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Pazo das Bruxas: Torres neuer Albariño – gnadenloses Mittelmaß

Nach Priorato, Rioja, Ribera del Duero und drei anderen Gebieten ist die spanische Großkellerei Torres auf ihrem Expansionskurs nun in Rias Baixas angekommen. Der erste Weißwein von dort ist allerdings ziemlich brav.

Torres neuer Albariño
Torres neuer Albariño

Ein Global Player ist die spanische Großkellerei Torres schon lange. In Chile und Kalifornien ist das Familienweingut schon seit Jahrzehnten ansässig, in Argentinien seit ein paar Jahren. Doch die eigentliche Expansion findet in Spanien statt, wo Torres neben dem Penedès, seiner Heimatregion, inzwischen in sechs verschiedenen D.O.’s präsent ist: Rioja, Ribera del Duero, Priorato, Catalunya, Rueda. Und jetzt auch in Galicien. In Rias Baixas, Spaniens wohl wichtigster Weißwein-Region, erzeugt Torres einen reinsortigen Albariño.

Gnadenloses Mittelmaß

Der erste Jahrgang 2012 ist gerade auf den Markt gekommen. Er heißt Pazo das Bruxas und ist ein Wein ohne Fehl und Tadel: sauber, saftig, frisch mit reifen Apfel- und einigen würzigen Kräuternoten im Hintergrund, ausgewogen und harmonisch, mittlere Länge. Aber dieser Pazo das Bruxas ist auch ein Wein ohne jede Höhepunkte. Er sticht nur durch önologische Routine hervor und den Mangel an jedem weitergehenden Ehrgeiz. Von den Eigenarten und Feinheiten der Albariño-Traube, wie sie zum Beispiel die Weine von Pazo de Señorans, Santiago Ruiz, Forja del Salnes, Gerardo Mendez aufweisen, zeigt er wenig. Es fehlt ihm an Rasse, Spannung, Salzigkeit. Gnadenloses Mittelmaß also. Die Markteinführung dieses Weins, für den Miguel Torres Tochter Mireia verantwortlich ist, wird von einer großen Medienkampagne begleitet. Von „Premiumwein“ ist da die Rede und davon, dass Pazo das Bruxas übersetzt „Haus der Hexen“ heißt, was ein Omen sei. Doch dieser Wein hat weder mit Hexerei noch mit Magie etwas zu tun. Er ist brav durch und durch. Ein Mainstreamwein, prädestiniert, um bei Weinwettbewerben Gold- oder andere Medaillen einzuheimsen, aber nicht um anspruchsvollere Zungen zufrieden zu stellen.

Keine Wein-Ikone

Albariño-Traube
Albariño-Traube

Freilich muss gesagt werden, dass der Pazo das Bruxas mit knapp 11 Euro auch nicht als Hochgewächs ausgepreist ist. Die Erwartungen dürfen also nicht zu hoch geschraubt werden. Dennoch beschleicht einen bei diesem Wein das Gefühl, dass das Tempo der Expansion Torres’ dem Anspruchsdenken dieses Hauses nicht ganz gerecht wird. Erst kürzlich habe ich wieder einen älteren Mas La Plana getrunken, Torres reinrassigen Cabernet Sauvignon aus dem Penedès – ein großer Wein. Gleiches gilt, finde ich, für den Gran Coronas, eine Cuvèe von Cabernet Sauvignon und Tempranillo, ebenfalls aus dem Penedès. Beide Weine sind Ikonen, ebenso wie die Weine der Boutique-Bodega Jean Leon aus dem Penedès, mit der Torres seit 1995 über ein Joint Venture verbunden ist. Der Pazo das Bruxas ist von einer Ikone weit entfernt.

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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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