Unter den 13 deutschen Weinanbaugebieten genießen einige weit über die Landesgrenzen hinaus einen exzellenten Ruf. Andere sind weniger bekannt. Aber jedes dieser Weinanbaugebiete weist andere Schwerpunkte auf und hat seine Besonderheiten, unabhängig vom Renommée. Wir haben hier sieben Anbaugebiete ausgewählt, um Ihnen die Eigenarten vorzustellen.
Wein von der Mosel
Die Weinregion Mosel gilt als eine der schönsten Deutschlands und beeindruckt mit ihren dramatisch steilen Weinbergslagen. Sie zieht sich von Luxemburg bis zur Mündung der Mosel in den Rhein bei Koblenz hin. Der Wein, der die Mosel berühmt gemacht hat, ist der Riesling. Er bedeckt fast zwei Drittel der gesamten Rebfläche. Die besten Rieslinge kommen von der Mittelmosel zwischen den Orten Ürzig und Leiwen: leichte, feinherbe Kabinettweine, fruchtige Spätlesen und trockene Grosse Gewächse. Orte wie Cochem, Bernkastel, Traben-Trabach sind Touristenmagneten. Aber auch in den kleinen Weindörfern findet man viel Fachwerk mit lauschigen Weinrestaurants. Zum Anbaugebiet dazu gehören auch die Nebenflüsse Ruwer und Saar.
Wein aus Franken
Weinkenner lieben den Bocksbeutel – die bauchige Flasche, die für den Wein aus Franken typisch ist. Der typische (und häufigste) fränkische Wein ist der Silvaner. Seine besten Qualitäten findet man im Maindreieck um Würzburg herum und in Iphofen. Das Weinanbaugebiet selbst ist langestreckt und reicht vom Main bei Schweinfurt bis nach Aschaffenburg. Neben dem Silvaner werden auch andere Rebsorten wie Müller-Thurgau, Riesling und Bacchus angebaut – letzterer wird gern auf den zahlreichen Weinfesten ausgeschenkt, die jeder Weinort regelmäßig veranstaltet. Sie alle zeichnen sich durch ihre Frische, Mineralität und Eleganz aus. Bei den Rotweinen sind Domina und Spätburgunder die wichtigsten Sorten. Wer seinen Urlaub in Franken mit Sightseeing verbindet, sollte die Altstadt von Würzburg erkunden oder sich in Weinorten wie Escherndorf, Volkach, Ochsenfurth und Iphofen umsehen.
Wein aus Sachsen
Sächsische Weinbaugebiete sind eine Klasse für sich: Sie erstrecken sich entlang des Flusslaufs der Elbe. So führt die Sächsische Weinstraße von Pirna bis nach Meißen. Dabei passiert man Orte wie die Landeshauptstadt Dresden, das idyllische Radebeul und das kleine, beschauliche Dörfchen Diesbar-Seußlitz. Rund 55 Prozent der Anbauflächen befinden sich in einer Steil- bzw. Hanglage. Der Anbau von Rotweinen macht etwa 19 Prozent der Weinberge aus. Beliebte Rotweine aus Sachsen sind der Dornfelder und der Spätburgunder. Bei den Weißweinen glänzen die Rebsorten Traminer sowie Grau- und Weißburgunder. Außerdem werden in Sachsen Riesling und Müller-Thurgau kultiviert. Das staatliche Weingut Schloss Wackerbarth lädt in Radebeul in eine weinkulinarische Erlebniswelt ein.
Wein aus dem Saale-Unstrut-Kreis
Die Weinregion Saale-Unstrut ist geprägt von den Hängen rechts und links der gleichnamigen Flüsse. Steile Terrassenlagen sind für den Weinbau in dieser Region des Landes Sachsen-Anhalt typisch. Die dort wachsenden Weine sind herzhaft fruchtig, oft leicht aromatisch und nicht immer ganz trocken. Neben dem Müller-Thurgau, dem häufigsten Wein, findet man bei den (meist kleinen Weingütern) guten Riesling und Weißburgunder sowie delikaten roten Dornfelder. Touristisch ist ein Besuch der Erlebniswelt in der historischen Rotkäppchen-Sektkellerei in Freyburg an der Unstrut ein Muss. Ansonsten gibt es im Saale-Unstrut-Kreis noch die Überreste von mittelalterlichen Burggemäuern zu besichtigen. Viele der hier auffindbaren Trockenmauern sind etliche Jahrhunderte alt und von kleinen Weinberghäusern romantisch durchsetzt.
Wein von der Hessischen Bergstraße
Klein, aber oho! So könnte man das Anbaugebiet Hessische Bergstrasse beschreiben, das an den westlichen Hängen des Odenwalds liegt und sanft zur Rheinebene abfällt. Riesling, Grauburgunder, Spätburgunder – das sind die typischen Rebsorten dort. In den letzten Jahren wurden die daraus erzeugten Weine oft versektet. Die Sektkellerei Griesel in Bensheim ist drin führend. Vom Wein mal abgesehen: Ebenso anziehend ist die Mandelbaumblüte an der Bergstrasse. Nirgendwo in Deutschland blühen die Bäume früher als dort.
Wein aus dem Ahrtal
Das Ahrtal reicht von Bad Neuenahr und Altenahr bis zur Mündung der Ahr in den Rhein. Es ist Deutschlands Rotwein-Anbaugebiet par excellence. Über 80 Prozent seiner Rebfläche sind mit Spätburgunder, Frühburgunder, Portugieser und Regent kultiviert. Sie wachsen auf steilen, oft nur handtuchgroßen Terrassen hoch über dem Fluss. Weißwein wächst nur an wenigen Stellen an der unteren Ahr. Nach der Flutkatastrophe von 2021 ist die Infrastruktur inzwischen wieder weitgehend hergestellt. Die meisten Weingüter arbeiten wieder und empfangen gerne Gäste. Auch die Wanderwege hoch an den Hängen sind wieder befestigt und gewähren einen fantastischen Ausblick auf das ganze Tal.
Wein aus Rheinhessen
Rheinhessen ist das größte Weinanbaugebiet Deutschlands. Es besteht aus mehreren Unterzonen. Ingelheim westlich von Mainz war lange Zeit als Rotweinnische bekannt, wartet aber heute auch mit ausgezeichneten Weißweinen auf. Südlich von Ingelheim liegt das Welzbachtal um Appenheim, auch das Burgund Rheinhessens genannt, weil dort so viel Weiß- und Grauburgunder sowie Chardonnay angebaut wird. Berühmter ist die Rheinfront um Nierstein südlich von Mainz. Dort wachsen am „Roten Hang“ einige der besten Rieslinge Deutschlands. Im Hinterland von Worms liegt dann der Wonnegau, bekannt für sein breites Weinsortiment. Anders als in vielen anderen Anbaugebieten Deutschlands sind die Hänge hier keineswegs steil, sondern breit geschwungen mit sanfter Neigung gen Süden und Westen. Ein Schwerpunkt liegt zwischen Flörsheim-Dalsheim, Westhofen und Hohen-Sülzen. Dort befindet sich viel Kalkstein im Untergrund, was ideal für schlanke, hochfeine Rieslinge ist. Touristisch interessant sind die Weinorte an der Rheinfront sowie die Altstadt von Ingelheim.