Mittwoch, Dezember 11, 2024
1.1 C
München
spot_img

O Rosal von Terras Gauda: Rias Baixas für Rieslingmüde

Wer irgendwann der Riesling, Weißburgunder, Silvaner & Co. müde ist und seinen Gaumen neu kalibrieren will, hat es nicht leicht. Zwar sind die Regale der Weinhändler und die Kataloge der Versandhändler voll von Weißweinen, die höchsten Genuss versprechen. Aber die wenigsten halten, was versprochen wird. Die meisten sind Trinklimonaden, bieder in der Machart, beliebig im Geschmack. Das liegt daran, dass es in Europa zwar viele Orte gibt, an denen weiße Reben wachsen, aber nur wenige, an denen sie interessante Weine hervorbringen.

Weißwein gedeiht am besten in kühlen Gegenden. Alles, was um den 50. Breitengrad liegt, hat einen Vorteil: Deutschland, Champagne, Chablis zum Beispiel. Aber natürlich gibt es auch andere Weißweinnischen in Europa. Niederösterreich und die Steiermark zum Beispiel, das Elsaß und Südtirol.

Cool Spot Rias Baixas

Die galizische Atlantikküste
Die galizische Atlantikküste

Auch die spanische Appellation Rias Baixas ist so eine Nische. Sie liegt an der galizischen Küste um die Hafenstadt Vigo herum. Der kühle Atlantik und die frischen Winde, die vom Meer her wehen, machen diese Gegend zu einem cool spot, obwohl sie weit südlich liegt, um den 42 Breitengrad herum.

Aus dieser Gegend kommt der Tropfen, der Weintrinker mit ersten Anzeichen von Rieslingmüdigkeit wieder wach machen könnte: ein frischer, aber gehaltvoller Weißwein mit schöner Säure und ganz eigener Aromatik. Wollte man das Aroma beschreiben, müsste man sagen: mild-würzig mit einem Bouquet von Äpfeln, Grapefruit, Zitronengras und einer Prise Seeluft: leicht salzig, so wie Seetang und eine geöffnete Auster riechen. Auf keinen Fall sind die Weine so blumig wie ein Riesling, schon gar nicht so buttrig wie ein Chardonnay, und auch nicht so schotig wie ein Sauvignon.

Auch zu Scampis und Hähnchenbrust vom Grill

Bodegas Terras Gauda
Bodegas Terras Gauda

Jedenfalls gilt diese Beschreibung für den O Rosal aus den Bodegas Terras Gauda. Er ist nur einer von einem guten Dutzend Rias Baixas-Weinen, die in Deutschland angeboten werden, aber ein recht guter und – wichtiger noch – ein äußerst charakvoller. Kein Terrassenwein im herkömmlichen Sinne. Aber man kann ihn an diesen warmen Sommertagen auch kommod auf der Terrasse oder im Garten trinken, so ein solcher vorhanden ist. Dazu eine galizische Empanada zu reichen, gefüllt mit Fisch und Meeresfrüchten, wäre nicht schlecht, ist aber keineswegs zwingend.

In den heißen Fußballnächten schmeckt der Wein ebenso gut, wenn Scampis oder Hähnchenbrust auf dem Grill liegen. Möglichen Einwänden von Seiten der Fußballfans sei entgegnet: Spanien ist nur im Fußball ein Gegner, nicht am Tisch. Sonst dürfte man sich vor dem Italien-Spiel auch keine Pizza reinschieben und müsste seine Armani-Jeans ausziehen.

Beste spanische Weißwein-Appellation

Das Weinanbaugebiet Rias Baixas
Das Weinanbaugebiet Rias Baixas

O Rosal ist der Name eines Tals im Süden des Anbaugebiets von Rias Baixas, der besten spanischen Weißwein-Appellation. Dort, nahe zur Grenze zu Portugal,  wachsen die Reben für diesen Lagenwein. Er wird spontan vergoren (mit vorgeschalteter Kaltmazeration) und ist zu 70 Prozent aus der Sorte Albarinho gekeltert, der typischen Rias Baixas-Traube. Dazu kommt ein wenig Caiño Blanco und Loureiro, ebenfalls zwei autochthone Sorten von der galizischen Küste (Sorten, die man übrigens auch im portugiesischen Vinho Verde wiederfinden kann).

Im Valle O Rosal ist es etwas wärmer als im Norden von Rias Baixas, weshalb dieser Wein auch etwas „tropischer“ im Geschmack ist als ein normaler Albariño.

Terras Gauda ist ein großes Weingut. Es umfasst 60 Hektar im Mündungsgebiets des Rio Miño und wurde 1988 von einer Handvoll Investoren gegründet (das Konsortium besitzt auch Weingüter in Bierzo und Ribera del Duero). Die Stärke von Terras Gauda sind die guten Lagen, das planvolle Weinbergsmanagement und die sichere önologische Hand. Das Weingut erzeugt vier verschiedene Rias Baixas-Weine:

 

- Anzeige -spot_img
- Anzeige -spot_img

Autor

Jens Priewe
Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

Must know

- Anzeige -spot_img

Ähnliche Artikel

- Anzeige -spot_img