Start 1 Archiv Nicht billiger, sondern besser trinken: Colusto, ein neues Wein-Startup

Nicht billiger, sondern besser trinken: Colusto, ein neues Wein-Startup

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Das Prinzip ist einfach: Wer sechs Flaschen bei Colusto gestellt, bekommt vier. Aufgefüllt wird der Karton durch zwei höherwertigere, teurere Weine, ohne dass der Besteller dafür extra zahlen muss. „Statt mit Rabattaktionen oder Dumpingpreisen zu werben, locken wir die Kunden mit einem Wein-Upgrade zu uns“, erläutert der 25-jährige David Jeggle, der gerade seinen Informatik-Bachelor gemacht hat. „So erhalten sie die Möglichkeit, mal höherwertige Qualitäten zu probieren, ohne dafür zahlen zu müssen.“

„Man bekommt bei Colusto immer mehr, als man bezahlt“

Colusto – so heißt der Onlineshop, den er zusammen mit seinem Bruder Kai, 23, gegründet hat – ist geeignet, Bewegung in den Markt der biederen und notorisch geizigen Weintrinker in Deutschland zu bringen. Zwar ist das Angebot noch klein. Aber der Anreiz für Kunden ist groß, dort Wein zu bestellen. Wer zum Beispiel drei Flaschen des einfachen Merlots aus dem württembergischen Weingut Kuhnle zu 8,90 Euro bestellt, dem wird entweder eine Flasche Spätburgunder geliefert (regulärer Preis: 11,70 Euro) oder eine Flasche „Forstknecht Marz“ (16,70 Euro) oder sogar eine Flasche Cabernet Cuvée (regulärer Preis: 22,70 Euro) – zu demselben Preis wie der Merlot: „Man bekommt immer mehr, als man bezahlt hat.“

Chance auf 55-Euro-Wein für 10,90 Euro

Colusto-Weine

Und von den drei Flaschen Pinot Grigio (10,90 Euro) aus dem Südtiroler Weingut Kettmeir, die man ordert, wird eine ersetzt durch einen Sauvignon (13,90 Euro), einen Pinot Bianco (15 Euro) oder durch einen der besten Weißweine Italiens: dem Chardonnay von Ca’del Bosco (55 Euro). Welcher der drei Weine es schlussendlich wird, berechnet ein Algorithmus, den die Jeggle-Brüder entwickelt haben. Die Wahrscheinlichkeit, dass man den teuren Chardonnay erhält, beträgt 22 Prozent, dass es der Pinot Bianco wird, 44 Prozent.

Ein Onlineshop wie Colusto existiert bisher noch nicht in Deutschland. Hin und wieder gibt es Rabattaktionen nach dem Muster 10+2. Oder es werden billige Give Aways wie Korkenzieher, Weinglas oder Drop Stops einer Sendung beigelegt. Doch auf die Idee mit Wein-Upgrades ist noch kein Shop-Entwickler gekommen. Im Gegenteil: Um sich interessant zu machen, fällt den meisten Shop-Betreibern nur ein, ihre Weine 20 Cents billiger zu machen als die Konkurrenz. Trauriges Online-Deutschland.

Wein-Upgrading besser als Preis-Downgrading

Allerdings ist Colusto noch klein. Der Shop führt nur fünf Weingüter: neben Kuhnle und Kettmeir das Pfälzer Weingut Kore, Schloss Ortenberg aus Baden und das Rheingauer Sektgut Schloss Vaux. Aber schon für den nächsten Monat sind Erweiterungen geplant. Denn der Zulauf, den Colusto seit seiner Eröffnung verzeichnet hat, beweist, dass Wein-Upgrading besser funktioniert als das Preis-Downgrading. Die Neugierigen unter den Weintrinkern möchten einfach wissen, ob ein Wein, der mehr kostet, als sie normalerweise ausgeben, auch wirklich besser schmeckt. Die Geizigen nutzen die Chance, höhere Qualitäten für kleines Geld abzustauben. Bei der Bestellung von 12 Flaschen winken ihnen immerhin 4 Upgrade-Weine.

Zweiter Platz im Gründerwettbewerb GROW

Kai und David Jeggle

Die Jeggle-Brüder stammen aus dem schwäbischen Biberach. Wein war ihnen nicht direkt in die Wiege gelegt. Aber im Elternhaus wurde regelmäßig Wein getrunken. Später im Informatik-Studium bewegten sich die beiden in der Gründerszene. Irgendwann wuchs in ihnen die Idee, eine intelligente Version eines Onlineshops zu entwickeln – für Wein natürlich. Ein Shop, der funktioniert, ohne sich an den üblichen Rabattschlachten zu beteiligen. Außerdem sollen die Besucher nicht von blumigen Expertenurteilen und fragwürdigen Punktbewertungen erschlagen werden, sondern können für wenig Geld ihre eigenen Trinkerfahrungen machen. Bei dem studentischen Gründerwettbewerb GROW am Karlsruhe Institute of Technology hat Colusto gerade den 2. Platz belegt.

Ein weiterer Grund für den Erfolg ist die gut gemachte Colusto-Website. Die Besucher sehen sofort, welche Upgrade-Weine ihnen winken und wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass der Algorithmus den einen oder anderen auswählt. Alles ist transparent. Welchen Wein sie bekommen haben, erfahren die Besteller gleich, nachdem sie ihren Warenkorb geschlossen haben und zur Kasse gehen. Für die, die das System noch einmal genau erklärt haben wollen, haben die beiden schwäbischen Buben ein lustiges, anderthalbminütiges Erklärvideo zeichnen lassen, das letzte Zweifel beseitigt.

Das System ist genau durchkalkuliert

Colusto-Logo

Natürlich haben die zwei schwäbischen Cleverles ihr System genau durchkalkuliert. Ihre Weine werden zu Ab Hof-Preisen angeboten. Einen Teil der Mehrkosten für das Upgrading müssen die Weingüter tragen. Die Winzer hoffen, dass dem einen oder anderen Besteller die höherwertigen Qualitäten so gut schmecken, dass sie künftig  mehr Geld für Wein ausgeben. Ab nächsten Monat kann man auch die Upgrades direkt bei Colusto bestellen – dann allerdings zum regulären Preis.


Redaktionelle Anmerkung
Dieser Artikel ist aus rein journalistischem Interesse heraus veröffentlicht worden. Weder Weinkenner.de noch der Verfasser Jens Priewe sind an Colusto beteiligt. Beide haben keine Zahlungen für die Veröffentlichung erhalten. Sie sind auch nicht über Affiliates o. ä. an etwaigen Wein-Verkaufserlösen beteiligt.


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