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Neuer Franciacorta: Berlucchi lässt es schäumen

Sekt oder Selters – diese Frage stellen sich die Leichtmatrosen. Fahrensmänner, die ein Patent für Große Fahrt besitzen, wählen eine andere Option: Champagner oder Franciacorta. Franciacorta? In Deutschland ein relativ unbekannter Name. Er steht für einen anspruchsvollen italienischen Schaumwein, der nach der klassischen Methode der Flaschengärung hergestellt wird.

Franciacorta hat nichts mit Prosecco oder dem süßen Asti zu tun

Der Franciacorta kommt aus dem gleichnamigen Anbaugebiet zwischen Gardasee und Mailand, das ein relativ kühles Klima und lehmig-kalkige Böden besitzt, was für Schaumweine eine optimale Voraussetzung ist. Er besitzt D.O.C.G.-Status, befindet sich also in der höchsten italienischen Qualitätsweinkategorie. Er kostet durchschnittlich weniger als ein Champagner, ist deswegen aber kein Billigheimer. Mit einem Prosecco hat er nichts gemein, mit dem süßen Asti noch weniger.

Ein Franciacorta wird aus Chardonnay- und Pinot Nero-Trauben erzeugt. Die Herstellungsvorschriften sind wortgleich und genauso streng wie in der Champagne. Ein einfacher Franciacorta Brut muss mindestens 18 Monate auf der Hefe liegen, ein Jahrgangs-Wein 30 Monate. Den größten Teil der knapp 11 Millionen Flaschen trinken die Italiener selbst: rund 90 Prozent. Die beiden bekanntesten Franciacorta-Produzenten heißen Bellavista und Ca’del Bosco. Sie besitzen auch in der deutschen Spitzengastronomie einen hervorragenden Namen.

2009 erschien Berlucchis erster Brut ’61

Nun ist auch Berlucchi dazu gestoßen. 2009 ist dieser bekannte italienische Schaumweinproduzent mit einer Palette von hochfeinen Franciacorta-Schaumweinen auf den Markt gekommen, die den Markennamen ’61 auf dem Etikett tragen. Diese Linie besteht aus drei Weinen: dem Brut, einem Rosé Brut und einem Satèn (ein Blanc de Blancs mit einem niedrigeren Kohlensäuredruck).

Der Brut ’61 ist ein cremiger, leicht mineralischer Wein mit fruchtigen Hintergrundnoten, der durch eine feine Dosage rund und harmonisch schmeckt. Gleich teure Handelsmarken-Champagner lässt dieser Brut alt aussehen. Im Facheinzelhandel ist er schon für unter 16 Euro zu finden, die Rosé-Variante für 18,50 Euro, der Satèn für 17,50 Euro.

1961 – das Jahr, in dem Berlucchi seinen ersten Schaumwein erzeugte

Die ’61 bedeutet übrigens nicht, dass dieser Schaumwein schon 50 Jahre alt ist. Die Zahl soll an den ersten flaschenvergorenen Schaumwein erinnern, den Franco Ziliani 1961 in seiner Kellerei in der Franciacorta produzierte. Er war Berlucchis damaliger Önologe. Allerdings hielt er die Qualität der Grundweine dieses Anbaugebiets damals nicht für gut genug, um ausschließlich auf sie zurückgreifen zu können. In den folgenden Jahren Wein kaufte er deshalb Grundweine aus dem Trentino aus dem Oltrepò Pavese und aus anderen norditalienischen Anbaugebieten zu, um sich den passenden „Rohstoff“ zu besorgen.

Das Resultat war die Cuvée Imperiale, bis heute der am meisten verkaufte italienische Markenschaumwein (drei Millionen Flaschen). In jedem dritten Ristorante südlich der Alpen ist er im Ausschank. Allerdings war dieser Schäumer, auch wenn er nach der klassischen Methode (Flaschengärung) erzeugt wird, bislang kein Franciacorta. Die Trauben wurden nach wie vor in anderen Anbaugebieten gekauft. Erst ab 2012 wird die Cuvée Imperiale ausschliesslich aus Franciacorta-Trauben bestehen und der Wein somit ein Franciacorta D.O.C.G. werden.

85 Hektar eigene Weinberge in der Franciacorta

Insgesamt verfügt die Kellerei Berlucchi, die heute von den Nachkommen Franco Zilianis geleitet wird, über 85 Hektar Rebfläche in der Franciacorta. Die Trauben von weiteren 120 Hektar werden von Vertragswinzern dazugekauft. Alle drei Franciacorta ’61 sind übrigens Non Vintage-Erzeugnisse. In die Cuvée werden neben dem jeweils aktuellen Grundwein kleinere Mengen älterer Reserveweine einbezogen. Auf dem Rücketikett steht – wie bei allen Franciacorta-Schaumweinen vorgeschrieben – das Degorgierdatum. Also das Jahr, in dem der Schaumwein entheft und endverkorkt wurde. Auf diese Weise kann der Konsument leicht nachvollziehen, ob er einen jungen Brut oder einen Ladenhüter kauft.

Oberhalb der Linie Franciacorta ’61 gibt es von Berlucchi noch die Cellarius-Linie: Franciacorta mit Jahrgang, also ausgewählte Selektionen mit über 30monatigem Hefelager. Sie liegen preislich über 20 Euro, die Cellarius Riserva sogar über 40 Euro.

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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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