Im Wellnessresort am Gardasee spielt der Wein eine Hauptrolle – auf einer bemerkenswerten Bühne
Über 1000 Posten hat die Weinkarte im Quellenhof in Lazise am Gardasee. Doch es ist nicht die schiere Größe, nach der Sommelière Michela Cavedoni strebt, es ist die Vielfalt für eine höchst unterschiedliche Gästeklientel. Der 2019 eröffnete Quellenhof ist ein Wellness-Resort der Spitzenklasse, die wichtigste Flüssigkeit – der Name verrät es – ist hier erst einmal das Wasser; im Sportbecken, dem Skypool, einem Naturteich und in der Saunalandschaft. Dass auch der Wein eine große Rolle spielt, wird auf dem Weg in das Panoramarestaurant deutlich, er führt an einem gläsernen begehbaren Weinschrank vorbei, der großes verheißt.
Freie Hand vom Eigentümer
Cavedoni ist in einer Situation, um die sie viele Sommeliers beneiden dürften: „Die Inhaberfamilie Dorfer lässt mir völlig freie Hand“, erklärt Sie, auch beim Budget. „Kauf ein, was Du für richtig hältst, haben sie gesagt. Die Familie betreibt auch das traditionsreiche Quellenhof Luxury Resort Passeier nahe Meran. Cavedoni selbst wurde schon als Teenager mit dem Gastronomie-Virus infiziert. Schon mit 15 Jahren jobbte sie in einem Gourmet-Restaurant, später ging es in die Hotellerie und eine Zeit lang arbeitete sie als Hochzeitsplanerin. Es folgte eine zweisprachige Ausbildung zur Sommelière, was ihr beim internationalen Publikum sehr entgegenkommt.
Große Amarone und Toskaner
Die Küche im Quellenhof spannt einen Bogen von italienischen Klassikern bis zu internationalen Kreationen, vielfältig sind auch die Wünsche der Gäste, was den Wein betrifft. Die einen möchten easy drinking mit glasweise ausgeschenktem Lugana, der quasi in Sichtweite wächst, andere einen gereiften Jahrgangschampagner. Besonders groß sind Auswahl und Jahrgangstiefe bei Gewächsen aus der Region, vor allem bei Amarone & Co. sowie bei großen Toskanern. International reicht die Auswahl von Burgund bis Neuseeland. Zur Hand gehen ihr im Service junge Kollegen, die sie extra schult und auch extern schulen lässt, wie etwa in der Italienischen Sommelier-Union ASI.
Verkostungen und Ausflüge
Wer als Gast tiefer in das Thema einsteigen möchte, kann das bei Verkostungen tun, die je nach Jahreszeit und Wetterlage auf der Terrasse oder in der schmucken Vinothek stattfinden. Auch radelt Michela Cavedoni mit Gästen zu nahegelegenen Weingütern, wie etwa dem Amarone-Granden Masi. „Egal ob Einsteiger oder Profi, es ist immer eine Bereicherung, Weingut und Macher kennenzulernen und zu erleben“, sagt sie als versierte und einfühlsame Botschafterin der Weinkultur.
Sieben Fragen an Michela Cavedoni
Welcher war der erste Wein, an den Sie sich erinnern können?
Ein Gewürztraminer von Trimbach aus dem Elsass. Ein Wein von dem ich nicht einmal wusste, dass es ihn gibt. Ich war so begeistert von seinem außergewöhnlichen Geschmack, dass ich ihn immer noch am Gaumen spüren kann, wenn ich die Augen schließe.
Ihr wichtigster Wein bisher?
Château Lafite Rothschild 2012. Ich habe früher in einem Sternerestaurant gearbeitet und meine Hand hat gezittert, als ich ihn aus dem Regal genommen habe.
Ihr Rat für wissensdurstige Einsteiger?
Kurse besuchen, um die Grundlagen zu erlernen, dabei immer weiter probieren und sich informieren. Man muss immer neugierig sein, Neugierde ist die treibende Kraft hinter dem Wissen. Für tieferes Verständnis empfehle ich auch die Arbeit im Keller um die außergewöhnliche Arbeit der Winzer zu verstehen, die dann in der Flasche zum Ausdruck kommt.
Welches Food-Wein-Pairing hat Sie am meisten begeistert und tut es evtl. noch?
Meine Lieblingspaarung, die ich auch heute noch gerne präsentiere, ein pochiertes Ei, mit dem besten Vinoappeso, einem in Amarone gereiften Culatello, (Rohschinken aus der Schweine-Oberschale), dazu einen leicht gekühlten, frischen Valpolicella Classico, der mit seiner Säure wunderbar zur fettigen Komponente des Gerichts passt.
Was ist Ihr aktueller Favorit?
Der Barbaresco Asili von Ceretto. Barbaresco ist für mich der ultimative italienische Ausdruck von Qualität.
Mit welcher Person würden Sie gerne welchen Wein trinken?
Es mag ein wenig schräg klingen, aber sich würde eine Magnum-Flasche Barolo mit Brad Pitt und dem italienischen Rapper Marracash trinken wollen.
Was sollte zu Ihrer Henkersmahlzeit serviert werden?
Mir würden bestimmt viele Gedanken, Zweifel und Reue durch den Kopf gehen, die nur mit einem lang gereiften Grana Padano Vacche Brune (Braunen Kühen) und einem Monfortino Barolo gelindert werden könnten.
Quellenhof Luxury Resort Lazise
Via del Terminon 19
37017 Lazise (VR)Italia
www.quellenhof-lazise.it
Beim Lesen bekommt man Durst und Lust, in die Gegenden zu fahren und zu probieren
Sehr geehrtes Team vom “Weinkenner”,
als passionierter Weinliebhaber verfolge ich Ihre Artikel stets mit großem Interesse und habe schon sehr viele interessante Neuigkeiten entdecken können, speziell was Ihre Berichte über unbekanntere Weine abseits der “Blue Chip Etiketten” anbelangt.
Als absoluter Piemont-Liebhaber sind natürlich alle Beiträge zu Barolo und Barbaresco von großem Interesse.
Hier ist mir in Ihrem neuesten Artikel zum Quellenhof in Lazise aufgefallen, dass als Favoriten-Wein der Sommelière ein “Barolo Asili” von Ceretto angeführt wird. Asili ist jedoch einer der besten Crus in Barbaresco und liegt nicht in der Barolo-Anbauzone.
Verzeihen Sie bitte diese kleine Klugsch……ei 🙂 am Rande Ihres interessanten Artikels.
Herzliche Grüße aus Tirol
Thomas Aumüller
Klar, Asili ist Barbaresco. Sollte einem Magazin wie dem Weinkenner eigentlich nicht passieren.