In einem langen Interview mit dem Londoner Weinbörsen-Portal Liv-Ex hat der amerikanische Weinkritiker Robert Parker Versäumnisse eingeräumt, was die Führung seiner Mitarbeiter angeht. „Mitarbeiter zu engagieren und führen, ist eine meiner Aufgaben, und ich bin sehr stolz auf die Leute, die wir jetzt haben. Aber ich bin noch ein Lernender, was die Supervision ihrer Arbeit und die Kommunikation angeht.“
Mit Blick auf den Skandal um seine Mitarbeiter Jay Miller und dessen spanischen „Türöffner“ Pancho Campo sagt Parker: „Du mußt mit deinen Briefings präzis sein, das ist eine Herausforderung für mich – ich nehme die Schuld auf mich für das, was mit Jay Miller und Pancho Campo in Spanien passiert ist. Zwar liegt der Schlußbericht unserer Anwälte noch nicht vor, aber mir ist schon jetzt klar, dass ich Jay Miller nicht so überprüft habe, wie ich es hätte tun müssen. Ich hätte sorgfältiger nachhaken müssen in Bezug auf das, was er in Spanien treibt, und ich hätte die Art, wie er vorging, kritischer hinterfragen müssen. Nichts war illegal, aber einige Dinge waren einfach…ich glaube es stimmt, wie man die Sache wahrgenommen hat.“
Bordeaux und Rhône seien nach wie vor seine Lieblingsweine, bekennt Parker. Allerdings beschäftige er sich derzeit lieber mit älteren als mit jüngeren Jahrgängen. Derzeit arbeite er daran, die 1995er und 1996er Bordeaux neu zu bewerten. Die 1996er „nähern sich langsam seinen Hoffnungen an“, während die 1995er nach wie vor „hart und streng“ seien. Positiv überrascht sei er von der Entwicklung der 2001er. Sie seien unterbewertet und würden sich jetzt herrlich trinken: „Die 2001er sind qualitativ dicht an den 2000ern dran, besonders in Graves und am rechten Ufer. Sie haben sich gut entwickelt, sind sehr duftig und sehr fein. Keine Blockbuster, aber reich. Außerdem preiswert…“
Außerhalb Frankreichs gefallen ihm vor allem die argentinischen Malbec. Außerdem spüre er „eine wachsende Begeisterung für das, was in Chile mit Sauvignon Blanc, Chardonnay und Pinot Noir passiert“. Im Mittelmeerraum sei Spanien „ein schlafender Riese“.
Parker wird dieses Jahr 65. Er werde es langsamer angehen lassen, kündigte er in dem Interview an, aber der Welt noch mindestens fünf Jahre erhalten bleiben. Als seinen Nachfolger hat er offenbar der Engländer Neal Martin im Visier, der in seinem Team vor allem für Bordeaux zuständig ist: „Aber ich habe ihm meinen Job nicht versprochen…“