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Port Charlotte 10yo SSMC Bourbon Cask 1227 vs. Sherry cask 1206

Heute haben zwei Port Charlottes aus einem privaten Fass den Weg in unser Glas gefunden. Der Scotch Malt Single Circle füllte jeweils 30 Flaschen unter eigenem Label davon ab. Zehn Jahre Fasslagerung: einmal im Bourbon Cask 1227 mit einem Château d’Yquem-Finish und einmal im Sherryfass 1206.

Wie schlägt sich wohl das modernere Weiß- und Süßwein-Finish gegenüber dem klassischen Sherryfass?


Tasting Notes


Port Charlotte 10y 04-15 SSMC Bourbon #1227 Château d'Yquem Fin. 30btl - 57,1%Port Charlotte 10y 04-15 SSMC Bourbon #1227 Château d’Yquem Fin. 30btl – 57,1%
88

Farbe: Bernstein / Rostrot
Nase: Sehr rund und ausgewogen schon von Beginn an. Vanillebehaftete, cremige Fruchtnoten in torfig-rauchiger Hülle, versehen mit saftigen Orangen und frischen Limonen. Die Würze ordnet sich unter und ist nicht sonderlich dominant. Aromen von Lederschuhen, Wachs und honigbeladenen Bienenwaben kommen hinzu und drücken in die süße Richtung.
Geschmack: Zu Beginn noch relativ fruchtig unterwegs mit den cremigen Noten aus der Nase. Etwas später gesellt sich süßer, rauchiger Torf hinzu, und das Destillat beginnt, in die klebrig-süße Schiene abzudriften.
Finish: Lang und immer süßer werdend. Eine klebrige, zuckersüße Orangenmasse belegt lange Zeit des Abgangs die komplette Zunge. Während dieser Periode sind weitere Details eigentlich unmöglich. Nach gefühlten Stunden klingt die Süße dann doch ab und zart holzige und dumpfe Noten mit Anklängen von grünen Trauben kommen zum Vorschein.
Bemerkung: Dieser Malt startet im Geschmack mit 90 bis 91 Punkten, aber die überlagernde Süße gegen Ende drückt die Geschmacksbewertung doch schon etwas nach unten.
88 Punkte (Nase: 91 / Geschmack: 89 / Finish: 84)


Port Charlotte 10y 04-15 SSMC Sherry Cask 1206 30btl - 61,2%Port Charlotte 10y 04-15 SSMC Sherry Cask 1206 30btl – 61,2%
94

Farbe: Amontillado-Sherry
Nase: Vollgas! Wuchtiger Sherry trifft auf trockene, lederbehaftete Stroh- und Heuaromen. Dazu ergänzend Tabakblätter, Humidor, kalter Rauch mit geräuchertem Schinken und Unmengen an Torf. Aromen von Kalk, Gestein, trockenem Zedernholz und ungezuckertem grünen Kräutertee, angereichert mit Orangenschalen und Grapefruit. Hervorragend.
Geschmack: Was für ein Antritt! Dunkel und düster mit trockenem Sherry, süßem Rauch und Honig, in Kombination mit sehr viel Salz und  einer pfeffrigen Würze. Nun stoßen süß-fruchtige Noten von saftigen Orangen, Grapefruit und Limonen hinzu, begleitet von  ätherischen Ölen.
Finish: Sehr lang – mit Honig, Nüssen, Karamelllikör, Walnussöl und  erfrischenden Kräutern (Minze und Eukalyptus). Ergänzt durch Noten von Holz und dem Rauch eines Strandlagerfeuers. Trocken ausklingend mit den klassischen Schokoladennoten.
Bemerkung: Ein höchst interessanter Malt! Nicht nur, dass dies bis dato unser bester Port Charlotte ist, sondern auch im Vergleich zum vorgenannten Cask 1227.
94 Punkte (Nase: 94 / Geschmack: 94 / Finish: 93)


Fazit: Solch eine Abfüllung aus dem Sherryfass gelingt nicht alle Tage. Herzlichen Glückwunsch an den Besitzer dieses Fasses!


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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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