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Paula Bosch, das Rotweinbuch und der Clos Fontà

Paula Bosch hat nicht nur 20 Jahre lang die Gäste des Münchener Restaurants Tantris beraten und bedient. Sie ist auch gereist. Sie hat Weingüter in allen wichtigen Ländern besucht und Beziehungen zu zahlreichen Winzern und Weinmachern geknüpft. In ihrem neuen Buch „Rotwein“ porträtiert sie 30 europäische Weingüter, die ihr besonders viel bedeuten und deren Rotweine, wie sie sagt, „nicht nur gut schmecken, sondern das Gemüt beflügeln, das Herz bewegen und das Blut in unseren Adern besser fließen lassen“. Zum Beispiel den Clos Fontà aus dem spanischen Weingut Mas d’en Gil im Priorat. Hier das Kapitel über diesen Wein aus dem Priorat:

Der Aufstieg des Priorat

„Katalonien ist mit seiner einzigartigen Weinregion Priorat das Anbaugebiet Spaniens, von dem mit Sicherheit gesagt werden kann, dass es vom Ende der achtziger Jahre in einem Jahrzehnt den Sprung von Null auf Hundert geschafft hat. Und das im Hinterland Barcelonas, in einem abgelegenen, nahezu aufgegebenen Dorf mit dem Namen Porrera. Die arme Bergregion, die durch die Landflucht ihrer Jugend in dieser Zeit auszusterben drohte, hatte weder kulturell noch wirtschaftlich ihrem Nachwuchs etwas zu bieten. Die Weinberge, die sich einem Amphitheater gleich um Porrera schmiegen, hatten nichts weiter als steinalte, bis zu hundertjährige Garnachareben und Cariñena-Stöcke. Ihre wenigen Trauben wurden von der örtlichen Genossenschaft lieblos verarbeitet. Die Arbeit der Winzer mit Mauleseln in den Steilterrassen unterschied sich nur wenig von jener in einem Steinbruch. Und weil die Mühen mit geringsten Preisen für die Trauben und keinerlei Anerkennung belohnt wurden, war ein Ende des Priorats in Sicht.

Wie die Weinregion gerettet wurde

Verhindert haben das in letzter Minute José Louis Pérez, der mit seinen Ideen Winzer wie René Barbier (Clos Mogador), Carles Pastrana (Clos de L’Obac) und später Daphne Glorian (Clos Erasmus) oder Alvaro Palacios (L’Ermita) infizierte, und der Folkloresänger Louis Llach, der aus Porrera kommt und mit seinen melancholischen, für Freiheit kämpfende Songs heute noch auf dem Musikmarkt gefragt ist. Mit einem Konzert, dessen Erlös der Sache diente, rüttelten sie die Bewohner Porreras wach. Sie verdoppelten Jahr für Jahr die Preise für die besten Traubenqualitäten, die in der ersten Zeit noch in der Genossenschaftskellerei verarbeitet wurden. Cims de Porrera 1996 war ihr erster Wein, er begeisterte die Weinwelt. Neugegründete Kellereien taten ihr Übriges zur Rettung einer ganzen Region.

Die Besonderheit des Priorato

Während meines Besuchs im Frühjahr 2013 wurde ich  von der Einmaligkeit und Qualität des Priorat erneut überzeugt. Der Wandel hat eine Dynamik in Gang gesetzt, die im Weinbau nicht hoch genug geschätzt werden kann. Der Erfolg ist aber kein Geheimnis, sondern vielmehr in den Böden und Terrassen der Region begründet. Kleinblättriger Schiefer, der sogenannte Llicorella, harte Brocken Granit und Quarz die metertief das Fundament der extrem steilen Terrassen bilden. Dazu kommen klimatologische Besonderheiten wie die speziellen Winde (Garbinada) vom Meer, die für eine gute Durchlüftung in den Rebzeilen sorgen. Das führt zu einem unverkennbaren Geschmacksbild, weswegen die ebenso guten wie raren und keineswegs billigen Weine die Kenner immer wieder überzeugen.

Das Weingut Mas d’en Gil

Weinberge von Mas d'en Gil
Weinberge von Mas d’en Gil

Ein gutes Beispiel dafür ist das Weingut Viticultors Mas d’en Gil mit seiner 300 jährigen Historie. Es liegt in Bellmunt auf einer Seehöhe von 300 Metern. In den 40 Hektar terrassierten Weinbergen sind alle günstigen Umstände für eine hervorragende Qualität der Trauben gegeben. Neben den Rebbergen für Garnacha Tinto, Cariñena, Syrah und Cabernet gibt es Kleinstmengen an Garnacha Blanca, Macabeu und Viognier, aus denen Weissweine erzeugt werden. Dazwischen pflegt man hier Plantagen von Oliven, viel Wald, Mandelbäume und Haselnusssträucher. Die Familie Rovira kaufte das Anwesen 1998, bepflanzte die Weinberge neu und renovierte Gebäude und Keller. Alles in kleinem Stil, schließlich handelt es sich um einen Familienbetrieb, der auch einer bleiben will. Neben Edelstahltanks stehen viele neue Holzbottiche und in den Reifekellern liegen etwa 250 neue Barriques, die dem Ausbau der besten Weine dienen.

Der Clos Fontà

Marta, Pere und Pilar Rovera
Marta, Pere und Pilar Rovera

Eine langjährige Equipe arbeitet im Weinberg und Keller mit großem Engagement. Marta Rovira, eine der Töchter, ist für das ganze Weingut verantwortlich und pflegt die Kontakte nach aussen. Wir haben uns schon vor Jahren im Tantris getroffen, wo ihre Weine auf der Karte standen. Mein Favorit war neben dem raren Weißwein Coma Blanca, der Queen des Hauses, schon immer der Clos Fontà – ein Blend aus 70 Prozent Garnacha und ein wenig Cariñena, Cabernet Sauvignon und Garnacha Poilu. Nach dem 14monatigen Ausbau in Barriques bester Herkunft reift er noch 36 Monate in der Flasche nach, bevor er den Hof des wunderschönen Herrenhauses verlässt. Bei meinem letzten Besuch habe ich den großen Jahrgang 2004 zusammen mit dem noch nicht ausgelieferten, aber ebenso großen Jahrgang 2010 probiert. Mama Rovira kochte dazu. Unvergesslich.“

Paula Bosch über den Wein

Clos Fontà
Clos Fontà

2004 Clos Fontà
Viticultors Mas d’en Gil
Bellmunt del Priorat

Tief rubinroter Glanz, reiches, sehr würziges, dunkelbeeriges Bouquet; die fruchtigen Komponenten sind Holundersaft, Cassis, Brombeer, dazu dunkler Tabak, Bitterschokolade, Thymian, Wacholder; am Gaumen wunderbar gereiftes Tannin, feiner Stoff, weiche Textur, saftiger Geschmack, der zum Weitertrinken animiert. Wer Zeit zum Dekantieren hat, sollte dies gut zwei bis drei Stunden vorher tun.
Bezug: www.eweinkaufen.de
Preis: € 49,50

Bezugsquellen für jüngere Jahrgänge von Clos Fontà: www.vinos.de, www.cielo-del-vino.de, www.die-weinquelle.de, www.belvini.de, www.hispavinus.de, www.fast-alles-ueber-wein.de


Das Buch

Das Rotweinbuch von Paula BoschPaula Bosch, Markus Metka
Rotwein. Eine Genussreise durch Europa
223 Seiten, 29,90 Euro
Christian Brandstätter Verlag
ISBN 978-3-85033-708-3

Das Buch enthält Portraits folgender Weingüter:
Frankreich: Chanson Père & Fils, Château Haut-Bailly, Château Monbrison, Domaine De La Vieille Julienne, La Pèira en Damaisèla, Vignobles Brumont
Italien: Argiolas,Capanna, Gulfi, Braida di Giacomo Bologna, Foradori, Pieropan
Kroatien: Bastijana, Boškinac
Österreich: Albert Gesellman, Kollwentz-Römerhof, Meinklang
Deutschland: Fritz Völker’sche Gutsverwaltung, Drautz-Able, Martin Wassmer
Portugal: A Vinhos, Quinta de Valle de Pios
Spanien: Contador, Enate, Lòpez de Heredia, Celler de Capçanes Monsant, Dominio do Bibei, Mas d’en Gil
Ungarn: Tiffán Ede Ès Zsolt Pincészete, Heumann

Zu jedem Portrait gibt es ausführliche Tipps zu Restaurants, Hotels und Sehenswürdigkeiten der jeweiligen Anbauregion. Der Wiener Gynäkologe und Anti-Ageing-Experte Markus Metka hat einen Essay über die Geschichte des Weins und dessen medizinische Bedeutung beigesteuert.


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