Prinz zur Lippes erste Thüringer Weine binnen drei Tagen ausverkauft

Georg Prinz zur Lippe

Die ers­ten 8000 Fla­schen Weiß­wein aus dem Wein­haus zu Wei­mar, wie Georg Prinz zur Lip­pe sein neu­es Thü­rin­ger Wein­gut nennt, waren nach dem Ver­kaufs­start bin­nen weni­ger Tage ver­k­aufn Zabel, wo sich der Haupt­sitz des zur Lip­pe­schen Wein­be­sit­zes, das Gut Pro­schwitz, befin­det. Dabei konn­ten Pri­vat­leu­te nur maxi­mal zwei Fla­schen von jeder Sor­te des 2010er Jung­fern­jahr­gangs bekom­men: Weiß­bur­gun­der, Grau­bur­gun­der, Auxer­rois, Sau­vi­gnon blanc und Müller-Thurgau. „Ich hät­te locker alle 8000 Fla­schen an einen Kun­den geben kön­nen“, berich­tet Kunstmann.

Aller­dings waren nur 40 Pro­zent des Weins für Pri­vat­kun­den vor­ge­se­hen. Der gro­ße Rest geht in die Gas­tro­no­mie und in den Fach­han­del. Die guten Wei­ma­rer, Jena­er, Erfur­ter Restau­rants rei­ßen sich dar­um, einen hoch­klas­si­gen, loka­len Wein auf ihrer Lis­te zu haben. Saf­tig und säu­re­be­tont, teils auch leicht aro­ma­tisch, dabei kno­chen­tro­cken und leicht – so las­sen sich die neu­en Wei­ma­rer Wei­ne beschrei­ben. Sie kom­men als ein­fa­che Qua­li­täts­wei­ne auf den Markt, sind aber veri­ta­ble Kabi­nett­wei­ne. Als Anbau­ge­biet steht Thüringen/Saale-Unstrut auf dem Eti­kett. In Thü­rin­gen selbst ist noch kein eige­nes Wein­bau­ge­biet registriert.

Verblüffende Qualitäten

Wein­kri­ti­ker Stuart Pigott hat­te dem Wein­haus zu Weimar-Kreszenzen schon vor­her sei­ne Reve­renz erwie­sen. Der Sau­vi­gnon blanc  (11,50 Euro) wer­de, so sag­te er in der Frank­fur­ter All­ge­mei­nen Sonn­tags­zei­tung vor­aus, „man­che in der oft fana­ti­schen Fang­ge­mein­de die­ser Trau­ben­sor­te ziem­lich ver­blüf­fen“. Der Müller-Thurgau (9,50 Euro) sei „ein Aus­nah­me­wein“ nach sei­ner Mei­nung: “Die strah­len­den Muskat-, Zitronen- und Apfel­aro­men sind mit einer unge­wöhn­lich erfri­schen­den Säu­re für die­se all­zu oft fade Trau­ben­sor­te gepaart.“ Auch von den ande­ren Wei­nen war er höchst angetan.

Ins­ge­samt hat Prinz zur Lip­pe in und um Wei­mar 43 Hekt­ar mit Reben bestockt. Davon sind 10 Hekt­ar in Pro­duk­ti­on. Neben den wei­ßen Sor­ten wur­den auch vier rote Sor­ten ange­baut (Spät­bur­gun­der, Früh­bur­gun­der, Blau­er Zwei­gelt, Dorn­fel­der). Die ent­spre­chen­den Wei­ne wer­den aber erst nächs­tes Jahr freigegeben.

Erwor­ben hat­te der gelern­te Unter­neh­mens­be­ra­ter, der bis 1990 in den Diens­ten von Roland Ber­ger stand, die Wein­ber­ge im Jah­re 2008 – unbe­stockt frei­lich. Der dama­li­ge thü­rin­gi­sche Land­wirt­schafts­mi­nis­ter Vol­ker Skle­nar hat­te ihn gefragt, ob er nicht Inter­es­se habe, den Wein­bau der Regi­on neu zu bele­ben. Zur Lip­pe prüf­te die Idee. Ergeb­nis: Durch die Kli­ma­er­wär­mung ist in den his­to­ri­schen Thü­rin­ger Lagen die Mög­lich­keit gege­ben, regel­mä­ßig Qua­li­täts­wei­ne, teil­wei­se auch Prä­di­kats­wei­ne zu erzeugen.

Rebentaugliche Böden, warmes Klima

Außer­dem ließ er umfang­rei­che Boden­un­ter­su­chun­gen machen, um fest­zu­stel­len, dass die Muschelkalk-, Lehm- und Schluff­bö­den abso­lut reben­taug­lich sind. Kein Wun­der: Bis zum 30-jährigen Krieg (1618-1648) flo­rier­te der Wein­bau in Thü­rin­gen. Erst danach begann der Nie­der­gang. Er zog sich bis tief ins 20. Jahr­hun­dert hinein.

1954 wur­den in Thü­rin­gen nur noch drei Hekt­ar bewirt­schaf­tet. Die Regie­rung der DDR ließ ab 1960 zwar ein­zel­ne Flä­chen wie­der besto­cken. Ein thü­rin­gi­scher Wein aber wur­de nicht erzeugt.

Nach der Wen­de wur­den die vor­han­de­nen Reb­flä­chen in der Son­nen­dor­fer Wein­bau GmbH zusam­men­ge­fasst mit dem Ziel, end­lich auch einen Wein zu kel­tern, abzu­fül­len und zu ver­mark­ten. 1992 über­nahm das neu gegrün­de­te Thü­rin­ger Wein­gut Bad Sul­za die Reb­flä­chen. 1997 wur­de die­ses Wein­gut an einen pri­va­ten Inves­tor ver­kauft und war bis zur Ankunft Zur Lip­pes das größ­te Thü­rin­ger Wein­gut. Dane­ben gibt es in Thü­rin­gen bis jetzt nur eini­ge klei­ne Nebenerwerbswinzer.

Es fehlt nur ein Keller

Eigent­lich fehlt dem wein­be­geis­ter­ten Prin­zen in Thü­rin­gen nur noch ein eige­ner Kel­ler. Doch der Bau eines sol­chen stößt auf uner­war­te­te Schwie­rig­kei­ten. Im nahen Kroms­dorf, wo sich eini­ge der Lip­pe­schen Wein­ber­ge befin­den, war der Ver­such geschei­tert, in einem his­to­ri­schen Gebäu­de einen Kel­ler zu errich­ten. Dar­auf­hin erwarb zur Lip­pe von der Thü­rin­gi­schen Lan­des­ent­wick­lungs­ge­sell­schaft für 150 000 Euro die neu­go­ti­sche Ordens­burg in Liebstedt, um dort einen Wein­kel­ler samt Vino­thek und Ver­an­stal­tungs­räu­men ein­zu­rich­ten. Sein Ver­spre­chen: bis zu drei Mil­lio­nen Euro zu inves­tie­ren und bis zu 25 Arbeits­plät­ze zu schaffen.

Doch das Vor­ha­ben stößt bei den 430 Ein­woh­nern von Liebstedt auf erbit­ter­ten Wider­stand. Sie fürch­ten um ihr Muse­um, um ihre Rit­ter­spie­le, um ihre rus­ti­ka­len Fes­te aller Art. Außer­dem wol­len sie kei­ne Lärm­be­läs­ti­gung durch Fla­schen­ab­fül­lung und Wein­guts­ver­kehr. Ihr Plan ist, die letz­te erhal­te­ne Kreuzritter-Ordensburg Deutsch­lands wie­der her­zu­rich­ten und zu einem ganz gro­ßen Tou­ris­ten­ma­gnet machen – mit EU-Geldern.

Unsichere Besitzfrage

Fol­ge: Die Gemein­de poch­te, kaum dass der Ver­trag zwi­schen dem Prin­zen und dem Land unter­zeich­net war, auf ihr Vor­kaufs­recht. Seit­dem ist unklar, wem die Burg gehört – dem Zuge­reis­ten oder den Liebsted­tern. Zur Lip­pe hofft noch auf eine Eini­gung. Schei­tert sie, will er ver­su­chen, ein neu­es Kel­ler­ge­bäu­de in Wei­mar zu bau­en. Lie­ße sich auch die­ser Plan nicht ver­wirk­li­chen, müs­se er, so gibt der Prinz frei­mü­tig zu, sein Enga­ge­ment in Thü­rin­gen überdenken.

Die Trau­ben von den thü­rin­gi­schen Besit­zun­gen des Prin­zen muss­ten in die­sem Herbst zum zwei­ten Mal ins 200 Kilo­me­ter ent­fern­te Proschwitz-Weingut in Zadel bei Mei­ßen trans­por­tiert wer­den, um dort vini­fi­ziert zu werden.

2 Kommentare

  • Die Wei­ne sind ein­fach klas­se!!! Ich war über­rascht und über­wäl­tigt wel­che schö­ne Wei­ne wir in der Regi­on haben. Bin ganz hin und weg von der guten Qualität.

  • Habe von mei­nen Kol­le­gin­nen (in Weimar-Schöndorf) eine Fla­sche Weiß­bur­gun­der geschenkt bekom­men. Ein tol­ler Wein! Ger­ne wür­de ich nach­kau­fen zum Ver­schen­ken und sel­ber Trin­ken. Hof­fent­lich kommt noch mehr!

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