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Quinola – Luxuswein aus der Garage

Das spanische Weinanbaugebiet Toro, zwischen Zamorra und Valladolid gelegen, ist auf dem besten Weg, zur Luxus-Denominación zu werden. Nach Terreus (Bodegas Mauro), Termantia (Bodegas Numanthia Termes), Alabaster (Teso la Monja), Pintia (Vega Sicilia), La Mula (Quinta de la Quietud), Pago la Jara (Dehesa Gago) und der Reserva von Elías Moro ragt seit drei Jahren ein neuer Leuchtturm aus dem Rotwein-Anbaugebiet heraus. Er heißt Quinola und ist das, was Weinliebhaber einen „Gänsehautwein“ nennen.

Der Quinola kommt aus aus einem winzig kleinen Weingut, das nur diesen einen Wein erzeugt. Bodega Jaime Suarzez heißt es nach seinem Besitzer. 2006 war der erste Jahrgang, den Jaime vinifizierte. Schon dieser Wein entzückte Weintrinker: kein fetter Blockbuster, sondern ein eleganter, trotz seiner Aromentiefe relativ eleganter Rotwein, der sich stillschweigend in die Phalanx der Luxusweine der D.O. Toro einreihte.

Erst drei Jahrgänge auf dem Markt

Der Folgejahrgang 2007 war Robert Parker, der bei spanischen Weinen eher zur Zurückhaltung neigt, 94 Punkte wert: „Erdig-mineralische Noten, Veilchenparfüm, orientalischer Bazar, Schwarzfruchtkonfitüre“ beschrieb der Amerikaner das Aroma. Der 2008 Quinola, der jüngste Jahrgang, ist keinen Deut schlechter.

Das Geheimnis des Quinola ist seine Herkunft: fünf Parzellen von insgesamt sieben Hektar, die mit 90 Jahre alten, noch unveredelten Reben der Sorte Tinta del Toro bestockt sind, einer Tempranillo-Spielart. Die Parzellen liegen zwischen 800 und 850 Meter hoch im äußersten Südwesten des Anbaugebiets bei Argujillo. Die Höhe mildert die Hitze und macht, dass der Wein trotz seiner hohen Reife ihre Frische nicht verliert. Und die Mengen, die geerntet werden, sind gering. Ein Kilogramm Trauben pro Stock – mehr liefern die alten Reben nicht. Bei tausend Stöcken pro Hektar sind das weniger als 700 Liter Wein.

Jaime Suarez kennt die Region genau

Jaime Suarez, der hauptberuflich Önologe bei dem etwas außerhalb der Ribera del Duero gelegenen Weingut Ermita del Conde ist, kennt die Gegend genau. Er hat bei den Bodegas Mauro und bei der Bodega Leda gearbeitet, bis er die alten, offengelassenen Parzellen im Hochland von Toro fand. Fünf Jahre brauchte er, um Weinberg und Reben wieder produktionsfähig zu machen. Sein Ehrgeiz: auf Augenhöhe mit den ganz großen Toro-Weinen zu sein. Besser noch: diese zu überragen.

Rund 5000 Flaschen Quinola werden jedes Jahr gefüllt. Für so wenig Wein eine Bodega zu bauen, lohnt nicht. Deshalb vinifiziert Jaime die Trauben in einem 50 Quadratmeter großen Kellerverschlag. In ihm liegen durchschnittlich 20 Barriques, alle neu und alle aus der feinporigsten französischen Eiche  gezimmert, die es auf dem Markt gibt. In diesen Barriques wird der Wein nicht nur ausgebaut (rund 20 Monate), sondern auch die Maische vergoren. Statt den Trester unterzustoßen, rollt Jaime die Fässer während der Gärphase mehrmals am Tag hin und her, damit die Schalen vom Wein umspült werden.

Am Ende entsteht ein rubinroter Wein mit blaurotem Schimmer, der zwar gewichtig und schwer ist (15 Vol.%), an dem aber auch Filigrantrinker ihren Spaß haben können, so leicht ist er zu trinken, so samtig-weich ist das Tannin, so saftig und frisch die Frucht. Der Preis des Quinola liegt noch knapp unterhalb der Grenze des Luxussegments. Spanienliebhaber, die jetzt und in den nächsten sieben Jahren einen großen, opulenten Tropfen im Glas haben möchten, werden ihren Spaß an ihm haben. Übrigens: Auf dem Etikett hat Jaime ohne Scheu das Wort „Garagewine“ drucken lassen.

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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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