Japan ist der Inbegriff von sehr dunklem Sherry-Cask-Whisky. Maltisten auf der ganzen Welt reißen sich um die wenigen Single-Cask-Abfüllungen mit teilweise skurrilen Labels. Ob mit Geisha-, Noh-, Karten- oder Samurai-Label – lange schon sind die etwa zehn Malt produzierenden Brennereien eine echte Konkurrenz für die schottischen Vertreter, vor allem im Sherry-Bereich.
Heute im Tasting:
- Nikka 18y 91-09 Miyagikyo Whisky Live 10th Anniversary Sherry #1146752011 – 54%
- Karuizawa 81-09 Single Cask for Number One Drinks Sherry #7981 390btl – 59,6%
- Karuizawa 33y 76-10 Geisha labels First Filled Sherry Butt #7818 554btl – 63,6%
Die Yamazaki-Brennerei wurde 1923 als erste Malt-Whisky-Brennerei in Japan eröffnet. Zusammen mit Masataka Taketsuru wollte man einen zum Scotch konkurrenzfähigen Whisky herstellen. Aufgrund von auftretenden Differenzen schied Taketsuru 1934 aus der Firma aus und gründete später die Brennerei Nikka Whisky Distilling Co. Ltd.
Die Karuizawa Destillerie, die kleinste Brennerei Japans, wurde im Jahr 1955 gegründet und im Jahr 2000 stillgelegt. Sie ist bzw. war zwar die kleinste Destillerie mit jedoch der größten Anhängerschar und den meisten Abfüllungen. 2011 wurde sie geschlossen, und 2012 verkaufte der Besitzer Mercian Corporation das Land, auf dem die Brennerei stand.
Japanischer Single Malt zählt heutzutage preislich gesehen zu den absoluten Spitzenmalts. Mehrere tausend Euro für eine Flasche des schwarzen Nektars sind keine Seltenheit geworden. Die älteste Karuizawa-Abfüllung, ein 1960 destillierter, 52-jähriger Single Cask Malt in einer Auflage von 41 Flaschen, wird heute mit mehr als 20.000 Euro gehandelt.
Tasting Notes
Nikka 18y 91-09 Miyagikyo Whisky Live 10th Anniversary Sherry #114675 – 54%
Farbe: Madeira
Nase: Salzige und saftige Pflaumen-Orangenmarmelade, Leder, Sahne, dumpf-metallisch mit Muskatnuss, Holunderbeeren und dezenter Vanille.
Geschmack: Süß! Cognac und Marzipan, bevor es mit herberen Noten weitergeht. Brennnesseltee, schwarze Holunderbeeren, Rauch, Holzbeize und jetzt ultra-fettes, bitteres Eichenholz. Noten von Cola und dunklen Kirschen versuchen sich durch die Bitterkeit hindurchzuschlagen. Eine extrem bitter-süße Medizin.
Finish: Mittellang – sehr bitter mit noch mehr Holz, Minze und trockenen Ledernoten. Mit Aromen von zäher Fruchtmarmelade und schweren Eichenholznoten ausklingend.
Bemerkung: Toller Nasen-Whisky!
Preis: ~ 400 Euro
85 Punkte (Nase: 91 / Geschmack: 85 / Finish: 80)
Karuizawa 81-09 Single Cask for Number One Drinks Sherry #7981 390btl – 59,6%
Farbe: Amontilado Sherry mit Kupferstich
Nase: Blaue Beeren, Pflaumen, Orangen, Zitronen und Grapefruit. Dazu eine stark salzige Würze mit Aromen von Kräutergarten, Tabak, Balsamico, Sahne und Quark. Aber auch Blätter der Minze, Vanille, dunkle Marmelade, Marzipan und Eichenholz. Lecker!
Geschmack: Eher dünne Konsistenz. Salzig, cremig, jetzt langsam im Geschmack fetter werdend. Mit Aromen von Wachs, Honig, bitter-süßem Hustensirup und Marzipan. Gleitet gegen Ende mit viel Zuckerlikör und Eichenholz ins Finish.
Finish: Lang – zuckersüß und bitter-herb. Süßer Marzipan und Honig in Verbindung mit Lakritz und viel trockenem, grünem Holz. Auf Tee-Basis extrem bitter endend.
Bemerkung: Wieder eine fast perfekte Nase und eine nicht zu überbietende Bitterkeit am Ende.
Preis: ~ 1.000 Euro
86 Punkte (Nase: 92 / Geschmack: 86 / Finish: 79)
Karuizawa 33y 76-10 Geisha labels First Filled Sherry Butt #7818 554btl – 63,6%
Farbe: Amontilado Sherry
Nase: Sehr dezent gehalten gegenüber den beiden Vorgängern! Als Erstes steigen Tabaknoten mit einer zart pfeffrigen und salzigen Würze im Glas empor. Gefolgt von Schnupftabak, Pflaumenmus mit Vanille und blauen Früchten (Heidelbeeren, Zwetschgen und schwarze Johannisbeeren). Die Pflaumenaromen dominieren jedoch ganz klar die Nase.
Geschmack: Süß, harmonisch und salzig. Mit fetten Ledernoten und getrockneten Kräutern. Im Fruchtteil wieder klar die Pflaumenmarmelade und süßer Honig. Insgesamt ein samtartiger und weicher Geschmack mit noch dezentem, gut eingebundenem Holz hin zum Abgang.
Finish: Lang, sanft und weich. Jetzt mit stärkeren Eichenholznoten und bitteren Kräutern. Eine zarte Korknote kommt auf, die sich mit malzigem Rauch, Vanille und Zitronenjoghurt mischt. Mineralisch-salzig und mit dumpfen Ledernoten ausklingend.
Bemerkung: Durchweg relativ konstant und für uns mit erträglichem Holzanteil.
Preis: ~ 2.500 Euro
88 Punkte (Nase: 90 / Geschmack: 89 / Finish: 86)
Mal wieder mit bestem Dank an unseren taiwanesischen Freund Carlos Han für die Samples!