Weißwein reduziert das Hungergefühl, hat eine australische Untersuchung herausgefunden. Die Frage ist, ob die Ergebnisse auch für Europa gelten. Wenn ja, dann müssten die Menschen an Mosel, Loire und in der Steiermark schlanker sein als in Bordeaux zum Beispiel. https://www.weinkenner.de bittet seine User um Rückmeldung.
Einen halben Tag lang hatte die Psychologin Dr. Anna Kokavec von der La Trobe University im australischen Bendigo ihre Probanten fasten lassen. Dann verabreichte sie ihnen innerhalb von gut zwei Stunden insgesamt vier Glas alkoholische Getränke: den einen Bier, den anderen Rotwein, den dritten Weißwein. Ergebnis: Die für den Hunger zuständigen Hormone sanken bei allen Probanten schon nach dem ersten Glas deutlich. Während sie aber bei der Weissweingruppe auf niedrigem Niveau verharrten, stiegen sie bei den Bier- und Rotweintrinkern rasch wieder an. Mit anderen Worten: Letztere bekamen schnell wieder Hunger. Die Weisswein-Gruppe fühlte sich dagegen gesättigt. Sie zeigte auch nach Stunden nach dem letzten Glas wenig Appetit auf feste Nahrung beziehungsweise auf mehr Wein.
Der Körper hält Weißwein für feste Nahrung
„Weisswein trickst den Organismus aus“, erklärte die Forscherin in einem Aufsatz, der kürzlich in der Fachzeitschrift Pharmacology, Biochemistry and Behaviour erschienen ist. „Er läßt den Körper glauben, er habe feste Nahrung zu sich genommen.“ Entsprechend gezügelt sei der Appetit der Weissweintrinker. Laut Kokavec ist der unterschiedliche Stoffwechsel bei Weiß- und Rotweintrinkern beziehungsweise bei Bierkonsumenten auf andere hormonelle Reaktionen zurückzuführen. Während des „Testtrinkens“ ließ sie nämlich das Blut der Probanten untersuchen, um deren Hormonausschüttung kontrollieren zu können. Bei den untersuchten Hormonen handelte es sich um zwei Substanzen, die für den Stoffwechsel, insbesondere für die Insulinproduktion, von großer Bedeutung sind: das Cortisol (auch als das „Stresshormon“ bekannt) und das Dehydroepiandrosteronsulfat (DHEAS, ein männliches Sexualhormon). Diese beiden Hormone bestimmen indirekt das Hungergefühl des Menschen.
Rotwein wird schnell als Wein erkannt
Den Untersuchungen zufolge schafft es nur der Weißwein, den Körper dauerhaft auszutricksen. Beim Rotwein funktioniert der Trick dagegen nicht. Zwar sanken auch bei den Rotweintrinkern zunächst sowohl die Cortisol- als auch die DHEAS-Werte. Doch stieg die Produktion dieser Hormone schnell wieder an, nachdem der Organismus seinen „Irrtum“ erkannt und die Fehlreaktion korrigiert hatte. Der Hunger stellte sich schnell wieder ein. Ob die Ergebnisse der australischen Studie verallgemeinerbar sind und Weißwein generell ein Appetitzügler ist, darf allerdings bezweifelt werden. Vermutlich reagieren die Hunger-Hormone noch auf viele andere Stimuli: Essensdüfte, optische Reize, Gedankenassoziationen. Oder reicht es wirklich Weißwein zu trinken, um abzunehmen?