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Penfolds-Parade in Berlin: viel Alkohol, aber sonst ganz easy

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Penfolds Grange Tasting in Berlin
Penfolds Grange Tasting in Berlin

Weine aus Australien sind nicht gerade Renner in deutschen Weinregalen. Zu schwer, zu alkoholreich sind sie für den Geschmack vieler Deutscher. Einige auf Alkoholgrade besonders fixierte Experten sprechen sogar von „Monsterweinen“. Bei den Einkäufern der großen Weinhandelsketten scheint das Argument zu verfangen. Sie fürchten die Wucht dieser Weine und fürchten, dass auch viele Konsumenten sich nicht trauen, zu so einem Kaliber zu greifen. Ganz falsch, glaube ich. Aber Angst-Realität und Erlebens-Realität sind nicht immer kongruent. Jedenfalls sagt die deutsche Importstatistik, dass auf eine Flasche australischen „Monsterweins“ im Regal 12 Flaschen Wein aus Italien kommen, 7 aus Frankreich und 5 aus Spanien.

All das fiel mir ein, als ich vor ein paar Monaten in der Cordobar in Berlin saß und 20 dieser „Monsterweine“ vor mir hatte. Die australische Kellerei Penfolds hatte ein paar Journalisten eingeladen, um ihre besten und teuersten Rotweine vorzustellen. Das sind neben dem berühmten Grange ein gutes halbes Dutzend hochklassiger BIN-Weine aus den Sorten Shiraz und Cabernet Sauvignon, der preiswerteste knapp 30 Euro, der teuerste knapp 300 Euro. Und keiner unter 14 Vol.% Alkohol.

Der Alkohol ist das Unwichtigste am Wein

Peter Gago

Aber danach fragte niemand in der Runde. Warum nicht? Weil der Alkohol das Unwichtigste an diesen Weinen ist. Peter Gago, Penfolds chief winemaker, sagte: „Das Wichtigste am Wein ist die richtige Balance.“ Das klingt nach Worthülse, ist aber die unspektakuläre Wahrheit. Die hohen Extrakte, bedingt durch die späte Lese, bilden ein Gegengewicht zum Alkohol. Das kräftige Tannin hält den Wein zusammen. Die (für Rotweine bemerkenswert hohe) Säure sorgt dafür, dass sie trotz ihrer Schwere nicht dick und behäbig sind. Resultat: Man schmeckt die 14,5 Vol.% nicht, die auf dem Etikett stehen.

Penfolds ist ein gewichtiger Name der australischen Weinindustrie. Viele Millionen Flaschen verlassen jedes Jahr den Keller im südaustralischen Barossa Valley. Wer meint, nur kleine Winzer können gut Weine erzeugen, dem hätte ich gewünscht, an der Probe teilzunehmen. Peter Gago versteht es wirklich meisterlich, Schwere in Eleganz zu übersetzen. Seine Weine trinken sich fast so easy wie Terrassenweine. Sie sind komplex, aber gradlinig, opulent, aber nicht erschlagend, süßfruchtig und reif, aber frisch.

Alkohol-ängstliche Menschen ahnen nicht, wie große Rotweine schmecken

Barossa Valley

Der zweite Gedanke, der mir durch den Kopf ging: Es gibt Konsumenten, die rühren Weine mit 14 Vol.% grundsätzlich nicht an. Okay. Diese Menschen ahnen nicht, wie ein großer Rotwein schmecken kann. Das gilt nicht nur für Weine aus Downunder, sondern auch für große Pomerols, Barolos, viele spanische Gran Reservas und kalifornische Cabernet Sauvignons. Komplexität und Fülle ist immer an hohe Reife gebunden, und hohe Reife der Trauben geht stets einher mit hohen Alkoholgehalten. Wer fordert, die Alkoholgehalt zu senken und gleichzeitig erwartet, dass die Qualität auf gleich hohem Niveau bleibt, redet Blödsinn. Im Übrigen kann man sich leicht ausrechnen, dass drei Glas eines leichten Zechweins mit 11 Vol.% der Leber letztlich mehr Alkohol zuführen als zwei Glas eines Weins mit 14 Vol.%.

Penfolds Stil: die makellose Sauberkeit

Alte Shiraz-Rebe

Zurück zu Penfolds und der Cordobar. Peter Gago ließ uns zunächst acht der besten Rotweine aus dem Penfolds-Sortiment probieren. Alle hochkonzentriert, vielschichtig, elegant und von makelloser Sauberkeit – eben Penfolds-Stil. Man könnte bemängeln, dass den Weinen manchmal Ecken und Kanten fehlten. Dass es ihnen an Zwischentönen mangelte. Dass sie zu technisch sind. Aber das wäre Kritik auf sehr hohem Niveau. Die Penfolds-Philosophie ist nun einmal darauf ausgerichtet, Spitzenweine verstehbar zu machen, und zwar für den wohlhabenden Chinesen ebenso wie für den texanischen Ölmillionär. Und natürlich auch für deutsche Regierungsräte, Abteilungsleiter, Zahnärzte, Uni-Professoren und sonstige Edelweinschlucker, bei denen eine gewisse Liquidität vorausgesetzt werden kann. Bei den Preisen im Luxus-Sement hat Penfolds Burgund-Niveau erreicht.

Grundlage schaffen für die Grange-Vertikale

Nach acht Weinen war Pause. Cordobar-Küchenchef Lukas Mraz servierte leckere Blutwurstpizza mit Rote Bete und andere Magen-Trazerl. Es galt, eine Grundlage zu schaffen für den eigentlichen Höhepunkt des Nachmittags, eine Vertikale mit 12 Jahrgängen Grange, des großen Shiraz-Weins von Penfolds. Einen Grange spuckt man nicht, sondern schluckt ihn, egal ob er 14 oder 14,9 Vol.% Alkohol hat. Davon später in einem separaten Bericht auf weinkenner.de. Nur so viel vorweg: Ich habe keinen Kollegen gesehen, der schwankte, als er am Ende das Lokal verließ.

 


Die Weine


2012 BIN 28 Kalimna Shiraz | Penfolds
Der preiswerteste aller Top-Weine von Penfolds, ein multi-regional blend aus zugekauften Trauben, 100% Shiraz, gereift 13 Monate in Hogsheads (400 Liter) aus amerikanischer Eiche: stark fruchtbetonter Wein mit viel Fruchtsüße und einer kräftigen Prise schwarzem Pfeffer, weiches Tannin, trotz 14,5 Vol.% ein Wein zum Enspannt-Genießen.
Bewertung: 90 Punkte
Preis: ca. 29 Euro


2012 BIN 150 Marananga Shiraz | Penfolds
Ein relativ neuer BIN-Wein von Penfolds, gewachsen im Barossa Valley, daher opulenter, wuchtiger, voller als der Kalimna-Shiraz (außerdem nicht nur in amerikanischer, sondern auch französischer Eiche ausgebaut), auch offener mit der für Barossa so typischen Wacholder- und Pflaumennote –  doppelt so gut wie der Kalimna und mein personal retreat (14,5 Vol.%).
Bewertung: 93 Punkte
Preis: ca. 70 Euro


2012 BIN 407 Cabernet Sauvignon | Penfolds
Penfolds „einfachster“ Top-Cabernet Sauvignon ist eine Bombe: ein muskulöser Rotwein aus verschiedenen Weinanbaugebieten Süd-Australiens und vom Margaret River mit Massen von Tannin, noch wenig Frucht, dagegen viel Eukalyptus- und Kräuterwürze, derzeit sehr verschlossen, doch die schwarzen Johannisbeeren und Maulbeeren warten schon im Hintergrund (14,9 Vol.%). Etwas anstrengend im Moment.
Bewertung: 90 Punkte
Preis: ca. 59 Euro


2012 BIN 389 Cabernet Shiraz | Penfolds
Oft fälschlich als der „Grange für arme Leute“ beschrieben: Erstens besteht er aus 54 % Cabernet Sauvignon und nur 46% Shiraz (im Gegensatz zum Grange). Zweitens ist meine Vorstellung von armen Leuten eine etwas andere. Sei’s drum: ein geschliffener, hochkomplexer Klassiker mit viel Pfefferminz-Noten im Bouquet und herrlich fruchtig-ledrigem Aromenspiel. Noch sehr jung, aber enorm alterungsbeständig (14,3 Vol.%).
Bewertung: 91 Punkte
Preis: ca. 60 Euro


2011 St. Henri Shiraz | Penfolds
Ein multi district blend der anderen Art: weniger massiv, dafür zartfruchtig, feinwürzig, ohne Eukalyptus-Noten und ohne vanillig-süßes Holznoten, dafür mit viel strammem Traubentannin, das den Wein derzeit fest im Griff hat (Ausbau: altes Holzfass). Die Trauben kommen übrigens aus dem McLaren Vale, Barossa und den Adelaide Hills. Nicht der typische Neue Welt-Stil – vielleicht deshalb ein faszinierender Wein.
Bewertung: 93 Punkte
Preis: ca. 100 Euro


2012 Magill Estate Shiraz | Penfolds
Ein Terroir-Wein aus einer 5,2 Hektar kleinen Monopollage in den kühlen Adelaide Hllls, ganz nach französischem Vorbild erzeugt, also Handlese, Vergärung in offenen Holzfermentern und die Maische sanft ausgepresst in einer alten Korbpresse. Resultat: ein gewaltiger Wein mit riesiger Struktur, aber weniger fruit driven und mit ganz anderer Textur als die BIN-Weine: körniges Tannin, dabei viel erdige und Graphit-Noten, zupackend.
Bewertung: 94 Punkte
Preis: ca. 160 Euro


2012 RWT Barossa Valley Shiraz | Penfolds
Ein grandioser, vom Grange nicht so furchtbar weit entfernter Barossa-Shiraz mit sehr komprimiertem Pflaumen-, Heidelbeer-, Kandisaroma, feinen Texturen und überraschend hoher Säure (14,5 Vol.%). Großes Kino!
Bewertung: 95 Punkte
Preis: 80 bis 160 Euro


2012 BIN 707 Cabernet Sauvignon | Penfolds
Ein legendärer Wein und Penfolds bester Cabernet Sauvignon: Farbe undurchdringlich mit violettem Schimmer, im Bouquet reife schwarze Johhanisbeeren, Eukalyptus, Kaffeebohnen, ein Hauch von Schokolade, dazu der Duft von edlen Hölzern (14 Monate in französischer Eiche) – der Mouton-Rothschild Australiens. Die Trauben kommen aus allen wichtigen Anbaugebieten Südaustraliens: von Coonawarra bis Clare.
Bewertung: 96 Punkte
Preis: 170 bis 300 Euro


Bezug: www.koelner-weinkeller.de, www.weinseller.de, www.shiraz-und-co.de, www.vineshop24.de, www.vinexus.de, www.hawesko.de, www.weinexpress.de, www.weinwelt.at u.a.


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