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Nik Weis / St. Urbans-Hof: Parade-Rieslinge von alten Reben

Der St. Urbans-Hof ist, anders als der Name vermuten lassen würde, kein wirklich altes Weingut. Im Jahr 1947 gründete Nicolaus Weis den Betrieb in Leiwen an der Mosel, gemeinsam mit einer bis heute bedeutsamen Rebschule. Doch wenn auch das Gut nicht auf einer langen Geschichte Aufbaut, so auf Weinbergen mit alten Rebstöcken ­– 60 Jahre im Schnitt, was für den Wein am Ende viel wichtiger ist.

Deutlich über 100 Jahre haben die ältesten Saar-Rebstöcke des St. Urbans-Hof auf dem Buckel, bis zu 80 Jahre sind es an den steilen Moselweinbergen. Weis rodet nie ganze Zeilen oder gar Parzellen, sondern lässt nur kranke bzw. abgestorbene Stöcke ersetzen. So entsteht auf 45 Hektar Weinbergen an Mittelmosel und Saar eine Mischung von Alter und Genetik, die dem Wein zusätzlichen Facettenreichtum beschert, wie Weis überzeugt ist. Er nennt diese permanente behutsame Auffrischung „ewigen Weinbau.“

Die Reben auf den flacheren Parzellen um das Gut in Leiwen wurden vom Gründer gepflanzt, dessen Enkel Nik Weis seit bald 25 Jahren das Gut, mit Leidenschaft und Qualitätsstreben führt. Als er übernahm, waren steile Lagen und Alter von Rebstöcken nicht die  gesuchten Voraussetzungen in der Region. Sie bedeuten niedrige Erträge und viel Handarbeit, beides war in den 1990ern noch nicht wieder das Maß der Dinge.

Doch der studierte Winzer setzt sich ein Ziel, hielt und hält eisern daran fest: charaktervolle Rieslinge zu erzeugen, die das Potenzial der Schieferböden und des Klimas an Mosel und Saar ausschöpfen. Nur vier Jahre nach der Betriebsübernahme wurde das Gut in den VDP aufgenommen, nationale und internationale Auszeichnungen ließen ebenfalls nicht lange auf sich warten.

Neben der individuellen Pflege und Erhalt der Weinberge, setzt Weis auf eine traditionelle Kellerarbeit. Alle Weine vergären überwiegend in Fudern, großen Eichenfässern mit 1000 Litern Volumen, ausschließlich mit weinbergs- und kellereigenen Hefen, „Reinzuchthefen verwischen die Aromen und machen glatte, saubere Weine“, ist Weis überzeugt. „Ich aber will Natürlichkeit statt Perfektion, Komplexität statt Uniformität.“ Das stimmige Sortiment – vom federleichten Kabinett bis zum muskulös straffen großen Gewächs bestätigt diese Philosophie eindrucksvoll.

 

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Nik Weis / St. Urbans-Hof: Ausgewählte Weine

2020 Mosel Riesling trocken VDP.Gutswein

Von alten Reben, von denen die ältesten bereits von Betriebsgründer Nicolaus Weis rund um das Gut gepflanzt wurden – das Tor zu den St. Urbans-Hof-Weinen: Feine unaufdringliche Frucht (Pfirsich, Zitrus), beschwingt  und animierend. Ein vielseitiger Begleiter zu leichter Küche.

9,80 Euro

2020 Saar Riesling feinherb VDP.Gutswein

Die Saar-Variante des Türöffners. stammt ebenfalls von alten Reben. Diese stehen in  der Einzellage Wiltinger Schlangengraben, in der Schiefer und Flusssedimente aufeinandertreffen. Präsente Mineralik verbindet sich mit zart-fruchtiger Süße und einem einnehmenden Trinkfluss. Zu pikanter, leichter Asiaküche. 9,80 Euro

2020 Schiefer Riesling feinherb VDP.Gutswein

Für einen Gutswein eine echte Ansage. Er zeigt alles, was man von einem Riesling von Mosel und Saar erwarten darf: Frucht, Kräuterwürze, markante Mineralik und anhaltenden Geschmack. Begleitet Pasta ebenso wie Fisch und Grillhühnchen.

11,60 Euro

2020 Wiltinger Alte Reben Riesling feinherb VDP.Ortswein

Bis auf das Jahr 1905 gehen die Riesling-Reben im Wiltinger Schlangengraben zurück, Teile der sind mit wurzelechten Stöcken bepflanzt.  Das Ergebnis ist ein charaktervoller Wein mit Kräuterwürze, Frucht und Tiefgang. Die Mineralik und eine zarte Restsüße komplettieren das Bild, das sich mit Flaschenreife noch verschönern wird.

15,80 Euro

2018 Leiwener Laurentiuslay Riesling VDP.Großes Gewächs

Die wärmste und renommierteste Lage von Leiwen. Auf steilen Terrassen wachsen hier die Trauben für eine ganze Palette von Riesling-Interpretationen: von Kabinett über fruchtsüße Auslesen bis zum kraftvollen Großen Gewächs. Das letztere zeigt hochkomplexe Aromatik, Kraft und Dichte. Sollte unbedingt noch reifen und wird dann ein würdiger Begleiter zu festlicher Küche wie Gänsebraten, geschmortem Rind oder Steinbutt in der Salzkruste.

45 Euro

2020 Piesporter Goldtröpfchen Riesling Kabinett VDP.Große Lage

Dieser Kabinett ist ein Wein, wie es ihn eben nur an der Mosel gibt. Voller Geschmack bei federleichten 7,5 Prozent Alkohol. Die vermeintliche hohe Restsüße ist bestens integriert. Beschwingt, animierend und besonders fein zu pikanter, leichter Asia-Küche.

16,80 Euro.

2019 Ockfener Bockstein Riesling Auslese VDP.Große Lage

Die Rieslingreben von Nik Weis stehen in historischen Filet-Parzellen dieser berühmten Lage. Mit seiner klaren Art und rauchigen Mineralik, mit der Verbindung von Dichte und Eleganz, macht der Wein bereits Freude, wird sich aber noch über Jahrzehnte weiterentwickeln. Ein Wein für besondere Momente, dann gerne zu charaktervollem Käse.

35 Euro (ab Herbst 2021).

Bezug unter: www.shop.nikweis.com

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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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