Am 30. Juni ist die offizielle Eröffnung der Münchener Riesling Lounge. Das Deutsche Weininstitut (DWI) und Nicole Retter als Gastronomin werden dann die Lounge feucht-fröhlich eröffnen. Sie befindet sich Retters Weinhandlung in der Frauenstraße 10 im Herzen der Stadt (am Rande des Viktualienmarktes). Nach den erfolgreichen Eröffnungen im euroasiatischen Restaurant Copper House in Hamburg (inzwischen geschlossen) und in Köln (Hotel Excelsior Ernst) ist München der dritte Großstadt-Versuch, dem Riesling ein Dach und eine Adresse zu geben. „Anstatt eines Cappuccino oder Prosecco können die Stadtgänger ein Glas feinen Riesling zu sich nehmen, trocken oder feinherb, je nach Geschmack, in lockerer Atmosphäre“, sagt Nicole Retter. In den weichen Fauteuils der Lounge oder im Weingarten im Innenhof können die Gäste rund 12 Weine glasweise genießen – vom einfachen QbA bis zum Eiswein. Die Preise sind fair kalkuliert. Das 0,1 l-Glas gibt es ab 3 Euro.
Viele wenig bekannte Spitzen-Rieslinge
Retters Weinhandlung, 2006 von der ehemaligen Bankkauffrau und IHK-geprüften Weinfachberaterin gegründet, verfügt bereits über ein breites Sortiment an deutschen Weinen, darunter zahlreiche Spitzenweingüter von VDP-Betrieben. Das neue, speziell für die Riesling Lounge vorgehaltene Sortiment enthält dagegen viele Betriebe der zweiten Reihe, die weniger bekannt sind, aber hervorragende Qualitäten bieten. Etwa die rheinhessischen Weingüter Espenhof aus Flonheim-Uffhofen und Theo Gehring aus Nierstein oder das sächsische Weingut Walter Schuh aus Meißen. Sie wurden von der Riesling-Kennerin Retter aus 360 Weingütern ausgewählt, die sich bei ihr um Aufnahme beworben hatten. Aber auch bekannte Namen wie Dreissigacker und Schloß Vaux kommen sich in der Lounge im Ausschank. Zur Eröffnung werden in der Lounge 25 Rieslinge aus allen deutschen Anbaugebieten gelistet sein. Im Herbst werden noch einige Spätburgunder dazukommen. Die Weine können auch flaschenweise gekauft oder im benachbarten Restaurant Retter zum Essen getrunken werden.
Die Initiative kommt vom DWI
Die Riesling Lounges gehen auf eine Initiative des DWI zurück. Das Ziel der zentralen Kommunikations- und Marketingorganisation des deutschen Weins ist es, den Riesling in den großstädtischen Konsumschwerpunkten Deutschlands gegen die Konkurrenz ausländischer Weine zu etablieren. Zugleich möchte das DWI das Feld des deutschen Weins nicht kampflos dem Eliteverband VPD überlassen, der durch prestigeträchtige eigene Veranstaltungen praktisch die Deutungshoheit über den berühmtesten deutschen Wein erobert hat. So ist auch die Münchener Riesling Lounge ein Versuch, in der auf italienische und österreichische Weine fokussierten Gastronomie der bayerischen Landeshauptstadt Fuß zu fassen, und zwar mit Weinen von Erzeugern, die Spitzenqualitäten produzieren, aber keinen Verbänden angehören und medial selten wahrgenommen werden. Das DWI sucht die Lounge-Betreiber aus, vergibt das Logo (zunächst für ein Jahr), bietet Informationsmaterial und materielle Unterstützung an. „Wenn das Konzept Schule macht, können wir uns in Zukunft auch andere Spielarten der Lounges vorstellen, etwa eine Silvaner Lounge“, glaubt Frank Schulz, Leiter der DWI-Kommunikation.