Neverland Vineyards: Zwischen alten Rebschätzen und Burgunder-Innovation

Eingeschworene Gemeinschaft mit klarem Fokus: Sebastian, Julia und Marcel Class (© Neverland Vineyards)
Zwei junge Grenzgänger aus Rheinhessen machen vieles anders und das richtig gut. Ihre Weine verbinden Eigenwilligkeit und Trinkspaß.

Wer Sebas­ti­an und Mar­cel Class nur für Phan­tas­ten hält, wird den bei­den nicht gerecht. Zuge­ge­ben, sie haben ver­rück­te Ideen, aber die Ergeb­nis­se geben ihnen recht, die Class Brü­der sind auch in der Top-Gastronomie zu fin­den, sowohl bei Tim Raue (Ber­lin**) als auch bei Alfons Schuh­beck (Mün­chen).

Ver­rück­te Ideen? Ein Wein­gut in Rhein­hes­sen Never­land Viney­ards zu nen­nen bei­spiels­wei­se. Oder, wer wür­de es wagen, Huxel­re­be, Scheu­rebe, Bac­chus und Tra­mi­ner zu einer kno­chen­tro­cke­nen Cuvée zu ver­mäh­len? Reb­sor­ten, für die es seit ihrer glor­rei­chen Zeit in den 1970ern berg­ab geht, in der Gunst der Wein­trin­ker und als Kon­se­quenz auch bei der Rebfläche.

Auf Umwegen zum Wein

„White trash könn­te man das auch nen­nen“ grinst Sebas­ti­an Class, der erst auf Umwe­gen über das inter­na­tio­na­le Finanz­busi­ness zurück zum Wein fand. Die Rück­kehr war eigent­lich aus­ge­schlos­sen, denn nach dem Abitur hat­te der Vater ihm unmiss­ver­ständ­lich klar gemacht, dass es für ihn im Betrieb kei­ne Zukunft geben wür­de. Sein Bru­der Mar­cel war auf dem elter­li­chen Gut geblie­ben und hat den Beruf des Win­zers von der Pike auf erlernt.

Ein Besuch bei Never­land Viney­ards ist eine Rei­se zu Kalk­bö­den und eigen­stän­di­ger Phi­lo­so­phie (© Never­land Vineyards)

Erbe der Region

Gemein­sam stell­ten sie alles, viel­leicht nicht auf den Kopf, aber auf ganz neue Füße. Sie schwenk­ten auf bio­lo­gi­sche Land­wirt­schaft um; die vom Groß­va­ter gepflanz­ten Reben rode­ten sie nicht etwa, son­dern nann­ten die oben erwähn­te Cuvée ganz frech „Good Old Times“. „GOT ist unse­re Hom­mage an vier urty­pi­sche Sor­ten unse­rer Hei­mat und das Erbe unse­rer Regi­on, Wir zei­gen hier wel­che Ele­ganz und Tie­fe die­se Sor­ten im Zusam­men­spiel am Gau­men haben kön­nen.“, erklä­ren die Brü­der, „so kommt ein inten­si­ver Flirt zwi­schen der bizar­ren Fruch­tig­keit von Huxel und Scheu mit der volu­mi­nö­sen Wür­ze der Bac­chus­re­be ins Glas.“ Und wei­ter mit der Poe­sie: „Die lust­vol­le Liai­son ent­fal­tet durch die zusätz­lich abge­feu­er­ten Lie­bes­pfei­le des Tra­mi­ners eine ein­drucks­vol­le Dyna­mik am Gaumen.“

Denn wider Erwar­ten ist der Wein kei­nes­wegs laut in der Nase, son­dern bei­na­he ätherisch-subtil. Der Wein aus dem küh­le­ren Jahr 2017 macht mineralisch-trockenen Druck am Gau­men, der aus dem war­men 2018 zeigt sich offen­her­zi­ger und schmeich­le­ri­scher, ohne dabei Fri­sche ver­mis­sen zu las­sen. Jeder Wein Aus­druck vita­ler Reben, die die jewei­li­ge Melo­die des Jahr­gangs spielen.

Grauburgunder mit Biss

Weit weg vom (markt-)gängigen weich-fruchtigen Pinot-Grigio-Stil zeigt sich auch der Grau­bur­gun­der „CLASS A Kalk­mer­gel“. „Er ist wie ein Ele­fant auf Zehen­spit­zen. Denn er greift sowohl auf die enor­me Struk­tur unse­rer Grau­bur­gun­der Trau­ben als auch auf sei­nen mine­ra­li­schen Stand­ort, den Kalk­mer­gel­bo­den sei­ner Hei­mat Ven­ders­heim zurück“, sagt Mar­cel Class und Bru­der Sebas­ti­an fügt an: „Er zeigt was wah­ren Pio­nier­geist aus­macht. Wir füh­ren hier reduk­ti­ve und oxi­da­tive Facet­ten, die uns von der Natur gege­ben wer­den, an ihren Extre­men zusam­men und kön­nen so einen Wein prä­sen­tie­ren, der nicht weni­ger als fünf Grauburgunder-Stile aus einem Wein­berg in einer ein­zig­ar­ti­gen Balan­ce ver­eint. Wir legen damit die Mess­lat­te für Grauburgunder-Genuss bewusst sehr hoch.“

(© Never­land Vineyards)

Würze und Mineralik

Klingt voll­mun­dig. Schmeckt auch so – jedoch wie­der­um auf spe­zi­el­le Art. Der Weg­wei­ser deu­tet hier klar ins Bur­gund: Dezen­te Nase, also kei­ne Äpfel und Bir­nen, sowie Wür­ze und Mine­ra­lik bestim­men die Aro­ma­tik. Am Gau­men ist der in fünf sepa­ra­ten Fäs­sern aus­ge­bau­te Wein enorm grif­fig, kei­ne Spur von der berüch­tig­ten Grauburgunder-Breite. Und auch hier fin­den sich wie­der klar unter­scheid­ba­re Jahr­gän­ge: fes­ter und gerad­li­ni­ger der 2017er, zugäng­li­cher und aktu­ell ein­neh­men­der der 2018er.

Was fehlt noch? Ein Wein­glas, das die Facet­ten der Neverland-Weine zur Gel­tung bringt und in das die­se nicht zu kühl (9 bis 12 Grad) ein­ge­schenkt wer­den. Und evtl. ein Hühn­chen in Senf­rahm oder mit Mor­cheln, oder eine Forel­le Mül­le­rin, oder ein Käse­souf­flée oder …

 

Sebas­ti­an und Mar­cel Class haben für die Leser von Weinkenner.de ein Kennenlern-Paket zusammengestellt:

NEVERLAND EXPERIENCE, mit jeweils eine küh­len und war­men Jahr­gang zum Erschme­cken und Erleben

1 Fla­sche Good Old Times 2017

1 Fla­sche Good Old Times 2018

1 Fla­sche Class A Grau­bur­gun­der vom Kalk­mer­gel 2017

1 Fla­sche Class A Grau­bur­gun­der vom Kalk­mer­gel 2018

1 Fla­sche L’Étoile des Rosé 2016

1 Fla­sche L’Étoile des Rosé 2018

Wer mehr über die Phi­lo­so­phie und Beson­der­hei­ten der Wei­ne erfah­ren möch­te, kann bei einem inter­ak­ti­ven Wein­tasting per Zoom Live Stream mit den Brü­dern teilnehmen.

www.neverland-vineyards.de

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