Neues Handelsblatt-Ranking deutscher Weingüter: die 100 Besten

Cover Handelsblatt
Jedes Jahr im November erstellt das Handelsblatt zusammen mit der Weinzeitschrift Vinum ein Ranking der 100 besten Weingüter Deutschlands. In diesem Jahr sind immerhin sieben Weingüter aus der Liste herausgefallen – darunter so bekannte Namen wie der Karthäuserhof an der Mosel und Schloß Proschwitz in Sachsen. „Wer rastet, der rostet“ sagt Pit Falkenstein, Vorsitzender der Jury. Jens Priewe fasst zusammen.

Ein Jahr­gang kann mal dane­ben gehen. Aber bei zwei Jahr­gän­gen wird es kri­tisch, zumin­dest für die, die Ambi­ti­on auf einen Platz auf der Lis­te der hun­dert bes­ten Wein­gü­ter Deutsch­lands haben. „Und bei Schloß Pro­schwitz waren die letz­ten zwei Jahr­gän­ge alles ande­re als zufrie­den­stel­lend“, berich­tet Pit Fal­ken­stein, der seit nahe­zu 30 Jah­ren für die Wein­be­richt­erstat­tung des Han­dels­blatts ver­ant­wort­lich und einer der bes­ten Ken­ner deut­scher Wei­ne ist. Fol­ge: Das säch­si­sche Mus­ter­wein­gut des Prin­zen zur Lip­pe flog raus aus den Best of 100.

Bitter, aber vorhersehbar

Das Wein­gut wird es ver­schmer­zen. Zu bekannt und zu eta­bliert sind die Proschwitz-Weine inzwi­schen. Aber der Stolz des Prin­zen dürf­te durch die Abwer­tung empf­lind­lich getrof­fen sein, zumal nicht Fal­ken­stein allein sei­ne Unzu­frie­den­heit geäu­ßert hat, son­dern die gesam­te Handelsblatt-Jury sich sei­ner Mei­nung anschloss. Und in der sit­zen ein paar der ein­fluss­reichs­ten Wein­jour­na­lis­ten Deutsch­lands: Joel Pay­ne, Her­aus­ge­ber des Gault Mil­lau Wein­Gui­de, Rudolf Knoll, lang­jäh­ri­ger Vinum-Journalist und Gault Millau-Mitarbeiter, Jür­gen Mat­häß, frei­er Wein­jour­na­list und Chris­ti­na Fischer, schrei­ben­de und leh­ren­de Som­me­liè­re aus Köln.

Eben­falls bit­ter, aber vor­her­seh­bar ist auch das Aus für eines der statt­lichs­ten Mosel-Weingüter, den Kart­häu­ser­hof im Trie­rer Vor­ort Eitels­bach. Seit Chris­topf Tyrell, der Inha­ber, 2005 im Gault Mil­lau als „Win­zer des Jah­res“ gefei­ert wur­de, ist das Gesamt­ni­veau sei­ner Wei­ne bestän­dig gesun­ken. „Die Ent­schei­dung war ein­stim­mig“, erklärt Falkenstein.

Auch in der Pfalz und in Baden gibt es Änderungen

Boris KranzAußer­dem sind an der Mosel die Wein­gü­ter Rosch und Clüs­se­rath durch­ge­fal­len, in der Pfalz Biffar (ver­kauft), Dart­ing, Fau­bel sowie in Baden der Spätburgunder-Spezialist Jacob Dui­jn. „Alle vier Duijn-Weine, die wir ver­kos­tet haben, waren unsau­ber oder wenigs­tens fremd­ar­tig im Bouquet.“

Statt Dui­jn sind die Gebrü­der Ber­cher vom Kai­ser­stuhl nun wie­der in den Top 100. Dazu das Juli­us­spi­tal in Würz­burg, Sie­grist in der Pfalz und Graf von Kanitz im Rhein­gau. Letz­te­rer bril­liert schon drei Jah­ren wie­der mit makel­lo­sen, teils begeis­tern­den Rieslingen.

Zum ers­ten Mal tau­chen in der Bes­ten­lis­te auch Frei­herr von Glei­chen­stein aus Baden, Klaus Zim­mer­ling aus Sach­sen und der jun­ge Boris Kranz aus dem süd­pfäl­zi­schen Ilbes­heim auf, der es nach zähem Rin­gen geschafft hat, dass das rheinland-pfälzische Land­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um die her­aus­ra­gen­de, nicht flur­be­rei­nig­te und noch ter­ras­sier­te Riesling-Lage Kal­mit bei Mai­kam­mer, von der sei­ne bes­ten Wei­ne kom­men, end­lich offi­zi­ell aner­kennt, so dass er sie jetzt auch aufs Eti­kett schrei­ben darf.

Die gesam­te Lis­te der bes­ten Weingüter

Wein­re­gi­onWein­gutOrtAnteil tro­cke­ner Wei­ne in %Preis­klas­se
AhrDeut­zer­hofMay­schoss95C
AhrH.J. Kreuz­bergDer­n­au85C
AhrJ.J. Ade­neu­erAhr­wei­ler95C
AhrJean Stod­denRech95C
AhrMeyer-NäkelDer­n­au100C
AhrNel­lesHei­mers­heim90B
BadenAndre­as LaibleDur­bach85C
BadenBer­cher (wie­der)Burk­heim98B
BadenBern­hard HuberMal­ter­din­gen95C
BadenDr. HegerIhrin­gen95C
BadenFrei­herr von Glei­chen­stein (neu)Ober­rot­weil96A
BadenJosef MichelAch­kar­ren98A
BadenRein­hold SchneiderEndin­gen100C
BadenSalw­eyOber­rot­weil99A
BadenSchloss Neuwei­erBaden-Baden95C
BadenSee­gerLei­men100C
Fran­kenHans Wir­schingIpho­fen90A
Fran­kenHorst Sau­erEschern­dorf80C
Fran­kenJuli­us­spi­tel (wie­der)Würz­burg90C
Fran­kenRai­ner SauerEschern­dorf95A
Fran­kenRudolf FürstBürg­stadt95C
Mit­tel­rheinMat­thi­as MüllerSpay65A
Mit­tel­rheinRat­zen­ber­gerBacharach-Steeg50B
Mit­tel­rheinToni Jost HahnenhofBacha­rach70A
Mit­tel­rheinWein­gartSpay60A
Mosel-Saar-RuwerBern­hard KirstenKlüs­se­rath60C
Mosel-Saar-RuwerC. von SchubertMer­tes­dorf55C
Mosel-Saar-RuwerCle­mens BuschPün­de­rich50C
Mosel-Saar-RuwerClüsserath-WeilerTrit­ten­heim65C
Mosel-Saar-RuwerDr. Loo­senBern­kas­tel15C
Mosel-Saar-RuwerDr. Weins-PrümWeh­len15A
Mosel-Saar-RuwerEgon Müller-ScharzhofWil­tin­gen0C
Mosel-Saar-RuwerFritz HaagBrau­ne­berg45C
Mosel-Saar-RuwerGrans-FassianLei­wen50C
Mosel-Saar-RuwerHeymann-LöwensteinWin­nin­gen80C
Mosel-Saar-RuwerJoh. Jos. PrümWeh­len3C
Mosel-Saar-RuwerKees-KierenGraach60A
Mosel-Saar-RuwerMar­kus MolitorWeh­len40C
Mosel-Saar-RuwerMönchhof-ChristoffelÜrzig30C
Mosel-Saar-RuwerR. und B. KnebelWin­nin­gen60C
Mosel-Saar-RuwerRein­hold HaartPie­sport20C
Mosel-Saar-RuwerSankt Urbans-HofLei­wen5C
Mosel-Saar-RuwerSchloss Lie­serLie­ser35C
Mosel-Saar-RuwerSchloss Saar­steinSer­rig50C
Mosel-Saar-RuwerSelbach-OsterZelt­in­gen30C
Mosel-Saar-Ruwervan Vol­xemWil­tin­gen60C
Mosel-Saar-RuwerVol­lenwei­derTraben-Trarbach20C
Mosel-Saar-Ruwervon HövelObe­rem­mel5C
Mosel-Saar-RuwerWil­li SchaeferGraach15C
NaheDr. Cru­si­usTrai­sen80B
NaheEmrich-SchönleberMon­zin­gen75C
NaheGöt­tel­mannMünster-Sarmsheim70A
NaheHer­mann DönnhoffOber­hau­sen60C
NaheKor­rell JohanneshofBosen­heim80A
NaheSchäfer-FröhlichBocken­au70C
NaheSchloss­gut DielBurg Lay­en70C
PfalzA. Christ­mannGim­mel­din­gen95C
PfalzBassermann-JordanDei­des­heim90C
PfalzDr. Bürklin-WolfWachen­heim99C
PfalzDr. Wehr­heimBirk­wei­ler95C
PfalzFried­rich BeckerSchwei­gen95C
PfalzFuhr­mann EymaelBad Dürk­heim80C
PfalzGeorg Mos­ba­cherForst90A
PfalzKnip­serLaum­ers­heim95C
PfalzKoehler-RuprechtKall­stadt80B
PfalzKranz (neu)Ilbes­heim90A
PfalzMüller-CatoirHaardt80C
PfalzMünz­bergGodram­stein98C
PfalzÖko­no­mie­rat RebholzSie­bel­din­gen95C
PfalzPhil­ipp KuhnLaum­ers­heim99C
PfalzSie­grist (wie­der)Leins­wei­ler90C
PfalzTheo Min­gesFlem­lin­gen90B
PfalzVon Winning-Dr. DeinhardDei­des­heim90A
Rhein­gauAugust Kes­se­lerAss­manns­hau­sen70C
Rhein­gauFranz Künst­lerHoch­heim / Main90C
Rhein­gauGeorg Breu­erRüdes­heim85C
Rhein­gauGraf von Kanitz (wie­der)Lorch90C
Rhein­gauJ.B. BeckerWal­luf70C
Rhein­gauJohan­nis­hof EserJohan­nis­berg60C
Rhein­gauJosef LeitzRüdes­heim60C
Rhein­gauJosef Spreit­zerOestrich-Winkel60A
Rhein­gauLang­werth v. SimmernElt­ville70B
Rhein­gauPrinzHall­gar­ten60C
Rhein­gauRobert WeilKied­rich70C
Rhein­gauSchloss Johan­nis­bergJohan­ni­berg80C
Rhein­gauSchloss Schön­bornHat­ten­heim70C
Rhein­gauSchloss Voll­radsOestrich-Winkel75C
Rhein­gauWein­gü­ter Wegeler *Oestrich-Winkel80C
Rhein­hes­senBattenfeld-Spanier im VerbundHohen-Sülzen99C
Rhein­hes­senDrei­ßig­ackerBecht­heim95C
Rhein­hes­senKel­lerFlörsheim-Dalsheim70C
Rhein­hes­senmit Kühling-GillotBoden­heim90C
Rhein­hes­senWagner-StempelSie­fers­heim98C
Rhein­hes­senWitt­mannWest­ho­fen95C
Sach­senKlaus Zim­mer­ling (neu)Dresden-Pillnitz60C
Würt­tem­bergErnst Daut­elBön­nig­heim96C
Würt­tem­bergGer­hard AldingerFell­bach98C
Würt­tem­bergJ. Ell­wan­gerWin­ter­bach70C
Würt­tem­bergKarl Haid­leKernen-Stetten90C
Würt­tem­bergRai­ner SchnaitmannFell­bach95C

* zusam­men mit Schwes­tern­wein­gut in Bernkastel

Preis­ka­te­go­rien:
A – Der größ­te Teil des Ange­bots liegt unter 10 Euro
B – Der gtröß­te Teil des Ange­bots liegt um 10 Euro
C – Der größ­te Teil des Ange­bots liegt über 10 Euro

Man kann sicher strei­ten, ob nicht noch ande­re Wein­gü­ter die Auf­nah­me in die Lis­te der bes­ten Wein­gü­ter ver­dient hät­ten. Aber dann müss­te die­se auf 110 oder 120 erwei­tert wer­den. Sicher ist, dass im nächs­ten Jahr eini­ge Wein­gü­ter auf den Prüf­stand kom­men – ja sogar eini­ge gan­ze Regio­nen durch­fors­tet wer­den, um zu prü­fen, ob Ruf und Rea­li­tät noch zusam­men­pas­sen – etwa die Ahr. Fal­ken­stein: „Ange­sichts der zahl­lo­sen hell­ro­ten, bana­len Wei­ne, die ich ver­kos­tet habe, fra­ge ich mich ernst­haft, ob da nicht dem Einen oder Ande­ren der Ruhm zu Kop­fe gestie­gen ist.“

2 Kommentare

    • Die wah­re Kunst besteht nicht dar­in, Wei­ne der bekann­tes­ten und meist auch teu­ren Wein­gü­ter zu trin­ken, son­dern sehr gute Wei­ne von meist klei­ne­ren Wein­gü­tern mit einem her­vor­ra­gen­den Preis-/ Leis­tungs­ver­hält­nis zu finden.

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