Die Region hat eine innige Verbindung zu den edlen Perlen. Bereits in der ersten Blütezeit des deutschen Sekts im 19. Jahrhundert waren Pfälzer Namen vorne dabei, wie Fitz-Ritter oder Schloss Wachenheim.
Über die Zeit wurde Deutschland zum Sektweltmeister – in der Herstellung wie im Konsum. 3.3 Liter trinken wir pro Kopf und Jahr. Doch die Liebe hat auch ihre Schattenseiten. Preiswerte Herstellungsverfahren wie die Tankgärung und beliebige Herkunft der Grundweine sorgen für günstige Preise, haben aber das Image des „deutschen Sekts“ getrübt.
Nur ein kleiner Bruchteil wird heute handwerklich hergestellt. Tendenz steigend. Ein entscheidendes Datum ist das Jahr 1986. Ab da galt die Sektherstellung nicht mehr als eigenes, meldepflichtiges Gewerbe und der „Winzersekt“ wurde aus der Taufe gehoben, 1988 wurde von bekannten Gütern wie Bergdolt, Wehrheim, Knipser, Jülg, Bernhard Koch, Scheu und Lucashof die Vereinigung Sektgüter Rheinpfalz (VSR) gegründet, die ihren Mitgliedern strenge Vorgaben machte. Die Sekte, erzeugt aus betriebseigenen Riesling-, Weißburgunder- oder Spätburgundertrauben, mussten mindestens 15 Monate auf der Hefe lagern und danach eine interne Prüfung durchlaufen.
Das Fundament für die Renaissance deutscher Spitzenschaumweine war gelegt. Es sollte noch ein paar Jahre dauern, bis richtig Schwung in das Thema kam, doch mittlerweile hat sich deutscher Sekt eindrucksvoll zurückgemeldet. Und dabei geht es erst so richtig los, wie eine junge Generation von Pfälzer Sektmachern beweist. Naturnaher, möglichst biologischer Anbau der Trauben steht hoch im Kurs. Als entscheidend gilt eine frühe Lese, um viel Frische in den Sekt zu bekommen, dabei dürfen Grundweine gerne auch im Holzfass reifen, bevor es zur zweiten Gärung in die Flasche geht. Und trocken, richtig trocken soll es sein.
Also steht bei den jungen Wilden nicht „sec“ oder „trocken“ auf dem Etikett, was einen maximalen Restzucker von 32 Gramm pro Liter bezeichnet und süß schmeckt. Oft heißt es da nicht einmal „brut“ (max. 12 g/l) sondern „extra brut“ (max. 6 g / l) oder gar „brut nature“, was bedeutet, dass nach dem Degorgieren (Entfernung des Hefepfropfs aus der Flasche) dem fertigen Schaumwein keinerlei Süße zugegeben wird. So entstehen edle Schaumweine mit Charakter, die weit jenseits des klassischen Aperitifs angesiedelt sind.
Ausgewählte Pfälzer Schäumer von jungen Machern
2018 Blanc de Blancs Brut Nature, Sekthaus Krack
Das junge Team vom Sekthaus Krack gehen voll auf Transparenz: Auf dem Rückenetikett sind Rebsorte (Pinot blanc), Datum der Flaschenfüllung (06/2019) und des Degorgierens (03/2021) angegeben. Dazu die Dosage, nämlich 0 Gramm. Ein lebendiger, schlanker Schaumwein, mit aromatischem Tiefgang. Zu Austern wäre klassisch, zu Ceviche ist es moderner und mindestens so gut. Um 19 Euro.
Die biodynamisch angebauten Trauben für diesen Sekt wurden von Hand geerntet, der Most spontan, also mit den weinbergseigenen Hefen, im Holzfass vergoren. Zeigt eine schöne Balance zwischen weinigem Charakter vom Riesling, tiefer Struktur und Frische. Begleitet feine Vorspeisen wie Terrinen mit Fisch und/oder Gemüse. Um 17 Euro.
2017 Sauvignon blanc brut, Motzenbäcker
Marie Menger-Krug produziert diesen Sekt nach der seltenen „Méthode rural“, dem wohl ursprünglichsten Herstellungsverfahren für Schaumwein. Bei ihr kommt kein fertiger Grundwein nebst Zucker und Hefe in die Flasche, sondern der angegorene (Bio-) Most, der in der Flasche fertig gärt. Das Ergebnis ist ein einladender, cremiger Schaumwein mit Frucht, Würze und einem unverschämten Trinkfluss. Um 30 Euro.
Das Etikett erklärt es: Die Grundweine, Pinot Noir und Chardonnay, für diesen biodynamisch an- und ausgebauten Sekt stammen aus zwei Jahrgängen, der Most des jüngsten brachte den natürlichen Zucker für die Flaschengärung mitbrachte. „Außer Trauben ist nichts in der Flasche“, erklärt Sven Leiner, nicht mal eine kleine Dosis Schwefel. Entsprechend puristisch präsentiert sich auch der Sekt: Schlank, straff, mineralisch-würzig mit vitaler Säure. Passt zu würzigen Vorspeisen wie Leberterrine. Um 25 Euro.