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Philippine ist tot: Halbmast auf Mouton-Rothschild

Philippine de Rothschild-Seyeres, Besitzerin von Château Mouton-Rothschild, ist in der Nacht von Freitag auf Samstag nach einer schweren Operation im Alter von 80 Jahren gestorben. Mit ihr geht der Weinwelt eine wichtige Botschafterin und ein ebenso gebildeter wie humorvoller und warmherziger Mensch verloren.

Unter Philippines Führung wurde Mouton-Rothschild komplett und aufwendig renoviert. Die Renovierung wurde erst 2013 abgeschlossen. Gleiches gilt für das Schwester-Weingut Clerc Milon, das sie in einen nachhaltigen wirtschaftenden Betrieb transformieren liess. Wirtschaftlich betrachtet, besteht ihre große Leistung in der Vergrösserung und Internationalisierung des Besitzes. Nach dem Joint Venture Opus One in Kalifornien, das noch ihr Vater Philippe (zusammen mit Robert Mondavi) gegründet hatte, ging sie eine Verbindung mit der größten chilenischen Kellerei Concha y Toro ein. Mit ihr zusammen betreibt die Baron Philippe Rothschild SA das Weingut Almaviva in Puente Alto südlich von Santiago.

Ein anderer wichtiger Meilenstein war die Einführung des Zweitweins Le Petit Mouton im Jahre 1994. Im nationalen Bereich folgte die Gründung der Domaine de Baron’arques In Limoux. Vor allem aber war es die Expansion im Négoçiant-Bereich, die das Familien-Unternehmen zu einem Big Player in Weinbusiness machte. Immer neue Spin off-Produkte der Marke Mouton Cadet haben dazu geführt, dass die Philippe Rothschild SA derzeit einen Umsatz von rund 350 Millionen Dollar jährlich macht.

Dabei war Philippine das Business nicht in die Wiege gelegt. Sie hatte 30 Jahre lang höchst erfolgreich als Schauspielerin gearbeitet und war Mitglied der Comédie Française. Sie spielte aber auch in bedeutenden Hollywood-Filmen mit (u.a. „Harold and Maude“). Das schauspielerische Talent hatte sie von ihrer Mutter Elisabeth Pelletier de Chambre. Mutter und (die damals 10jährige) Tochter wurden 1943 in Paris von der Gestapo verhaftet und ins KZ Ravensbrück gebracht. Die Mutter wurde ermordet, Philippine überlebte.

Aus Philippines zwei Ehen gingen drei Kinder hervor: Camille, Philippe, Julien. Ausser ihnen hinterlässt sie 10 Enkelkinder und ihren Mann Jean-Pierre de Beaumarchais.

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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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