Mittwoch, Dezember 11, 2024
2 C
München
spot_img

Neverland Vineyards: Zwischen alten Rebschätzen und Burgunder-Innovation

Wer Sebastian und Marcel Class nur für Phantasten hält, wird den beiden nicht gerecht. Zugegeben, sie haben verrückte Ideen, aber die Ergebnisse geben ihnen recht, die Class Brüder sind auch in der Top-Gastronomie zu finden, sowohl bei Tim Raue (Berlin**) als auch bei Alfons Schuhbeck (München).

Verrückte Ideen? Ein Weingut in Rheinhessen Neverland Vineyards zu nennen beispielsweise. Oder, wer würde es wagen, Huxelrebe, Scheurebe, Bacchus und Traminer zu einer knochentrockenen Cuvée zu vermählen? Rebsorten, für die es seit ihrer glorreichen Zeit in den 1970ern bergab geht, in der Gunst der Weintrinker und als Konsequenz auch bei der Rebfläche.

Auf Umwegen zum Wein

„White trash könnte man das auch nennen“ grinst Sebastian Class, der erst auf Umwegen über das internationale Finanzbusiness zurück zum Wein fand. Die Rückkehr war eigentlich ausgeschlossen, denn nach dem Abitur hatte der Vater ihm unmissverständlich klar gemacht, dass es für ihn im Betrieb keine Zukunft geben würde. Sein Bruder Marcel war auf dem elterlichen Gut geblieben und hat den Beruf des Winzers von der Pike auf erlernt.

Ein Besuch bei Neverland Vineyards ist eine Reise zu Kalkböden und eigenständiger Philosophie (© Neverland Vineyards)

Erbe der Region

Gemeinsam stellten sie alles, vielleicht nicht auf den Kopf, aber auf ganz neue Füße. Sie schwenkten auf biologische Landwirtschaft um; die vom Großvater gepflanzten Reben rodeten sie nicht etwa, sondern nannten die oben erwähnte Cuvée ganz frech „Good Old Times“. „GOT ist unsere Hommage an vier urtypische Sorten unserer Heimat und das Erbe unserer Region, Wir zeigen hier welche Eleganz und Tiefe diese Sorten im Zusammenspiel am Gaumen haben können.“, erklären die Brüder, „so kommt ein intensiver Flirt zwischen der bizarren Fruchtigkeit von Huxel und Scheu mit der voluminösen Würze der Bacchusrebe ins Glas.“ Und weiter mit der Poesie: „Die lustvolle Liaison entfaltet durch die zusätzlich abgefeuerten Liebespfeile des Traminers eine eindrucksvolle Dynamik am Gaumen.“

Denn wider Erwarten ist der Wein keineswegs laut in der Nase, sondern beinahe ätherisch-subtil. Der Wein aus dem kühleren Jahr 2017 macht mineralisch-trockenen Druck am Gaumen, der aus dem warmen 2018 zeigt sich offenherziger und schmeichlerischer, ohne dabei Frische vermissen zu lassen. Jeder Wein Ausdruck vitaler Reben, die die jeweilige Melodie des Jahrgangs spielen.

Grauburgunder mit Biss

Weit weg vom (markt-)gängigen weich-fruchtigen Pinot-Grigio-Stil zeigt sich auch der Grauburgunder „CLASS A Kalkmergel“. „Er ist wie ein Elefant auf Zehenspitzen. Denn er greift sowohl auf die enorme Struktur unserer Grauburgunder Trauben als auch auf seinen mineralischen Standort, den Kalkmergelboden seiner Heimat Vendersheim zurück“, sagt Marcel Class und Bruder Sebastian fügt an: „Er zeigt was wahren Pioniergeist ausmacht. Wir führen hier reduktive und oxidative Facetten, die uns von der Natur gegeben werden, an ihren Extremen zusammen und können so einen Wein präsentieren, der nicht weniger als fünf Grauburgunder-Stile aus einem Weinberg in einer einzigartigen Balance vereint. Wir legen damit die Messlatte für Grauburgunder-Genuss bewusst sehr hoch.“

(© Neverland Vineyards)

Würze und Mineralik

Klingt vollmundig. Schmeckt auch so – jedoch wiederum auf spezielle Art. Der Wegweiser deutet hier klar ins Burgund: Dezente Nase, also keine Äpfel und Birnen, sowie Würze und Mineralik bestimmen die Aromatik. Am Gaumen ist der in fünf separaten Fässern ausgebaute Wein enorm griffig, keine Spur von der berüchtigten Grauburgunder-Breite. Und auch hier finden sich wieder klar unterscheidbare Jahrgänge: fester und geradliniger der 2017er, zugänglicher und aktuell einnehmender der 2018er.

Was fehlt noch? Ein Weinglas, das die Facetten der Neverland-Weine zur Geltung bringt und in das diese nicht zu kühl (9 bis 12 Grad) eingeschenkt werden. Und evtl. ein Hühnchen in Senfrahm oder mit Morcheln, oder eine Forelle Müllerin, oder ein Käsesoufflée oder …

 

Sebastian und Marcel Class haben für die Leser von Weinkenner.de ein Kennenlern-Paket zusammengestellt:

NEVERLAND EXPERIENCE, mit jeweils eine kühlen und warmen Jahrgang zum Erschmecken und Erleben

1 Flasche Good Old Times 2017

1 Flasche Good Old Times 2018

1 Flasche Class A Grauburgunder vom Kalkmergel 2017

1 Flasche Class A Grauburgunder vom Kalkmergel 2018

1 Flasche L’Étoile des Rosé 2016

1 Flasche L’Étoile des Rosé 2018

Wer mehr über die Philosophie und Besonderheiten der Weine erfahren möchte, kann bei einem interaktiven Weintasting per Zoom Live Stream mit den Brüdern teilnehmen.

www.neverland-vineyards.de

- Anzeige -spot_img
- Anzeige -spot_img

Autor

Jens Priewe
Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

Must know

- Anzeige -spot_img

Ähnliche Artikel

- Anzeige -spot_img