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Parkers neue Bewertung der 2012er Bordeaux

Kurz bevor die 2012er Bordeaux physisch auf den Markt kommen, hat der amerikanische Weinkritiker Robert Parker die Weine noch einmal 577 Weine verkostet und nachbewertet.  Die höchste Punktzahl erhielt diesmal der Wein von Haut-Brion (98 Punkte), der zugleich den größten Sprung nach oben machte im Vergleich zum Ranking von vor zwei Jahren (93-95), als Parker die Weine en primeur aus dem Faß verkostet hatte.

Ebenfalls aufgewertet wurden Pape Clément (von 92-95 auf 97), Hosanna (von 94-96 auf 97), Palmer (von 92-95 auf 96) und Margaux (von 92-94 auf 95). Einen noch mächtigeren Satz nach oben machten La Mission Haut-Brion (von 91-94 auf 97), Haut-Bailly (91-93 auf 96) und Péby-Faugères (von 92-94+ auf 96).

Die sensationellste Bewertung gab es für die kleine Pomerol-Domaine La Violette. Der Wein des Le Pin-Nachbars sprang von 91-93 auf 97.

Die hochfliegenden Erwartungen, die Parker vor zwei Jahren an die Weine von Pétrus (jetzt 96+), Ausone (jetzt 96+), Trotanoy (jetzt 96), L’Eglise Clinet (vorher 96-100, jetzt 96) verbunden hatte, erfüllten sich dagegen nicht. Diese Châteaux ordnen sich jetzt am unteren Ende der ursprünglichen Bewertungsspanne ein – oder verlieren sogar einen Punkt wie Mouton-Rothschild (94).

Parker ist zwar der Meinung, dass die 2012er Weine sich heute in der Regel besser präsentieren als damals aus dem Fass. Doch gilt das offenbar nur für die Weine aus Pomerol, aus Teilen St. Emilions und aus Pessac-Léognan. Dort sind, so glaubt er, die besten Qualitäten verortet: „Die Alkoholgehalte dort sind nicht weit weg von 2009 und 2010“, schreibt der Amerikaner in seinem neuesten Newsletter. „Allerdings ist die Säure niedrig und die Erträge waren die geringsten seit 1991. Beides zusammen hat zu einigen überraschend großen, reichen, konzentrierten Weinen geführt.“

Die Gewächse aus dem Médoc haben Parker dagegen eher desillusioniert: „Das Médoc ist ein Gemischtwarenladen mit einer Tendenz zu mageren, strengen Weinen mit adstringierenden Tanninen.“

Besonders schlecht plaziert haben sich ihm zufolge Deuxièmes wie Pichon Lalande (90), Langoa-Barton (89) und Raussan-Gassies (88+). Aber auch die Weine von Léoville Barton (92) und Beychevelle (92+) sind kein Ruhmesblatt. Die 91 Punkte, die Parker für Lafite-Rothschild übrig hat, sind schon fast das Todesurteil für einen Premier.

 

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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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