedes Jahr gleich, und das sol­len sie auch nicht“ sagen die beiden.

Kath­rin Otte und Chris­toph Kne­bel. © Anna Ziegler

2020 Rup­perts­ber­ger Ries­ling tro­cken, Wein­gut Mehling

Mit wein­bergs­ei­ge­nen Hefen ver­go­ren und unfil­triert gefüllt. Gerad­li­ni­ger, schlan­ker, ani­mie­ren­der Ries­ling mit Anspruch. Kno­chen­tro­cken und dabei sehr harmonisch.

9,90 Euro bei www.weingut-mehling.de

2019 Königs­ba­cher Ölberg Ries­ling tro­cken, Wein­gut Mehling

Stei­nig, mar­kant, zupa­ckend. Kom­ple­xe, rei­fe Aro­ma­tik ohne Pri­mär­aro­men. Kann noch Jah­re rei­fen und ver­dient dann ein gro­ßes Glas und Aufmerksamkeit.

26 Euro bei www.weingut-mehling.de

Gebrüder Schwedhelm: Kühles vom Kalk

Der nörd­lichs­te Zip­fel der Wein­pfalz wur­de lan­ge über­se­hen. Dass das Zel­ler­tal nach über 100 Jah­ren wie­der als Top-Terroir wahr­ge­nom­men wird, ist (auch) das Ver­dienst der Brü­der Schwed­helm. Ihre Ries­lin­ge zei­gen gera­de­her­aus, dass sie aus der kühls­ten Ecke der Pfalz kom­men – und von Böden, die von Kalk­fels domi­niert werden.

Ste­phan und Georg Schwed­helm. © Wein­gut Schwedhelm

2020 Ries­ling Zel­ler­tal, Wein­gut Schwedhelm

Gerad­li­nig, straff, aber nicht streng zeigt sich der Orts­wein. Die fei­ne Zitrus-Frucht trägt ihren Teil zum fri­schen Auf­tritt bei.

Um 9,95 Euro, etwa bei www.ludwig-von-kapff.de

2020 Schwar­zer Herr­gott Ries­ling tro­cken, Wein­gut Schwedhelm

Der Schwar­ze Herr­gott ist eine der ältes­ten Wein­la­gen Deutsch­lands. Die Inter­pre­ta­ti­on der Schwed­helms ist dezent fruch­tig, kon­zen­triert, dabei schlank und von tief­grün­di­ger Mine­ra­lik geprägt.

Um 27 Euro, etwa bei www.club-of-wine.de

Drei Klassiker

Ökonomierat Rebholz: konsequenter Weg

Der „Öko­no­mie­rat“, Edu­ard Reb­holz pos­tu­lier­te bereits in den 1950erJahren, was heu­te als Kon­sens gilt: Ech­te Qua­li­tät ent­steht im Wein­berg. Er stell­te die Wei­chen für die Ent­wick­lung, die das Gut zu einem der bes­ten in ganz Deutsch­land mach­te. Mit der bio­dy­na­mi­schen Bewirt­schaf­tung der Reben gehen sein Enkel Hans Jörg Reb­holz und des­sen Kin­der Hans, Valen­tin und Hele­ne die­sen Weg kon­se­quent weiter.

Die neue Gene­ra­ti­on: Valen­tin und Hans Reb­holz. © Peter Bender

2020 Ries­ling tro­cken, Wein­gut  Öko­no­mie­rat Rebholz

Hier legt schon der „Ein­stiegs­wein“ die Lat­te hoch: Feinfruchtig- mine­ra­lisch, dank Mai­sche­stand­zeit sehr grif­fig am Gau­men, durch und durch tro­cken mit leben­di­gem Nachhall.

11,40 Euro bei www.oekonomierat-rebholz.com

2020 Ries­ling tro­cken Vom Rot­lie­gen­den, Wein­gut Öko­no­mie­rat Rebholz

Die viel­schich­ti­ge Aro­ma­tik reicht von klas­si­scher Ries­ling­frucht über Kräu­ter­aro­men zu stei­ni­gen Akzen­ten. Ein Wein, der gut noch auf eine beson­de­re Gele­gen­heit war­ten kann.

19,80 Euro bei www.oekonomierat-rebholz.com

Philipp Kuhn: Kraft und Eleganz

Als Phil­ipp Kuhn den elter­li­chen Betrieb über­nahm, war er jung (20) und sicher auch ein wenig wild. Immer­hin hat­te er zuvor schon den Vater über­zeugt, im Laum­ers­hei­mer Kirsch­gar­ten Huxel­re­be zu roden und Spät­bur­gun­der zu pflan­zen. In den 25 Jah­ren im Betrieb hat Kuhn sein Wein­gut in die Spit­ze der Pfalz geführt. Vor allem dank akri­bi­scher Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Cha­rak­ter sei­ner ver­schie­de­nen Lagen.

Phil­ipp Kuhn bei der Wein­berg­spfle­ge © And­re Kuntz Pfalzweinfoto

2020 Ries­ling Laum­ers­hei­mer Vom Kalk­stein­fels VDP.Ortswein tro­cken, Phil­ipp Kuhn

Fei­ne Frucht, Mine­ra­lik, Leben­dig­keit: Die­ser Ries­ling zeich­net ein kom­plet­tes Bild in schö­ner Balance.

Um 13,80 Euro, etwa bei www.gute-weine.de

2020 Kall­stad­ter Stein­acker VDP.Erste Lage Ries­ling tro­cken, Phil­ipp Kuhn

Der Stein­acker umgibt den berühm­ten Sau­ma­gen. Phil­ipp Kuhns Par­zel­le liegt etwas erhöht  und damit küh­ler. Der Wein prä­sen­tiert sich kom­plex und klar, eine Liai­son von Kraft und Eleganz.

21,50 Euro bei www.weinshop-philipp-kuhn.de

Koehler-Ruprecht: Tradition und Qualität

Sau­ma­gen, tro­cke­ner Ries­ling, Koehler-Ruprecht – die­se drei Begrif­fe gehö­ren schon  sehr lan­ge zusam­men. Ent­spre­chen tra­di­tio­nell wird hier auch gear­bei­tet: Die Mos­te ver­gä­ren mit wein­bergs­ei­ge­nen Hefen weit über­wie­gend in gro­ßen Holz­fäs­sern, in denen sie viel Zeit bekom­men. Tra­di­tio­nell ist auch die guts­ei­ge­ne Hier­ar­chie, die nach wie vor auf die Prä­di­kats­stu­fen von Kabi­nett auf­wärts setzt.

© Sven Paustian

2019 Kall­stad­ter Sau­ma­gen Ries­ling Kabi­nett tro­cken, Wein­gut Koehler-Ruprecht

Vom Most­ge­wicht her locker eine Spät­le­se, aber sti­lis­tisch eben schlan­ker, leich­ter. Mit rei­fer Frucht und har­mo­ni­scher Säu­re tra­di­tio­nell im bes­te Sinne.

Um 12 Euro, etwa bei www.wirwinzer.de

2019 Kall­stad­ter Sau­ma­gen Ries­ling Spät­le­se tro­cken, Wein­gut Koehler-Ruprecht

Barock? Eher Roko­ko! Reif und mund­fül­lend, aber nicht fett oder gar über­la­den. Zwei­fel­los ein Klas­si­ker aus einer der berühm­tes­ten Wein­la­gen der Pfalz.

Um 22 Euro, etwa bei www.gute-weine.de

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