Die Rotweine des Dörfchens Rasteau, das nur 30 Kilometer von Chateauneuf-du-Pape entfernt liegt, gehören zu den besten der südlichen Rhône. Doch der Name Rasteau war bislang für den süßen Likörwein reserviert, obwohl dieser nur 5 Prozent der Produktion ausmacht. Ab sofort darf sich nun auch der trockene Rotwein Rasteau AOC nennen. Die Gesetzgebung hat endlich die Realität eingeholt. Von Sonja Graminski
Die Gemeinde Rasteau hat 750 Einwohner, drei Glockentürme und viel Wald, in dem es von Rehen, Wildschweinen, Füchsen nur so wimmelt. Größer als der Wald ist die Rebfläche. Sie beträgt 1300 Hektar und ist mehr als doppelt so groß wie das deutsche Anbaugebiet Ahr. Die meist alten Reben, von denen viele auf Kieselstein-Böden wachsen, die die Wärme tagsüber speichern, um sie nachts abzugeben, liefern einen vollmundigen Rotwein, der qualitativ in einer Reihe mit anderen berühmten Rotweinen der südlichen Rhône steht.
Doch Rasteau AOC durfte sich bislang nur der süße, rote Likörwein nennen. Nachdem dieser Vin Doux Naturel in den 60er und 70er Jahren an Bedeutung verloren hatte, wurden in Rasteau praktisch nur noch trockene Rotweine erzeugt. Dennoch blieb der Likörwein der offizielle AOC-Wein von Rasteau. Die trockenen Rotweine mußten als Côtes-du-Rhône Village auf den Markt gebracht werden. Der Name Rasteau durfte nur als Zusatz auf dem Etikett auftauchen. Ein Anachronismus, fanden die Weinbauern und stellten beim INAO, dem in Paris ansässigen Institut National de l’Origine et de la Qualité, einen Antrag auf eine eigene AOC
Am 9. Juni 2010 hatten sie endlich Grund zum Feiern: Rasteau wurde zum Cru ernannt und erhält ab dem Jahrgang 2009 eine eigenen AOC für seine trockenen Rotweine. Die 20 privaten Weingüter sowie die Genossenschaftskellerei Cave de Rasteau können ihre Weine ab 2009 endlich als Rasteau AOC verkaufen. Damit reiht sich Rasteau in den Kreis der 15 Crus der südlichen Rhône ein, in dem so berühmte Namen wie Condrieu, Gigondas, Lirac, Tavel und Vacqueyras und Chateauneuf-du-Pape zu finden sind.
Lange haben die Winzer für die Anerkennung als Cru arbeiten müssen. Bereits im Jahre 2002 hatte das Syndicat des Vignerons de Rasteau mit seinem Vorsitzenden Daniel Ferran einen entsprechenden Antrag gestellt. In diesem Rahmen wurde eine Arbeitsgruppe gegründet, die sich mit den einzelnen Schritten für die Anerkennung als Cru auseinandersetzte. Dazu gehörte zum Beispiel eine genaue Prüfung der Böden durch INAO-Experten. Schließlich wurden von den 1300 Hektar des Anbaugebiets 100 Hektar ausgemustert. Der Höchstertrag an Trauben wurde von 40 Hektoliter auf 38 Hektoliter pro Hektar reduziert.
Der größte Produzent der neuen AOC ist Ortas Cave de Rasteau: Die 1925 gegründete Genossenschaft bewirtschaftet mit 700 Hektar etwas mehr als die Hälfte der Anbaufläche und produziert fast 2,5 Millionen Flaschen. Diese werden weltweit exportiert, 140.000 Flaschen davon nach Deutschland. Zu den Importeuren gehören neben Jacques’ Wein-Depot zahlreiche kleinere Fachhändler. Neben der Genossenschaft exportieren zehn private Weingüter nach Deutschland, darunter die Domaine Martin, die Domaine des Escaravailles, die Domaine Didier Charavin, die Domaine Fond Croze, die Domaine Bressy-Masson und die Domaine des Banquettes.
„Die Entscheidung der INAO ist eine Belohnung für unsere Anstrengungen und eine Anerkennung der Qualität Rasteau-Weine“, freut sich Jean-Jacques Dost, Generaldirektor der Kooperative. „ Gleichzeitig verbindet der Konsument nun den Namen ‚Rasteau’ mit einem hochwertigen AOC-Wein.