Olympiade der Weingüter: Die 100 Besten nach dem Handelsblatt

Olympiade der Weingüter
Olympiade der Weingüter
Vor ein paar Wochen war es wieder soweit: Das Handelsblatt hat seine jährliche Liste der 100 besten deutschen Weingüter veröffentlicht. Ein paar spektakuläre Überraschungen hält sie bereit.

Das Han­dels­blatt hat wie­der sei­ne Lis­te der 100 bes­ten deut­schen Wein­gü­ter ver­öf­fent­licht – dies­mal übri­gens ohne die Schwei­zer Wein­fach­zeit­schrift VINUM, die sich aus dem Wett­be­werb zurück­ge­zo­gen hat. Die Jury um den alten Fah­rens­mann Pit Fal­ken­stein, den dienst­äl­tes­ten Wein­jour­na­lis­ten des Lan­des (des­sen Kolum­ne „Wein­ma­cher“ gera­de zum 680. Mal in der Düs­sel­dor­fer Wirt­schafts­zei­tung erschie­nen ist) wur­de des­halb um Caro Mau­rer erwei­tert, Deutsch­lands ers­tem weib­li­chen Mas­ter of Wine. Die Köl­ner Som­me­liè­re und Buch­au­to­rin Chris­ti­na Fischer und Gault Millau-Chefredakteur Joel Pay­ne kom­plet­tier­ten das Quartett.

Ob die Ände­run­gen in der Jury etwas damit zu tun haben oder nicht – es gibt Bewe­gung in dem Ran­king der Wein­ex­per­ten. Dabei sind die Zugän­ge dies­mal weni­ger spek­ta­ku­lär als die Abgän­ge. Begrün­dun­gen und Erklä­run­gen ver­knei­fen sich die Wein­ex­per­ten. Es gibt also Stoff für Dis­kus­sio­nen. Lesen Sie selbst, was sich in den ein­zel­nen Wein­an­bau­ge­bie­ten getan und ver­scho­ben hat.

Ahr

An der Ahr ist das Wein­gut Burg­gar­ten in den erlauch­ten Kreis der Bes­ten gesto­ßen. Sei­ne tro­cke­nen Spät­bur­gun­der aus der Steil­la­ge Burg­gar­ten haben die Tes­ter nach­hal­tig über­zeugt. Und: Der Deut­zer­hof ist drin geblei­ben. Nach dem Tod des Inha­bers Wolf­gang Heh­le war gemut­maßt wor­den, das Gut wer­de sein Niveau nicht hal­ten. Falsch. Die neu­en Wei­ne lagen in der Gunst der Juro­ren sogar ganz vorne.


Ahr

Deut­zer­hof
H.J. Kreuzberg
J.J. Adeneuer
Jean Stodden
Meyer-Näkel
Burg­gar­ten NEU
Nelles

Franken

Am meis­ten Bewe­gung ist im klei­nen Anbau­ge­biet Fran­ken zu ver­zeich­nen. Dort wur­den – gera­de­zu sen­sa­tio­nell – mit dem jun­gen Paul Welt­ner und dem wie­der erstark­ten Bür­ger­spi­tal gleich zwei Güter neu auf­ge­nom­men. Die Silvaner-Offensive trägt ers­te Früch­te. Das Juli­us­spi­tal, das zwi­schen­zeit­lich mal schwä­chel­te, hat sich klar behaup­tet. Und ein paar wei­te­re Güter ste­hen bereit für den Sprung in den Wein-Olymp.


Franken

Bür­ger­spi­tal NEU
Juliusspital
Horst Sauer
Rai­ner Sauer
Rudolf Fürst
Paul Welt­ner NEU
Hans Wirsching


Mittelrhein und Rheingau

Am Mit­tel­rhein bleibt alles beim Alten. Im Rhein­gau ist Peter Jakob Kühn auf­ge­stie­gen, was eigent­lich schon vor zwei, drei Jah­ren ange­bracht gewe­sen wäre. In Ungna­de gefal­len ist dage­gen Graf Schön­born, ver­mut­lich mehr wegen sei­ner Wein­be­trü­ge­rei­en als wegen der Qua­li­tät der Wei­ne. Ein kon­se­quen­te­res Aus­sie­ben wäre ange­bracht gewe­sen. In der Handelsblatt-Liste befin­det sich der eine oder ande­re Betrieb unter den Top 100, der schon längst nicht mehr über Mit­tel­maß hin­aus­kommt. Über H. J. Becker, gibt das Quar­tett zu, sei lan­ge dis­ku­tiert wor­den. Am Ende habe man den Eigen­bröt­ler aus Wal­luf in der Lis­te belassen.


Mittelrhein

Mat­thi­as Müller
Ratzenberger
Toni Jost Hahnenhof
Weingart

Rheingau

August Kes­se­ler
Franz Künstler
Georg Breuer
Graf von Kanitz
J.B. Becker
Johan­nis­hof Eser
Josef Leitz
Josef Spreitzer
Prinz
Peter-Jakob Kühn NEU
Robert Weil
Schloss Johannisberg
Schloss Vollrads
Wein­gü­ter Wegeler


Mosel und Nahe

An der Mosel sind dies­mal Rein­hard und Bea­te Kne­bel sowie Dr. Weins-Prüm durch das Ras­ter gefal­len. Ver­mut­lich wird wenig Pro­test dage­gen ange­mel­det wer­den, solan­ge ein Wein­gut wie Zil­li­ken außen vor bleibt. Der Saar-Winzer hat es bei den Handelsblatt-Juroren offen­bar schwer, sich ins rech­te Licht zu set­zen. Auch von Othe­gra­ven ist nach Ansicht des Experten-Quartetts noch nicht ganz reif für die Top 100, obwohl die FAZ im letz­ten Jahr sein Gro­ßes Gewächs vom Alten­berg als den bes­ten tro­cke­nen Wein in Deutsch­land bezeich­net hat­te. An der Nahe hat es Göt­tel­mann und Kor­ell Joh­han­nes­hof getrof­fen. Man fragt sich, wie­so die­se bei­den Güter den Sprung in den Olymp über­haupt geschafft hatten.


Mosel

C. von Schubert
Bern­hard Kirsten
Cle­mens Busch
Clüsserath-Weiler
Dr. Loosen
Egon Müller-Scharzhof
Fritz Haag
Grans-Fassian
Heymann-Löwenstein
Joh. Jos. Prüm
Kees-Kieren
Mar­kus Molitor
Mönchhof-Christoffel
Rein­hold Haart
Sankt Urbans-Hof
Schloss Lieser
Schloss Saarstein
Selbach-Oster
van Volxem
Vollenweider
von Hövel
Wil­li Schaefer

Nahe

Dr. Cru­si­us
Emrich-Schönleber
Her­mann Dönnhoff
Schloss­gut Diel
Schäfer-Fröhlich
Gut Hermannsberg


Pfalz

Die Ent­schei­dung der Handelsblatt-Jury zur Pfalz dürf­ten hef­ti­ge Dis­kus­sio­nen aus­lö­sen, wenn nicht gar Kopf­schüt­teln. Kein neu­er Betrieb hat Ein­gang in die Lis­te gefun­den, was ver­tret­bar wäre, wenn kei­ne renom­mier­ten Betrie­be feh­len wür­den. Tat­säch­lich aber feh­len drei. Zunächst Christ­mann, dem eigent­lich nicht nach­ge­sagt wer­den kann, dass er mit­tel­mä­ßi­ge oder span­nungs­ar­me Wei­ne erzeugt. Schwe­rer noch wiegt, dass Fritz Becker und Bassermann-Jordan kei­ne Gna­de vor den Augen der Exper­ten gefun­den haben. Aus­ge­rech­net Bassermann-Jordan, das in 2012 eine gran­dio­se Kol­lek­ti­on abge­lie­fert hat. Und Becker, der zumin­dest im Spätburgunder-Bereich Maß­stä­be gesetzt hat und setzt. An bei­der Leis­tun­gen kom­men ein hal­bes Dut­zend Güter, die in der Lis­te sind, nicht her­an. Dass Münz­berg her­aus­ge­fal­len ist, kann man dage­gen verschmerzen.


Pfalz

A. Christ­mann
Dr. Bürklin-Wolf
Dr.Wehrheim
Fau­bel Ullrichshof
Fuhrmann-Eymael
Georg Mosbacher
Knipser
Öko­no­mie­rat Rebholz
Kranz
Müller-Catoir
Phil­ipp Kuhn
Rings
Siegrist
Theo Minges
von Winning


Rheinhessen

Auch in Rhein­hes­sen ist alles beim Alten geblie­ben. Obwohl in dem größ­ten deut­schen Anbau­ge­biet vie­les in Bewe­gung ist, ist die Spit­ze rela­tiv schmal. Wein­gü­ter wie Drei­ßig­acker und Win­ter, die vor fünf Jah­ren noch in der zwei­ten Rei­he stan­den, haben sich ganz oben fest­set­zen kön­nen. Sicher, man könn­te fra­gen, ob nicht auch der Win­zer­hof Thör­le in die ers­te Rei­he gehört, der im letz­ten Jahr mit sei­nem Spät­bur­gun­der einen sen­sa­tio­nel­len Erfolg in Lon­don fei­ern konn­te. Oder das Sekt­haus Raum­land. Oder Gutz­ler. Oder Gun­der­loch. Die Jury hat sicher dar­über nach­ge­dacht – und sich am Ende dage­gen ent­schie­den. Punkt.


Rheinhessen

Battenfeld-Spanier
Bischel
Dreißigacker
Keller
Kühling-Gillot
Wagner-Stempel
Winter
Wittmann


Sachsen und Saale-Unstrut

In Sach­sen hält Klaus Zim­mer­ling das Fähn­lein der Tüch­ti­gen hoch, nach­dem Schloss Pro­schwitz merk­lich nach­ge­las­sen hat. Im Bereich Saale-Unstrut, der bis­lang leer aus­ge­gan­gen war, wur­de jetzt Ber­nard Pawis für sei­ne unglaub­li­che Auf­bau­leis­tung nach der Wen­de belohnt. Die ers­ten Wei­ne ver­gor er man­gels Gär­ge­fäss noch in Glas­bal­lons. Heu­te resi­diert er auf einer Rit­ter­burg mit voll ein­ge­rich­te­tem Kel­ler. Sei­ne tro­cke­nen Sil­va­ner, Weiß­bur­gun­der und Ries­lin­ge sind in Ost­deutsch­land Legende.


Sachsen

Klaus Zim­mer­ling

Saale-Unstrut

Pawis NEU


Baden und Württemberg

In Baden wur­de – längst über­fäl­lig – das Wein­gut von Hans-Peter Zier­ei­sen in die Bes­ten­lis­te auf­ge­nom­men. Er pro­du­ziert eini­ge der Top-Spätburgunder Deutsch­lands. Ber­cher, im letz­ten Jahr neu dazu gesto­ßen, konn­te sei­ne Stel­lung hal­ten, der Frei­herr von Glei­chen­stein nicht. Er muss­te wie­der ins zwei­te Glied zurück­tre­ten. Die Jury wird ihre Grün­de gehabt haben. In Würt­tem­berg bleibt alles beim Alten. Die Wei­ne von Graf Neip­perg, Wöhr­wag, Drautz-Able und Graf Adel­mann konn­ten die Juro­ren ncht so begeis­tern, dass es zu einer Auf­nah­me gereicht hätte.


Baden

Andre­as Laible
Bercher
Bern­hard Huber
Dr. Heger
Josef Michel
Rein­hold und Cor­ne­lia Schneider
Salwey
Seeger
Ziereisen

Württemberg

Ernst Daut­el
Ger­hard Aldinger
J. Ellwanger
Karl Haidle
Rai­ner Schnaitmann


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